Herdecke. „Viele reden ja immer von den Profis. Aber wir wollten erst einmal bis zu Norbert Elgert kommen“, sagt Louis Kösters Mama Katja Strauss-Köster.

Erst einmal ist Fototermin, und die beiden Hauptdarsteller müssen deshalb zum Tannenbaum: Louis Köster, der Mittelfeld-Mann des A-Junioren-Bundesligisten FC Schalke 04, und seine Mama, Dr. Katja Strauss-Köster, die Bürgermeisterin der Stadt Herdecke im Ennepe-Ruhr-Kreis. Rocky, der siebenjährige Mischling, findet das alles sehr spannend, und er schnüffelt vor allem am Fotorucksack. Thomas Köster nutzt die Zeit, um mal kurz auf den Punkt zu bringen, das Glück seines Sohnes zu beschreiben, Norbert Elgert als Trainer zu haben. „Ein genialer Mensch“, sagt er. „Auch für die Jungs ist er genial.“

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Die Fotomodelle kommen zurück. Was ist es denn, was diesen Norbert Elgert so besonders macht? „Seine Art. Wie er mit uns umgeht. Er ist sehr offen und kommt auf jeden Spieler zu. Klasse! Ich bin auch sehr dankbar, dass ich unter ihm und seinem Trainerteam trainieren darf“, antwortet Louis Köster. Das klingt nach Geborgenheit. „Ja“, meint er. „So kann man das nennen.“

Louis Köster: „Das tut schon weh, am Rand zu stehen und verletzt zu sein“

Katja Strauss-Köster ist seit 2009 Bürgermeisterin von Herdecke.
Katja Strauss-Köster ist seit 2009 Bürgermeisterin von Herdecke. © Biene Hagel

Wegen zweier kleiner Verletzungen hat der 17-Jährige die bisherigen vier Bundesliga-Saisonspiele gegen den 1. FC Köln (1:0), beim Wuppertaler SV (2:1), gegen Borussia Dortmund (2:3) sowie bei Fortuna Düsseldorf (4:0) verpasst. „Das tut schon weh, am Rand zu stehen und verletzt zu sein“, sagt Louis Köster, der seinen Coach momentan wegen der Corona-Pandemie wie auch seine Teamkollegen nicht live erleben darf. Trainiert wird in oder vor den eigenen vier Wänden in Herdecke. „Wir haben alle einen Plan für zu Hause bekommen“, erzählt er. Neben ihm sitzt seine Mama und schmunzelt. „Wir haben“, sagt Katja Strauss-Köster, „das große Glück, dass wir einen Garten haben.“ Platz zum Schuften.

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Klar: Louis Köster schuftet dafür, endlich wieder Fußball spielen zu dürfen. „Das fehlt natürlich schon total“, sagt er. Doch auch, wenn sie zu Hause sind, ist Norbert Elgert im Prinzip immer oder zumindest vorübergehend bei seinen Spielern. Oder besser: in deren Ohren. Und er vermittelt ihnen auch, für was sie in dieser oft tristen Zeit ackern. „Wir wollen versuchen, gestärkt rauszukommen, wenn’s wieder losgeht“, sagt Louis Köster. Und wann? „Im Januar und Februar wird’s sicherlich schwierig, aber ich denke, dass wir noch ein paar Spiele hinbekommen“, meint er.

Louis Kösters 14-jährige Schwester Leni schwärmt für Islandpferde

Louis Köster spielt im U-19-Bundesligateam des FC Schalke 04 und träumt davon, irgendwann einmal in der Veltins-Arena aufzulaufen.
Louis Köster spielt im U-19-Bundesligateam des FC Schalke 04 und träumt davon, irgendwann einmal in der Veltins-Arena aufzulaufen. © Biene Hagel

Ein paar Meter weiter lässt sich Leni die Weintrauben schmecken, die wie einige andere Leckereien auf dem Tisch stehen. Die hellen seien leckerer als die dunklen, sagt die 14-Jährige. Recht hat sie. Für einen kurzen Moment spielt ihr großer Fußball-Bruder mal keine Rolle bei diesem Gespräch. Und Katja Strauss-Köster erzählt, dass sie auf ihre sportliche Tochter mächtig stolz sei. Leni Köster, die mit Vikingur der erste große Foto-Blickfang ist, wenn man das ländlich gelegene Köster-Haus betritt, gehört beim Islandpferde-Reiter- und Züchterverband zum Nachwuchs-Bundes- und Landeskader. „Das ist“, sagt sie gleich ganz bescheiden, „bei Islandpferden aber leichter als bei Großpferden.“

Nun aber zurück zum Fußball, der sozusagen das Top-Pferd der Deutschen ist. Der Weg auf die große Bundesliga-Bühne ist ein stressiger, ein anstrengender, ja manchmal sogar ein nerviger. „Aber schön!“, sagt Louis Köster sofort und scheint sich auch den großen Rummel bestens vorstellen zu können, den er dann hätte. Deshalb hat er auch trotz seines Planes B – er wird im Jahr 2022 sein betriebswirtschaftliches Abitur machen – sein Ziel klar vor Augen: in der Veltins-Arena im Trikot des FC Schalke 04 aufzulaufen.

Katja Strauss-Köster: „Die Auswahl an Trainern ist für die Charakterbildung außergewöhnlich gut“

Der Meistertrainer der Schalker Knappenschmiede: Norbert Elgert
Der Meistertrainer der Schalker Knappenschmiede: Norbert Elgert © Thorsten Tillmann

Auf dem Weg dorthin kann sich Louis Köster einer Hilfe gewiss sein: der des Norbert Elgert. „Viele reden ja immer von den Profis. Aber wir wollten erst einmal bis zu Norbert Elgert kommen“, sagt Katja Strauss-Köster. Diese Perspektive war 2016 auch sehr entscheidend dafür, dass der damals 13-Jährige ausgerechnet aus seiner Nachbarstadt nach Gelsenkirchen gegangen ist – von Borussia Dortmund zum FC Schalke 04. „Die Knappenschmiede hat einen großen Namen“, sagt Louis Köster. „Viele große Talente sind da rausgekommen.“ Vier 2014-Weltmeister zum Beispiel: Manuel Neuer, der aktuelle Welttorhüter des Jahres, Benedikt Höwedes, Mesut Özil und Julian Draxler.

Wichtig ist dem 1,89 Meter großen Mittelfeld-Mann aber auch zu betonen, sich bereits vor Norbert Elgert auf Schalke pudelwohl gefühlt zu haben. Willi Landgraf nennt er – oder das Trainergespann in seinem letzten B-Junioren-Jahr: Frank Fahrenhorst und Jörg Behnert. „Die Auswahl an Trainern“, meint Mama Katja Strauss-Köster, „ist für die Charakterbildung und die sportliche Leistung außergewöhnlich gut.“

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Und dann ist da jetzt eben noch Norbert Elgert, der 63-jährige Meisterschmied der Knappen, „bei dem wir viel fürs Leben lernen und noch mehr. Er ist einer, der uns viel beibringt“, wie Louis Köster sagt. Seine Mama und Bürgermeisterin Katja Strauss-Köster formuliert es so: „Demütig zu sein, nicht auf die Kacke zu hauen, bescheiden zu sein.“ Und nicht zuletzt: „Teamgeist.“

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