Gelsenkirchen/Mailand. MMA-Kämpferin Mandy Böhm spricht über ihren Sieg in Mailand, Wettkampf-Vorbereitung im Wohnzimmer und Jubel mit der Gelsenkirchener Stadtflagge.
Monster gegen Ananas: Mit diesen Worten kündigte Mandy Böhm vor drei Wochen ihren ersten Kampf bei Bellator, einer der weltweit größten Ligen im Mixed-Martials-Arts (MMA), auf Instagram an. Während die Gelsenkirchenerin wegen ihrer knallharten Kampfart Monster genannt wird, war mit Ananas ihre Gegnerin gemeint, die Belgierin Griet Eeckhout. Inzwischen ist klar: Das Monster hat die Ananas vernascht, die weiterhin ungeschlagene Mandy Böhm (31) hat ihren Bellator-Debütkampf im Fliegengewicht nach Punkten gewonnen. Im WAZ-Interview spricht die derzeit beste deutsche MMA-Kämpferin über den Sieg in Mailand, Wettkampf-Vorbereitung im Wohnzimmer und Jubel mit der Gelsenkirchener Stadtflagge.
Die wichtigste Frage zuerst: Wie geht es Ihnen nun zweieinhalb Wochen nach dem Kampf? Tut noch etwas weh?
Mandy Böhm Ich habe nur noch eine leichte Blessur unter dem Auge, aber ansonsten geht’s mir super. Ich habe abgeliefert und gezeigt, dass ich mich in den vergangenen Monaten weiterentwickelt habe. Und das auf der größten Bühne dieser Welt, was will man mehr?
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Für Sie war es der erste Kampf seit dem Gewinn der Weltmeisterschaft in der kanadischen Liga TKO im Mai 2019. Wie hat sich das angefühlt, nach über einem Jahr wieder im Käfig zu stehen?
Ich bin jemand, der nicht an Ring-Rost glaubt. Ich war schließlich die ganze Zeit im Training und habe weiter hart an mir gearbeitet. Trotzdem war es natürlich schön, endlich wieder performen zu dürfen und zeigen zu können, was man in den Monaten zuvor gelernt hat.
Sie sagen, sie seien in den vergangenen Monaten immer im Training gewesen. Aber die Corona-Pandemie hat doch sicher auch Ihre Vorbereitung beeinflusst, oder?
Ja, klar. Wir hatten auch in Irland, wo ich die meiste Zeit trainiere, im März und April einen absoluten Lockdown. Eigentlich sollte ich ja schon im Mai in den USA mein Debüt bei Bellator gegen die Sechste der Weltrangliste, Liz Carmouche, geben, aber das hat wegen Corona leider nicht geklappt. Ich bin dann mit meinem Mann zurück nach Gelsenkirchen geflogen. Da er auch mein Trainingspartner ist, haben wir unser Wohnzimmer umfunktioniert und dort ein bisschen trainiert. Erst im Juni konnten wir wieder nach Irland fliegen. Dort habe ich mich noch mal zwei Monate spezifisch vorbereitet.
Den Kampf gegen Griet Eeckhout haben Sie auf Ihrem Instagram-Kanal mit den Worten „Monster gegen Ananas“ angekündigt. Ihr Spitzname ist ja schon bekannt, aber wie kommt der andere zustande?
Das ist eine gute Frage (lacht). Der Spitzname meiner Gegnerin ist eigentlich „painapple“, also das englische Wort für Ananas, „pineapple“, kombiniert mit dem für Schmerzen, „pain“. Vielleicht hat sie sich diesen Spitznamen gegeben, weil ihre Frisur wie eine Ananas aussieht. Sie hat auch ein Tattoo, auf dem eine Ananas zu sehen ist. Ich habe es dann bei Ananas belassen, weil ich das witziger fand.
Und wie lief der Kampf zwischen dem Monster und der Ananas?
Der Kampf ging über die volle Distanz, also 15 Minuten. Ich habe vielleicht das eine oder andere Mal verpennt, nachzusetzen und das Schlag-Volumen etwas zu erhöhen. Aber insgesamt lief alles nach Plan. Wir wussten, dass Griet am Boden sehr stark ist, und haben deshalb aufs Boxen gesetzt. Ich habe Ellbogen und Knie angesetzt, wenn sie versucht hat, mich auf den Boden zu bringen. Dann hatte sie keine Chance. Daher war es letztlich ein sehr dominanter Sieg.
Was bedeutet Ihnen dieser Erfolg, auch im Vergleich zum WM-Titel in der TKO, der Ihnen den Sprung zur Bellator erst ermöglicht hat?
Meine letzte Gegnerin in Kanada war auch stark, aber der Sieg bei Bellator bedeutet mir mehr. Das hat sich so angefühlt, als wenn du im Fußball von der Zweiten in die Erste Bundesliga aufsteigst. Nach dem Aufstieg auch direkt abgeliefert zu haben, fühlt sich richtig gut an.
Sie sind vor dem Kampf wieder mit der Gelsenkirchener Stadtflagge eingelaufen und haben auch damit gejubelt. Andere greifen bei solchen Anlässen lieber zur Landesflagge. Warum machen Sie das anders?
Ich mache Gelsenkirchen great again (lacht). Nein, Spaß beiseite, der Sport hat in Gelsenkirchen nun mal eine lange Tradition. Wir haben hervorragende Boxer und mit Schalke 04 den geilsten Fußballklub der Welt. Ich bin zwar Deutsche und repräsentiere Deutschland auch gerne, aber Gelsenkirchen hat für mich einen besonderen Stellenwert. Es ist zwar eine der ärmsten Städte Deutschlands, aber auch eine der schönsten und vor allem grünsten. Ich bin gerne hier großgeworden und liebe diese Stadt. Ich vergesse nie, wo ich herkomme. Das ist sehr wichtig für mich, denn ich bin stolz, Gelsenkirchenerin zu sein.
Wie geht es für Sie nun in den nächsten Monaten weiter?
Ich habe bei Bellator für vier Kämpfe unterschrieben. Der nächste wird im Dezember oder Februar sein. Ich hoffe, dass ich gegen Liz Carmouche oder eine andere namhafte Gegnerin kämpfen kann. Ich möchte sehen, wie stark ich bin und wie gut ich mich gegen die besten dieser Welt behaupten kann. Nichts gegen Griet, sie ist eine starke Frau, aber ich möchte nun die Mädels schlagen, die schon Geschichte geschrieben haben, um meine eigene Geschichte weiterzuschreiben. Mein Ziel ist es, mit dem letzten meiner vier Kämpfe den Bellator-Titel zu holen.