Gelsenkirchen. Bei der SG Gelsenkirchen sind zwei talentierte Schwimmerinnen gegangen. Dafür kam ein verlorener Sohn zurück.
Michael Seeger, Trainer der SG Gelsenkirchen, reagiert auf die Frage, ob der Abgang von Schwimm-Talent Victoria Katharina Dolle einen herben Verlust für sein Team bedeutet, gelassen. „Um Athletinnen hinterher zu trauern, bin ich einfach zu lange dabei. Ich habe Victoria alles Gute bei ihrem neuen Verein VfL Gladbeck gewünscht. Wenn so ein Wechsel-Entschluss feststeht, dann kann man ohnehin nichts mehr machen.“ Neben Dolle muss die SG einen weiteren Abgang verkraften: Anna-Lena Dausel entschied sich ebenfalls für eine neue Herausforderung.
Auch interessant
Dausel entscheidet sich für Essen
Dausel schwimmt mittlerweile für die SG Essen. „Dort hat sie die Möglichkeit, das Sport-Internat zu besuchen und natürlich den Vorteil, auf einer 50-Meter-Bahn zu trainieren. Anna-Lena hat in Essen ein Probetraining absolviert und sich dann entschieden, uns zu verlassen. Sie war hier auf einem sehr guten Weg, aber so ist das im Schwimm-Sport und natürlich auch in anderen Sportarten: Es kommt immer mal wieder vor, dass Nachwuchsleute wechseln“, stellt Michael Seeger fest.
Auf der Seite der Zugänge hat sich bei den Gelsenkirchenern allerdings auch etwas getan. Mit 98er-Jahrgang Nico Tscherner ist ein „verlorener Sohn“ wieder zurück. „Nico hat mehrere Jahre in den Vereinigten Staaten studiert und ist, nachdem er in den schwierigen Corona-Zeiten wieder fliegen durfte, jetzt bei uns zurück im Team“, skizziert Seeger. Dass Tscherner mehr als nur eine Ergänzung ist, liegt auf der Hand: Zunächst studierte er im US-Bundesstaat Illinois an der Lindenwood University und trainierte dort in einem Schwimm-Team mit 40 Athleten.
Danach wechselte er zur Colorado Mesa University und wurde dort bei den RMAC Championships Vierter über 200 Meter Rücken (1:49:30min). Michael Seeger: „Nico hat sich bestimmt nicht ausgeruht, sondern auch in den USA kontinuierlich trainiert. Für uns ist er ein ganz starker Zugang. Er tut uns sehr, sehr gut. Und natürlich höre ich mir auch einige Tipps an, welche Trainingsmethoden er in Amerika kennengelernt hat. Ich bin grundsätzlich offen für alles.“
Auch interessant
Lissok schwimmt in den Fokus
Was die Wettkämpfe angeht, konnte die SG-Schwimmerinnen und Schwimmer in Steinfurt, Bochum und Münster dreimal an Freibad-Challenges teilnehmen, wobei sie durchaus gute Ergebnisse erzielten. „Ich bin keineswegs unzufrieden“, stellt der Coach fest, „die Zeiten waren gut.“ Vor allem Lorena Lissok konnte sich in den Vordergrund fighten. „Sie steht über die 50 Meter Brust auf Platz eins in Deutschland, wobei es in diesem Jahr nicht besonders viele Wettkämpfe gab. Außerdem kommen die Deutschen Jahrgangsmeisterschaften noch im Dezember. Da muss man abwarten, ob Lorena die Tendenz bestätigen kann.“
Am 24./25 Oktober hat die SG Gelsenkirchen für den Wettkampf in Remscheid gemeldet - allerdings wird hier auf der kurzen Bahn geschwommen. „Meine Athleten brauchen einfach Wettkämpfe, sie müssen ein Ziel vor Augen haben und wissen: Wo stehen wir? Man kann sie nicht immer nur vertrösten“, sagt Seeger, der nahezu täglich Ausschau nach weiteren Wettkampf-Möglichkeiten hält: „Es ist wirklich schwer, etwas zu bekommen. Ich kann mit meinem Team nicht bis nach Erlangen oder München fahren. Da kämen dann Übernachtungen auf uns zu, die Kosten würden steigen, und man weiß zudem nicht, ob wegen der Corona-Hotspots überhaupt Hotel-Aufenthalte möglich sind. Die Zeit ist nach wie vor schwierig.“
Mit dem Training in seinem A-Kader läuft es für den Coach aktuell nach Wunsch. „Wir arbeiten im Moment jeweils morgens und abends im Zentralbad. Die Tatsache, dass wir für ein weiteres Jahr Landesstützpunkt sind, ist auch nach außen ein Zeichen für unsere sehr guten Möglichkeiten.“