Gelsenkirchen. Früher war Schacht Publikumsliebling bei den Königsblauen. Heute trägt er den Klub immer noch im Herzen und hofft auf bessere Zeiten.
Erst viel Skepsis, dann eine Menge Zuspruch, nachdem bekannt wurde, dass der Neuzugang als „Billig-Stürmer“ kommt und sich bei seinem Ein-Jahres-Vertrag voll einbringen will: Das Gros der Schalker Fans war in den sozialen Netzwerken in den letzten Tagen wegen Stürmer Vedad Ibisevic hin- und hergerissen. Von „was wollen die mit dem“ bis hin zu „Klasse, der hilft uns“ reichte die Bandbreite an Meinungen. Der eine oder andere traut dem ehemaligen bosnischen Nationalspieler sogar den Sprung zum Publikumsliebling zu.
„Ich bin überzeugt davon, dass Vedad Ibisevic helfen kann. Für ihn ist Schalke 04 eine tolle Möglichkeit. Ibisevic hat bei Hertha BSC bewiesen, dass er als Leader vorangehen kann. So etwas kann Schalke nur guttun. Ich habe zuletzt bei Stürmer Guido Burgstaller keinen Mitreiß-Effekt mehr erkennen können, weil er einfach zu viel mit sich selbst zu tun hatte. Ibisevic brennt. Er ist einer, der für ordentlich Trouble auf dem Platz sorgen kann“, sagt Schalkes ehemaliger Kapitän Dietmar Schacht, den die S04-Anhänger in seiner königsblauen Zeit von 1989 bis 1992 mit langgezogenen „Didiiiii“-Rufen nach vorne peitschten.
Schacht ist dem Malocherklub noch heute verbunden. „In meiner Brust schlagen zwei Herzen: Das eine schlägt für den MSV Duisburg , bei dem ich 1981 meine Profilaufbahn begonnen habe. Das andere schlägt für Schalke 04. Was wir hier 1991 mit dem Aufstieg in die Bundesliga erlebt haben, war sensationell. So etwas bleibt immer im Gedächtnis verankert“, sagt Schacht.
Selbstverständlich hat „Didi“ seinen Ex-Verein weiterhin im Blick. „Ich war in der letzten Saison beim Heimspiel gegen Augsburg in der Arena. Es stehen immer mal wieder Schalker Events und Einladungen auf dem Programm. Einmal im Jahr treffen wir uns mit den Schalker Legenden. Und seit nunmehr 29 Jahren bekomme ich vom FC Schalke 04 einen Blumenstrauß zum Geburtstag. Der Verein vergisst seine Ehemaligen nicht, das finde ich natürlich richtig gut, weil man einfach eine gewisse Wertschätzung spürt.“
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Der 57-jährige Ex-Profi macht sich Gedanken über die sportliche Entwicklung des Traditionsvereins, der in der vergangenen Rückrunde nur einen Sieg gegen Borussia Mönchengladbach einfahren konnte und anschließend 16 Spiele in Folge ohne Dreier blieb.
Schacht genauso enttäuscht wie Fans
„Das ist für mich als ehemaligen Spieler genauso enttäuschend wie für die Fans. Die Rückrunde hat mich einfach traurig gemacht. Ich hoffe, dass Schalkes Trainer David Wagner, der mit einer Menge Selbstvertrauen begonnen hat, dann aber immer ruhiger geworden ist, die richtigen Schlüsse aus der Vorbereitung zieht. Wagner ist als Coach jetzt genauso gefordert. Ich finde, ein Trainer darf auch mal einen Meter in der Luft stehen, wenn es auf dem Rasen nicht nach Wunsch läuft.“
Dass die Schalker in den ersten drei Auswärtsspielen mit Bayern München, RB Leipzig und Borussia Dortmund gleich drei Kracher abarbeiten müssen, findet Dietmar Schacht „Hammer“, sagt aber im gleichen Atemzug: „Ich finde die Sache auch nicht aussichtslos. Schalke hat ja in diesen Spielen eigentlich gar nichts zu verlieren.“
Und was denkt Schacht grundsätzlich über Schalkes Perspektiven? „Es wird für den Klub die schwierigste Saison seit langer Zeit. Dadurch, dass man Europa als Ziel ausklammert, ist der Druck etwas heraus. Vielleicht kann Schalke so auch etwas überraschen.“