Bulmke-Hüllen. „Es ist doch schön, im Spätherbst der Karriere noch einmal mit den alten Kumpels zusammenzuspielen“, sagt der Neu-Bulmker René Lewejohann.

Spektakuläre Spielerwechsel gehören in der Fußball-Kreisliga A eher zu den Ausnahmen und nicht zur Regel. Den Sportfreunden aus Bulmke ist jetzt ein echter Coup gelungen. Der Neuling vom Tossehof konnte einen Mann für sich gewinnen, der zu seiner besten Zeit in der deutschen U 20-Nationalmannschaft, in der 2. Bundesliga und für ausländische Erstligisten kickte. Die Rede ist von René Lewejohann, der auch im Alter von 36 Jahren als Fußball-Verrückter bezeichnet werden darf.

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Seine Karriere als Spieler war eigentlich längst beendet. Er hat sich inzwischen auch einen Namen als Trainer im westfälischen Amateurfußball gemacht. Er coachte die SpVgg Erkenschwick und war zuletzt bei der Hammer SpVg in der Oberliga tätig. Zur Saison 2020/21 übernahm er gemeinsam mit Markus Kaya, seinem Kollegen aus der Traditionsmannschaft des FC Schalke 04, die in der A-Junioren-Bundesliga spielende U 19 von Rot-Weiß Oberhausen.

René Lewejohann: „Ich habe mich von dem Projekt begeistern lassen“

Und gleichzeitig holte er seine alten Fußball-Treter aus dem Keller, um sie künftig auf Asche für die Sportfreunde Bulmke zu schnüren. „Ein reiner Freundschaftsdienst“, wie René Lewejohann sagt. Während seiner fußballerischen Wanderschaft hat er auch Ali Vural und Cahit Gündogan kennengelernt, das neue Trainer-Duo der Bulmker. Den alten Weggefährten aus gemeinsamen Zeiten beim FC Schalke 04 gelang es, ihn von einem Engagement in Bulmke zu überzeugen.

Zwei Schicksalsschläge im vergangenen Jahr

René Lewejohann bezeichnet sich gerne als Kind des Ruhrgebiets und als Straßenköter. Er hat das Herz am rechten Fleck, wie man hierzulande gerne sagt.

Aber der 36-Jährige hat auch eine ganz sensible Seite. Im vergangenen Jahr musste er zwei schwere Schicksalsschläge innerhalb kurzer Zeit verkraften. Während der Zeit als Trainer in Hamm verstarb sein Bruder Björn, danach auch sein Vater. „Der Fußball hat mir in dieser schweren Zeit viel Kraft und auch etwas Ablenkung gegeben“, sagt René Lewejohann.

„Ich habe mich von dem Projekt begeistern lassen, das bei den Sportfreunden anläuft“, sagt der gebürtige Herner und macht deutlich, dass es für ihn eine Stand-by-Geschichte wird. „Wenn es die Zeit hergibt, werde ich für die Sportfreunde auflaufen.“ Und mit einem Schmunzeln fügt er hinzu: „Dann können sich die Leute wieder ein Bild von einem echten Strafraumstürmer machen, der sich nicht zu schade ist, dorthin zu gehen, wo es wehtut.“

René Lewejohann ist früher oft dorthin gegangen, wo es wehtut. Zahlreiche Verletzungen zeugen von seinem Einsatz und waren vielleicht auch der Grund dafür, dass es nicht zu der ganz großen Karriere langte. Er war auf einem guten Weg, als er in der Nachwuchsabteilung des VfL Bochum derart auf sich aufmerksam machte, dass er zweimal in die deutsche U20-Nationalmannschaft berufen wurde. Seine damaligen Mitspieler im Trikot mit dem Adler: Bastian Schweinsteiger, Per Mertesacker, Mario Gomez und Lukas Podolski.

Sportlich und menschlich geprägt von Mike Büskens

Nach seiner Zeit in Bochum kam er zu sieben Zweitliga-Einsätzen für RW Ahlen. Im Sommer 2005 ging er zur zweiten Mannschaft des FC Schalke 04, wo er mit Mike Büskens einen ähnlich Fußball-Verrückten als Trainer hatte. „Ich habe immer noch einen engen Kontakt zu ihm“, erzählt René Lewejohann. „Buyo war ein Trainer, der mich sportlich und menschlich geprägt hat.“

SV Wilhelmshaven, Alemannia Aachen, Westfalia Herne, Bonner SC, SV Meppen, Sportfreunde Siegen, 1. FC Kaan-Marienborn, DSC Wanne-Eickel und BV Herne-Süd – das waren seine nächsten Stationen in Deutschland. Und zwischendurch sammelte er Erfahrungen im Ausland: in Australien, auf Zypern, in den Niederlanden und auch in Iran.

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Jetzt also Bulmke. „Es ist doch schön, im Spätherbst der Karriere noch einmal mit den alten Kumpels zusammenzuspielen. Just for fun, ohne den ganz großen Druck“, sagt René Lewejohann. Wer allerdings glaubt, dass er für die Sportfreunde nicht mit dem nötigen Ehrgeiz zu Werke gehen wird, der irrt gewaltig. „Ich bin immer noch der ehrgeizige Typ von früher“, bestätigt er. „Wenn ich auf den Platz gehe, will ich gewinnen, selbst wenn es sich um ein Trainingsspiel handeln sollte.“ Ercüment Salman, der Vorsitzende der Bulmker, hört so etwas gerne. Schließlich soll der Aufstieg in die Kreisliga A nicht der letzte für seine ambitionierten Bulmker bleiben.