Gelsenkirchen. Martin-Niemöller-Stiftung verleiht der Schalker Fan-Gruppierung den mit 10.000 Euro dotierten Julius-Rumpf-Preis. Clemens Tönnies sieht Rot.

Ein Titel für Schalke! Was sich angesichts der schwierigen sportlichen Lage der königsblauen Bundesliga-Fußballer derzeit wohl nur wenige vorstellen können, ist abseits des Platzes nun passiert. Die Schalker Fan-Initiative ist nämlich mit einem Preis ausgezeichnet worden, der deutlich wichtigere Leistungen als bloße Siege auf dem Fußballplatz honoriert: dem Julius-Rumpf-Preis.

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Mit der Auszeichnung würdigt die Martin-Niemöller-Stiftung den Einsatz der Schalker Fan-Initiative gegen Rassismus und Diskriminierung. Seit ihrer Gründung im Jahre 1992 engagiert sie sich ehrenamtlich mit Kultur- und Bildungsprojekten, Jugendarbeit und internationalen Begegnungen gegen Menschenfeindlichkeit und für Integration. Namensgeber des mit 10.000 Euro dotierten Preises ist der evangelische Pfarrer Julius Rumpf, der während des Nationalsozialismus dem kirchlichen Widerstand angehörte und Mitbegründer der regime-kritischen „Bekennenden Kirche“ war.

Schalke-Fans zeigen Clemens Tönnies die Rote Karte

Auf die Schalker Fan-Initiative aufmerksam wurde das Kuratorium der Stiftung im August vergangenen Jahres beim Erstrundenspiel der Königsbauen im DFB-Pokal beim SV Drochtersen/Assel. Die mitgereisten Schalke-Fans hatten ihrem damaligen Aufsichtsratschef Clemens Tönnies geschlossen die Rote Karte gezeigt und damit gegen dessen rassistische Aussagen gegenüber Afrikanern protestiert. „Zu unserer Freude konnten wir feststellen, dass dies nur die Spitze eines Eisbergs vielfältigen Eintretens für Toleranz, Demokratie und Mitmenschlichkeit war. Die Schalker Fan-Initiative erhebt seit langen Jahren ihre Stimme gegen Rassismus aller Art, Homophobie, Ausländerfeindlichkeit und nationalistische Verengungen“, begründete Propst Michael Karg, Vorsitzender der Martin-Niemöller-Stiftung, bei einem persönlichen Besuch im Fan-Laden der Fan-Initiative die Entscheidung.

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Stellvertretend für die Fan-Initiative bedankte sich Vorstandsmitglied Dr. Susanne Franke für die Auszeichnung: „Wir sind stolz und froh, dass zwei Stiftungen ohne regionalen und ohne Fußballbezug die Fan-Ini als Preisträger ‚gefunden‘ haben und unsere Arbeit so wertschätzen. Dies ist eine besondere Begegnung für uns alle.“

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Aufgrund der Coronavirus-Pandemie kann die offizielle Preisverleihung derzeit zwar nicht stattfinden. Um die Wartezeit bis zum Nachholtermin zu verkürzen, haben die Beteiligten aber ein Video über den Preis und die Preisträger gedreht. Hier kommen auch viele Weggefährten der Schalker-Fan-Initiative wie der ehemalige Profi Martin Max, Fußballkommentator Manfred Breuckmann und die Leiterin der jüdischen Gemeinde in Gelsenkirchen, Judith Neuwald-Tasbach, zu Wort.

Zu sehen ist das Video im Internet auf www.fan-ini.de