Gelsenkirchen. Dass Daniel Caligiuri und David Wagner hilflos die Arme ausbreiten, verrät alles über den aktuellen Zustand der Schalker Bundesliga-Fußballer.
Es läuft noch die erste Halbzeit, der FC Schalke 04 liegt auf dem Weg zu seiner 0:3-Schlappe in der Fußball-Bundesliga gegen den FC Augsburg bereits mit 0:1 hinten, als Fotograf Martin Meißner auf den Auslöser drückt und mit einem einzigen Bild alles verrät, was die Königsblauen zurzeit auszeichnet: totale Ratlosigkeit. Daniel Caligiuri, der momentane Kapitän, breitet hilflos die Arme aus, und einige Meter dahinter, wenn auch nur noch verschwommen zu erkennen, entscheidet sich Cheftrainer David Wagner ebenfalls für diese Mirko-Slomka-Gedächtnispose.
Der Zustand der Schalker Mannschaft, und das hat gewiss nichts mit der Corona-Krise zu tun, hat erschreckende Temperaturen. „Uns fehlen die Leichtigkeit, das Vertrauen, die Automatismen“, hat David Wagner nach dem Schlusspfiff gesagt – jener Trainer also, der die Mannschaft nach der besorgniserregenden Saison 2018/19 in der Hinrunde so intensiv erreicht zu haben schien, dass diese hin und wieder sogar beeindruckende Leistungen ablieferte, dass von Mittelfeld-Spielern wie Amine Harit und Suat Serdar, der wegen seiner am Sonntag erlittenen Knieverletzung bis zum Saisonende auszufallen droht, gar geschwärmt wurde. Doch diese beiden einstigen Asse sind im Jahr 2020 überhaupt keine Trümpfe.
22 Gegentreffer in der Rückrunde, mehr als in der gesamten Hinrunde
Der 48-jährige Schalker Cheftrainer muss zur Kenntnis nehmen, dass nach dem total verkorksten Re-Start, also dem 0:4 im Revierderby bei Borussia Dortmund sowie dem 0:3 vom Sonntag gegen den jetzt Tabellenzwölften FC Augsburg, aus dem fünftbesten Bundesliga-Angriff der Hinrunde (29 Treffer) der schlechteste der Rückrunde geworden ist: mickrige vier Törchen, macht gerade mal 0,4 pro Spiel.
Sogar das Schlusslicht, der SC Paderborn, der in der Rückrunden-Tabelle als einzige Mannschaft – mit nur sechs Punkten und somit einem weniger – schlechter als die Königsblauen ist, hat schon elfmal getroffen. Siebenmal mehr. Auch der SV Werder Bremen kommt immerhin auf einen Rückrunden-Schnitt von 0,66 Treffern pro Partie. Und für die, die das Schalker Problem lieber an der Defensive festmachen, sei erwähnt, dass es in nun zehn Rückrunden-Partien schon 22 Gegentreffer gesetzt hat, also mehr als in der gesamten Hinrunde, als es in 17 Spielen 21 waren.
Düsseldorfer Schockerlebnis in Köln – 2:2 nach 2:0-Führung
Wie geht’s nun weiter für den Tabellenachten, den weiterhin lediglich zwei Punkte vom sechsten Platz und somit der Europa-League-Qualifikation trennen? Die Spielfakten für diese Woche sind, dass es am Mittwochabend (20.30 Uhr) zum Tabellendrittletzten Fortuna Düsseldorf geht, der 13 Zähler Rückstand hat, und am Samstag (15.30 Uhr) der Tabellenvorletzte in die Veltins-Arena kommt, der SV Werder Bremen. „Es geht jetzt Schlag auf Schlag“, sagt Daniel Caligiuri. „Wir werden das Augsburg-Spiel analysieren, und dann liegt unser voller Fokus darauf, das Spiel gegen Düsseldorf zu gewinnen.“
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Das Ziel der Fortuna in der heimischen Merkur-Spiel-Arena wird sicherlich kein anderes sein – erst recht nicht nach den schrecklichen Gefühlen vom Sonntagabend, nach dem 2:2 im rheinischen Derby beim 1. FC Köln, in dem die Düsseldorfer ihre Gegentreffer nach einer 2:0-Führung in der 88. Minute sowie in der Nachspielzeit kassiert haben und nach dem sie direkt in der Kabine zu einer Krisensitzung zusammengekommen sind.
Uwe Rösler: „Die Mannschaft weiß, dass wir gut sind, sie hat Selbstvertrauen“
Das ist ein Schockerlebnis für die Landeshauptstädter gewesen. „Das tut richtig weh“, hat Uwe Rösler gesagt, der sich jedoch sicher sein kann, dass die Schmerzen der Schalker intensiver sind, auch wenn dies vielleicht nicht jedem Einzelnen im königsblauen Trikot unbedingt anzusehen ist. „Es ist eine entscheidende Woche für uns“, meint der 51-jährige Fortuna-Trainer. „Die Mannschaft ist jedes Mal zurückgekommen, und ich sehe keinen Grund, warum sie diesmal nicht zurückkommen sollte. Es hat mich sehr gefreut, wie wir Fußball gespielt haben. Die Mannschaft weiß, dass wir gut sind, sie hat Selbstvertrauen.“
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Das sind Worte, die David Wagner allzu gerne auch einmal wieder in den Mund nähme. Im Moment bleibt dem Schalker Cheftrainer aber nur die ratlose Mirko-Slomka-Gedächtnispose.