Lübeck. Der Schalker U-19-Meisterkeeper von 2012 schwärmt von Manuel Neuer: „Manu ist in allen Bereichen weltklasse. Das macht ihn so einzigartig.“
Es ist der 17. Juni 2012 gewesen, als Lukas Raeder und die A-Junioren des FC Schalke 04 im Oer-Erkenschwicker Stimberg-Stadion Deutscher Meister geworden sind. Sie besiegten den FC Bayern München, in dessen Reihen auch Alessandro Schöpf stand, mit 2:1. Danach hat sich er gebürtige Essener Richtung Isar aufgemacht, zum FC Bayern München. Die Bilanz: Lukas Raeder kam 2014 zu anderthalb Bundesliga-Spielen, ehe er in Portugal bei Vitória Setúbal, in England beim Drittligisten Bradford City, bei Rot-Weiss Essen und schließlich 2019 in der Regionalliga Nord beim VfB Lübeck landete.
Auch interessant
Es ist also so, dass für Lukas Raeder in München kein Auf-, sondern ein Abstieg begann? So beurteilt es der 26-Jährige überhaupt nicht, und der FC Bayern sei auch kein schlechtes Pflaster für Torwart-Talente, sagt er im Sport-Bild-Interview. „Ich habe wahnsinnig viel gelernt und außergewöhnliche Erfahrungen gesammelt.“
Lukas Raeder ist Torwart des Regionalliga-Nord-Spitzenreiters VfB Lübeck
Aber? „Grundsätzlich haben es Talente bei den Bayern-Profis viel schwerer als bei anderen Bundesligisten“, antwortet Lukas Raeder. „Du kommst aus dem Nachwuchsbereich gleich auf das höchste Champions-League-Level. Der Schritt von den Junioren zu den Profis ist zum Beispiel beim SC Freiburg nicht so groß. Daher setzen sich bei anderen Klubs mehr Talente auf Anhieb in der Bundesliga-Mannschaft durch.“
Lukas Raeder, dessen Ziel es nach wie vor ist, Bundesliga-Keeper zu werden, scheint seinen damaligen Wechsel von Gelsenkirchen nach München nie bereut zu haben. „Wenn du die Chance bekommst, dich bei diesem Welt-Klub weiterentwickeln zu können, musst du sie ergreifen. Allein aus dem Training von Pep Guardiola habe ich so viel mitgenommen, was mir auch jetzt beim VfB Lübeck hilft“, erzählt er Torwart des Spitzenreiters der Regionalliga Nord.
Pep Guardiola macht zwischen 18-Jährigen und Superstars keine Unterschiede
Und was? „Ich habe mir abgeschaut, wie detailverliebt und akribisch er arbeitet. Gerade in der Offensive, im Spielaufbau machte er uns ganz konkrete Ansagen“, sagt Lukas Raeder. „Defensiv Anweisungen zu geben, ist leichter, etwa wie man im Block stehen oder verschieben soll. Das Spiel mit dem Ball zu etablieren und zu verfeinern, ist eine herausragende Qualität seiner Arbeit. Damit hat er auch das Torwartspiel bei Bayern enorm weiterentwickelt. Und er fordert von einem 18-Jährigen genau dasselbe ein wie von einem Superstar, traut ihm dasselbe zu. Daran wächst du als Talent enorm.“
Auch interessant
Eine Hilfe in München war für Lukas Raeder damals auch Nationaltorwart Manuel Neuer. „Ich hatte den Vorteil, dass wir uns noch aus Schalker Zeiten kannten. Ich konnte mich an einem der prominentesten Gesichter bei den Profis orientieren“, erzählt Lukas Raeder. „Manu hat mir am Anfang zum Beispiel gezeigt, wo ich mich im Bus hinsetzen sollte, um nicht auf einem falschen Platz zu landen und von einem Superstar verscheucht zu werden.“
„Manu ist in allen Bereichen weltklasse“, sagt Lukas Raeder
Vom 34-jährigen Bayern-Stammkeeper ist Lukas Raeder beeindruckt. „Ich habe allein durchs Zuschauen unheimlich viel gelernt“, sagt er. „Manu ist in allen Bereichen weltklasse. Das macht ihn so einzigartig. Und er kann das Spiel sehr gut lesen, dadurch frühzeitig Entscheidungen treffen. Er ist immer einen Schritt voraus. Was mir aber besonders imponiert hat, ist sein Umgang mit Fehlern. Wenn er bei seiner offensiven Spielweise mal einen Fehler macht, versucht er in der nächsten Szene trotzdem wieder, nach vorne mitzuspielen, einen Angriff einzuleiten. Manu hat keine Angst vor Patzern, sondern absolutes Vertrauen in seine Fähigkeiten.“
Auch interessant
Es ist aber nicht nur der Torwart Manuel Neuer, der Lukas Raeder gefällt, sondern auch der Typ Manuel Neuer. „Er sagt immer seine Meinung, aber auf eine sehr souveräne Art und Weise. Es ist eine Qualität, Kritik sachlich rüberzubringen, ohne andere zusammenzustauchen“, sagt er. „Und ich erinnere mich noch genau: Als ich auf Schalke in der U19 spielte, hat Manu öfter bei unseren Einheiten zugeschaut oder sogar mittrainiert. Welcher Bundesliga-Star macht schon freiwillig bei der Jugend mit und hat noch Riesenspaß dabei? Das fand ich total beeindruckend.“ (AHa)