Gelsenkirchen. Schalke-Leihgabe Mark Uth darf am Samstag mit dem 1. FC Köln nicht gegen S04 spielen. Sportvorstand Schneider erklärt, warum S04 das wichtig war.

Die Geschichte liegt eine halbe Ewigkeit zurück, genau 14 Jahre, aber für Jochen Schneider war sie lehrreich. Der heutige Schalker Sportvorstand war beim VfB Stuttgart in der Verantwortung und lieh in der Winterpause 2006 den VfB-Profi Marco Caligiuri an den damaligen Bundesliga-Konkurrenten MSV Duisburg aus. Im ersten Spiel der Rückrunde trafen Stuttgart und Duisburg aufeinander, und es passierte das, was kommen musste: VfB-Leihgabe Marco Caligiuri, der Bruder des heutigen Schalkers Daniel Caligiuri, erzielte das 1:0-Siegtor für den MSV.

Eine schöne Bescherung für den VfB – und für dessen jungen Manager Jochen Schneider.

Wenn jetzt, 14 Jahre später, an diesem Samstag (18.30 Uhr) der 1. FC Köln und Schalke 04 in der Bundesliga aufeinandertreffen, hat Schneider vorgebaut, damit ihm als Schalker nicht Ähnliches passiert: Mark Uth, den Schalke für die Rückrunde an Köln ausgeliehen hat, wird aufgrund einer Abmachung mit den Kölnern, Schneider nennt es „Gentlemans’ Agreement“, nicht zum Einsatz kommen. Für Schalke ist das positiv, man könnte es auch weitsichtig nennen: Denn Uth ist nach seiner Ausleihe in Köln wieder aufgeblüht: In fünf Bundesligaspielen für den FC erzielte er drei Tore und bereitete zwei weitere vor.

Ziel bei den Leihgaben: Spielpraxis sammeln, den Marktwert steigern

Auf Schalke oft unglücklich: Mark Uth, mit sich hadernd.
Auf Schalke oft unglücklich: Mark Uth, mit sich hadernd. © firo Sportphoto | firo Sportphoto/Ralf Ibing

„Ich glaube, dass ihm dieser Tapetenwechsel hilft, wieder der Mark Uth zu sein, der er in Hoffenheim war“, sagt Schneider über Uths Aufschwung und erklärt im Rückblick dessen Probleme auf Schalke: „Er kam in einer Saison hierher, die für alle schlecht lief, dann hat er sich im April schwer verletzt. In Summe waren diese 18 Monate schon extrem schwierig für ihn.“ Mark Uth war von Juli 2018 bis Januar 2020 auf Schalke, sein Vertrag bei den Königsblauen läuft ab Sommer wieder bis Mitte 2022. Bei ihm ist im Besonderen eingetreten, was sich Schalke von seinen Leihspielern erhofft: Dass diese bei anderen Klubs Spielpraxis sammeln, zu ihrer alten Form finden und ihren abgestürzten Marktwert wieder steigern.

Insgesamt hat Schalke in dieser Saison zehn Spieler an andere Vereine ausgeliehen, Mark Uth ist beileibe nicht der einzige Prominente, wie die Auflistung zeigt:

Sebastian Rudy ist Stammspieler bei der TSG Hoffenheim, die eine Kaufoption auf den Nationalspieler besitzt – Rudy hat in mehreren Interviews deutlich gemacht, dass er gerne im Kraichgau bleiben möchte.

Nabil Bentaleb kommt bei Newcastle United wieder regelmäßig zum Einsatz, auch hier gibt’s eine Kaufoption bei angeblich zehn Millionen Euro Ablöse.

Hamza Mendyl, im Vorjahr auf Schalke total unten durch, kommt in Frankreich bei FCO Dijon bislang auf 16 Einsätze in der Ligue 1.

Bernard Tekpetey spielte bislang zehnmal für Fortuna Düsseldorf, Stammspieler ist er aber nicht.

Steven Skrzybski gelang bei Fortuna Düsseldorf ebenfalls noch nicht der erhoffte Sprung zum Stammspieler (drei Einsätze).

Cedric Teuchert entwickelt sich bei Zweitligist Hannover 96 gut – bei einer Kaufoption von 1,5 Millionen Euro scheint eine dauerhafte Verpflichtung wahrscheinlich.

Pablo Insua kommt beim spanischen Zweitligisten SC Huesca nach einem Kreuzbandriss langsam wieder auf die Beine.

Jonas Carls machte bei Drittligist Viktoria Köln nach seiner Winter-Ausleihe alle Spiele mit.

Ralf Fährmann verbringt diese Saison bei Norwich City, ohne dass er in der englischen Premier League zum Einsatz kommt. Das ist für Schalke bedauerlich, weil der Torwart in der kommenden Saison ja wieder auf Schalke eingeplant ist. „Bei Ralf Fährmann ging es bislang leider nicht so auf, wie wir uns das erhofft hatten“, sagt Schneider, der ansonsten aber bilanziert: „Im Großen und Ganzen sind wir mit den Ausleihen bislang zufrieden.“

Wer, außer Fährmann, in der nächsten Saison wieder auf Schalke spielt, steht im Einzelnen noch nicht fest – Verträge bei den Königsblauen haben alle noch. Auch bei Mark Uth sagt der Sportvorstand: „Gucken wir mal, was am Saisonende passiert.“ Dass die Kölner eine Kaufoption bei angeblich zehn Millionen Euro besitzen sollen, kommentiert Schneider mit einem Lächeln – und mit Schweigen.

Köln und Uth wollten den Wechsel

Wichtiger, weil aktueller ist zunächst ohnehin das Wiedersehen mit Uth am Samstag: Die Schalke-Leihgabe wird auf der Tribüne sitzen und seinem FC die Daumen drücken. Dass Uth gerne gegen Schalke spielen würde, liegt auf der Hand – dass Schalke kein Interesse daran hat, vom eigenen Leihspieler vorgeführt zu werden, ebenso. Dennoch hatte es zuletzt Kritik an diesen angeblichen „Sperr-Klauseln“ gegeben, die vor Schalke schon andere Vereine bei anderen Leihgeschäften angewendet hatten. Um den gesamten Vorgang zu verstehen, hilft es aber zu erklären, warum Schalke den Stürmer im Januar überhaupt an Köln abgegeben hat.

Skrzybski darf gegen Schalke spielen

Nicht Schalke hatte Uth den Wechsel nahegelegt, sondern der Spieler wollte den Schritt, und die Kölner wollten ihn unbedingt haben – sie konnten aber keine Leihgebühr aufbringen. „Wir waren in einer Position, dass wir das nicht machen mussten“, verdeutlicht Schneider. Und: „Wirtschaftlich stimmte uns das nicht zufrieden.“ Dennoch stimmte Schalke zu, um Uth den gewünschten Tapetenwechsel zu ermöglichen – aber eben nur unter der Bedingung, dass er im direkten Duell nicht zum Einsatz kommt. Dies sei legitim, betont Schneider und zieht einen Vergleich: Bei Steven Skrzybskis Wechsel zu Fortuna Düsseldorf sei die Leihe von allen Parteien gewünscht gewesen, auch von Schalke. Außerdem zahlen die Düsseldorfer eine Leihgebühr, so dass es hier keine Nicht-Einsatz-Vereinbarung gibt: „Steven darf gegen uns spielen, kein Problem.“

Mit Köln hingegen gibt’s bei Uth das „Gentleman’s Agreement“ – eine Abmachung unter guten Bekannten, mit Kölns Manager Horst Heldt hat Schneider einst in Stuttgart zusammengearbeitet. Heldt kennt im übrigen auch den eingangs erwähnten Fall Marco Caligiuri, der als Leihspieler gegen seinen Stammverein das Siegtor schoss. Denn Heldt war damals: Teammanager beim VfB Stuttgart.