Wolfsburg. Schalke-Trainer David Wagner erklärt, warum er in Wolfsburg auf Raman und Matondo verzichtete - und was hinter dem Plan mit Burgstaller steckte.

Es ist nicht so, dass David Wagner seiner Mannschaft diesen Punktgewinn in Wolfsburg nicht zugetraut hatte – dafür hat sie ihn in dieser Hinrunde schon viel zu oft richtig überzeugt. Aber wie’s wirklich in ihm aussah, verriet der Trainer von Schalke erst, als das 1:1 beim zuletzt wieder so formstarken VfL Wolfsburg auch eingetütet war: „Hier einen Punkt mitzunehmen und fast sogar zu gewinnen“, sagte Wagner: „Das ist eigentlich krass.”

David Wagner„Wir hatten Respekt vor dieser Aufgabe“

Ohne sieben verletzte Spieler (Stambouli, Sané, Nastasic, McKennie, Schöpf, Uth und Kutucu), ohne den gesperrten Torwart Nübel – und dann verzichtete Schalkes Chefcoach in der Startelf auch noch freiwillig auf die Stürmer Raman und Matondo. Dass diese Rechnung aufgehen würde, hatte er „gehofft”, aber er gab auch zu: „Wir hatten schon Respekt vor dieser Aufgabe”. Deswegen tüftelte Wagner mit seinen Assistenten „ein bisschen länger” als gewöhnlich darüber, wie Schalke das mit diesem Personal angehen wollte.

Schalke: Burgstaller und Reese sollten Wolfsburgs Aufbau stoppen

Der zuletzt so erfolgreiche Benito Raman blieb nach einem Gespräch mit dem Trainer auf der Bank, weil bei dem Stürmer, der pro Spiel regelmäßig fast 50 Sprints hinlegt, der Akku langsam zur Neige ging: „Er meinte, er kann spielen, ist aber nicht bei 100 Prozent.” Bei Rabbi Matondo reichte ein Blick, um zu sehen, dass der 19-Jährige nach seinem Einsatz drei Tage zuvor gegen Frankfurt immer noch im roten Bereich war: „Sein Energielevel war nicht so, dass man ihn hätte bringen können, ohne etwas zu riskieren.”

Spezialauftrag: Guido Burgstaller (rechts), hier gegen Wolfsburgs Brooks.
Spezialauftrag: Guido Burgstaller (rechts), hier gegen Wolfsburgs Brooks. © firo Sportphoto | firo Sportphoto/Ralf Ibing

Deswegen schaltete Schalke um und setzte mit Guido Burgstaller und Fabian Reese auf zwei Stürmer, die den Gegner zunächst einmal vor allem im Spielaufbau ärgern sollten. „Wenn du bei den Wolfsburgern einigermaßen mitspielen willst, musst du dafür sorgen, dass du sie möglichst weit von deinem Tor weghältst”, erklärte Wagner seinen Gedanken: „Und da ist Fabian Reese für mich prädestiniert, weil er von der Mentalität und vom Anlaufverhalten sehr, sehr gut ist.” Burgstaller ist ohnehin sein Pressing-Stürmer Nummer eins.

Burgstaller erfüllt seinen Auftrag

Auch interessant

Dem in dieser Saison bislang erfolglosen Torjäger gab er ganz pragmatisch mit: „Es spielt heute nullkommanull eine Rolle, wie viele Tore du bis jetzt geschossen hast. Es spielt nur eine Rolle, wie wir die Mannschaft so ans Laufen kriegen, dass wir hier vielleicht etwas mitnehmen können.“ Nach Burgstallers schwachem Spiel in Leverkusen erfüllte er in Wolfsburg den Auftrag.

Schalke ging es diesmal nicht um einen Erlebnis-Fußball – sondern darum, aus den verbliebenen Möglichkeiten möglichst viel zu machen. Und da war das 1:1 fast mehr, als Wagner erwartet hatte: „Das war ein guter Punkt. Ich bin total glücklich, wie die Jungs das gemacht haben.”

Wagner: „Je widriger die Umstände sind...“

Schließlich standen mit Markus Schubert, Juan Miranda und Fabian Reese gleich drei Spieler zum ersten Mal in dieser Saison in der Startelf (bisher wurden sie nur jeweils einmal eingewechselt) und mit Nassim Boujellab feierte in der Schlussphase ein viertes Talent seine Saison-Premiere. Dass auf alle Verlass war und die verbliebenen Stammspieler wie Kenny, Kabak, Mascarell oder Serdar den Laden so zusammenhielten, machte Wagner stolz. Für ihn ist die Mannschaft sattelfest: „Je widriger die Umstände sind, desto mehr kommen die Jungs zusammen und reagieren entsprechend.”

Mit 29 Punkten nach 16 Spielen hat Schalke jetzt schon weitaus mehr, als alle erwartet haben – am Samstag (15.30 Uhr) beim Jahresabschluss gegen den SC Freiburg soll jetzt auch noch die 30-Punkte-Marke geknackt werden. Wenigstens Benito Raman wird dann in die Startelf zurückkehren, sonst wird sich nicht allzu viel ändern – außer der Zielsetzung: Im Heimspiel wünscht sich Schalke noch einmal einen Dreier. David Wagners Weihnachtswunsch ist klar: „Gegen Freiburg brauchen wir natürlich die Arena.” Damit auf Schalke 32 Punkte unterm Tannenbaum liegen.