Bottrop/Gladbeck. Fabian Mohs spielt in der Bezirksliga. Aktuell muss der VfB Kirchhellen auf ihn verzichten. Als Stammzellenspender kann er ein Leben retten.

Sein Einsatz hätte dem Spiel gut getan. Doch Fabian Mohs blieb am Sonntag nur die Zuschauerrolle, als sich seine Mannschaft beim BV Rentfort abmühte und 1:2 verlor. Der Bezirksliga-Fußballer des VfB Kirchhellen bereitet sich darauf vor, einem an Blutkrebs erkrankten Menschen das Leben zu retten und darf deshalb in den kommenden Wochen keinen Sport treiben.

„Das Gefühl am Sonntag war natürlich bescheiden“, sagt Fabian Mohs. Die eigene Mannschaft verlieren zu sehen, war ungewohnt und unangenehm, aber: „Natürlich hätte ich gerne gespielt, dann habe ich mir jedoch gedacht, dass ich im Moment eine viel wichtigere Aufgabe habe und dass der Fußball im Vergleich zu einem Menschenleben nur eine bedeutungslose Nebensache ist.“

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Den Tag vor vier Jahren, als er mit seinem Onkel zu einem Heimspiel des FC Schalke fuhr, betrachtet Fabian Mohs heute als ganz großes Glück. Für sich und einen kranken Menschen irgendwo auf dieser Welt. Denn auf dem Weg ins Stadion kamen beide an der 1000-Freunde-Mauer vorbei, an der die DKMS ein Zelt aufgebaut hatte. Dort lud die gemeinnützige Organisation die Fußballfans zur Registrierung ein.

Registrierung in nur fünf Minuten

„Ich habe mir nicht viel dabei gedacht. Nur, dass ich vielleicht etwas Gutes tue, wenn ich mich registriere. Dass ich jemand sein könnte, der einem Menschen helfen kann, daran habe ich damals nicht geglaubt“, erinnert sich Mohs. In fünf Minuten war der damals 19-Jährige registriert. In dieser Zeit hatte er ein Kontakt- und Einverständnisformular ausgefüllt und eine Speichelprobe abgegeben. Die Bewerbung zum Lebensretter war ein Kinderspiel.

Als vor zwei Monaten das Telefon klingelte, hatte Mohs den Tag auf Schalke schon fast vergessen. „Ein Mitarbeiter der DKMS hat mir mitgeteilt, dass meine Gewebemerkmale passen könnten und mich gefragt, ob ich zu weiteren Untersuchungen bereit wäre. Es ginge darum, auch noch die letzten Zweifel auszuräumen“, sagt Mohs.

Eine Woche später brachte die Post ein kleines Päckchen, darin ein handliches Blutentnahme-Set mit zwei Ampullen, die er bei seinem Hausarzt füllen ließ und anschließend wieder zurück schickte. Noch machte sich Mohs keine großen Gedanken. Das änderte sich aber, als vier Wochen später Gewissheit herrschte. Der DKMS-Mitarbeiter ließ den jungen Kirchhellener wissen: „Die Gewebemerkmale passen zu 100 Prozent.“ Natürlich habe er sich nicht nur gefreut, sondern auch ein wenig Sorgen gemacht, gibt Mohs zu: „Im ersten Moment habe ich gedacht: Jackpot. Dann aber auch: Was kommt jetzt auf mich zu. An meinem Entschluss zu helfen, habe ich aber nie gezweifelt.“

Erklär-Video beantwortet Fragen

In einer Spezialklinik ließ sich der 23-Jährige anschließend einmal komplett durchchecken und intensiv über die folgenden Schritte aufklären. Jeder Stammzellen-Spender bekommt in dieser Phase einen persönlichen Berater zugewiesen, der zu jeder Zeit und zu jeder Frage Antworten liefert. „Ein phänomenaler Service“, sagt Mohs, der mit einem guten Gefühl wieder nach Hause fuhr.

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In den letzten Tagen vor der Spende wird den Spendern der vielleicht schwierigste Teil abverlangt. Über einen Zeitraum von vier Tagen muss zweimal täglich ein Botenstoff gespritzt werden, der dafür sorgt, dass sich die Stammzellen im Blut anreichern. Spritzen und Mittel gibt es als Do-it-yourself-Set. Für Mohs kein Problem. Der Fußballer machte bereits bei einer Sportverletzung Bekanntschaft mit Thrombose-Spritzen: „Ich hätte das auch bei meinem Hausarzt erledigen können. Aber ich habe mir nur einmal ein Erklär-Video angeschaut und dann entschlossen, das selbst zu machen. Das ist kein großes Ding.“ Dass der Botenstoff wirkt, merkt Mohs an leichten Kopf- und Gliederschmerzen: „Darauf war ich vorbereitet.“

Fünf Stunden auf einem Stuhl mit der Lieblingsmusik im Ohr

Auch für den Tag der Spende ist er gerüstet: „Ich werde für drei bis fünf Stunden auf einem bequemen Stuhl sitzen und Musik hören. Im linken Arm steckt dann ein Schlauch, der mein Blut in einen Zellseparator führt. In diesem Gerät werden die Stammzellen entnommen. Das Blut wird dann über meinen rechten Arm wieder in mich hineingepumpt.“

Nach dieser Prozedur hat Fabian Mohs seinen Teil erfüllt. Mit den gewonnenen Stammzellen kann nun der Patient mit guten Erfolgsaussichten behandelt werden. Ob er sich schon Gedanken darüber gemacht hat, wem er überhaupt hilft? Mohs: „Natürlich würde ich das gerne wissen.“ Viel mehr als Alter, Herkunft und Geschlecht seines genetischen Zwillings wird der Kirchhellener zunächst aber nicht erfahren. Zwei Jahre lang bleiben Spender und Patient voreinander anonym. Erst dann ist ein Kennenlernen möglich.

Bald wieder auf dem Fußballplatz

Viel früher wird Mohs wieder zu seinen Fußballschuhen greifen. „Nach der Spende muss ich mich noch ein paar Tage schonen. Mein Körper wird sich dann schnell erholen und nach vier Wochen wird das Blutbild auch wieder völlig normal sein.“ Bis dahin bleibt Mohs in der Zuschauerrolle. Mit dem unumstößlichen Gefühl, das Richtige getan zu haben.