Gelsenkirchen. Schalke trifft Sebastian Rudy wieder und wird an ein teures Kapitel erinnert. Trainer Wagner glaubt: Die Ausleihe war die richtige Entscheidung.

In der vergangenen Länderspiel-Woche waren Suat Serdar und Sebastian Rudy gemeinsam bei der Nationalmannschaft. Der Unterschied: Während Serdar seine zweifelsohne überraschende Nachnominierung letztlich als Anerkennung für seine starken Leistungen auf Schalke empfinden durfte, verblüffte Bundestrainer Joachim Löw mit der Einladung von Rudy wirklich alle – außer sich selbst.

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Sei’s drum: Was Serdar und Rudy in den Tagen bei der Nationalmannschaft zu besprechen hatten, kann man erahnen: Das total verunglückte gemeinsame Jahr auf Schalke, das Wiedersehen an diesem Sonntag. Schalke spielt um 18 Uhr (Sky) bei der TSG Hoffenheim – jenen Klub, an den Rudy für diese Saison verliehen wurde.

Mittelfeldspieler Rudy wird als eines der teuersten Missverständnisse auf Schalke geführt. Gerade einmal 850.000 Euro soll die Leihgebühr für Hoffenheim betragen, eine Kaufoption liegt bei sechs Millionen Euro – vor einem Jahr hatte Schalke noch 16 Millionen Euro gezahlt. An der Börse würde man es so sehen: Die Verluste wurden begrenzt, um einem Totalverlust vorzubeugen.

Wagner: In Hoffenheims Spielphilosophie macht er es gut

Zwar machte Rudy auf Schalke noch große Teile der Saisonvorbereitung unter David Wagner mit, doch als Hoffenheim rief, ließ man ihn ziehen. Eine gute Entscheidung, wie Wagner glaubt: „Die Leihe läuft für uns alle in die richtige Richtung“, sagte er vor dem Wiedersehen am Sonntag nun auf WAZ-Nachfrage: Er habe Rudys Entwicklung jetzt in Hoffenheim so wahrgenommen, „dass er da seinen Job in deren Spielphilosophie gut erfüllt.“

Rückkehr nach Schalke mehr als unwahrscheinlich

Dass Rudy noch einmal nach Schalke zurückkehrt, ist mehr als unwahrscheinlich. „Ich möchte definitiv länger hierbleiben“, sagte er dem Hoffenheimer Vereinsmagazin „Spielfeld”. Der 29-Jährige kann sich sogar „sehr gut vorstellen, meine Karriere bei der TSG zu beenden“. Rudy schwärmt: „Der Verein und die Region sind mir ans Herz gewachsen. Ich habe viele Freunde, die Menschen hier sind sehr liebenswert, es passt einfach.“ Auf Schalke hat es dagegen überhaupt nicht gepasst.

Schalke wusste um Rudys Defizite

Die Frage ist, ob man das alles hätte verhindern können. Schalke wusste schon bei dem Transfer im August 2018, dass Rudy in seiner Zeit bei Bayern München nicht mehr der drahtige, dynamische Mittelfeldspieler war, den man aus dessen besten Jahren zuvor in Hoffenheim (2010 bis 2017) kannte. Als Domenico Tedesco Rudy für Schalke begeistern wollte, zeigte er ihm ganz bewusst Videos, mit starken Zweikampfszenen aus früheren Jahren in Hoffenheim und versprach: „Da bringe ich dich wieder hin.” Rudy war angetan von dieser Vorstellung, konnte es aber auf Schalke nicht umsetzen und ließ nach einigen Wochen den Kopf hängen. Zu Tedescos Ehrenrettung sei allerdings gesagt: Auch unter Huub Stevens wurde es nicht besser, auch der setzte Rudy nach einigen Spielen zu Beginn später im Abstiegskampf auf die Bank. Rudy hat für Schalke in 21 Bundesligaspielen weder ein Tor erzielt noch eines vorbereitet.

In Hoffenheim wieder mit einem Stammplatz

In Hoffenheim hat Rudy jetzt wieder einen Stammplatz, in den ersten sieben Bundesligaspielen dieser Saison war er stets über die volle Distanz dabei und erzielte ein Tor – als herausragend wurden seine Leistungen allerdings nicht bewertet.

Dass er trotzdem wieder in die Nationalmannschaft berufen wurde, muss nichts heißen: Auch nach seinen ersten Wochen auf Schalke durfte Rudy einmal bei Joachim Löw vorspielen – das Ende ist bekannt.