Gelsenkirchen. Schalkes Trainer Wagner hat vor dem Spiel am Freitag gegen Mainz vor allem in der Abwehr die Qual der Wahl. Ein Konkurrenzkampf auf hohem Niveau.
So ganz nebenbei hat Schalkes Trainer David Wagner am Mittwoch seinem Mittelfeldspieler Weston McKennie ein Lob ausgesprochen. Der US-Amerikaner wurde vor einer Woche von einem heftigen Magen-Darm-Infekt geplagt, als das Spiel beim SC Paderborn anstand, suchte McKennie das Gespräch mit dem Trainer und teilte diesem mit: „Ich bin da und kann spielen, aber ich bin nicht bei 100 Prozent.“
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Wagner reagierte, nominierte stattdessen Suat Serdar für die Startelf und wechselte McKennie erst für die letzte halbe Stunde ein, in der der 21-Jährige alles aus seinem geschwächten Körper herausholte, um mit Schalke den 5:1-Sieg in Paderborn zu erringen. „So“, lobte Wagner nun, „stelle ich mir das vor.“
Das: Das ist die Sache mit dem Konkurrenzkampf. Jeder will spielen, aber dabei soll immer das Interesse der Mannschaft über das des Einzelnen gehen. Bei seiner Truppe hat Wagner da aktuell keine Bedenken: „Es ist kein Egomane dabei.“
Kein Egomane im Schalker Team
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Das Thema mit dem Konkurrenzkampf ist auf Schalke gerade heiß, weil vor dem Heimspiel am Freitagabend (20.30 Uhr) gegen Mainz 05 bis auf Benito Raman alle Spieler fit und einsatzbereit sind. Ob Wagner gegenüber der Partie in Paderborn Veränderungen vornimmt, ob etwa der inzwischen wieder vollauf genesene McKennie seinen Platz in der Startelf zurückerhält, weiß er noch nicht. „Wir haben Alternativen, wir haben Konkurrenzkampf, und der wird auf einem hohen Niveau ausgefochten“, beschreibt Schalkes Trainer und fügt an, dass dies in einer Atmosphäre geschehe, die förderlich sei – wie bei McKennies team-orientierter Tat vor dem Spiel in Paderborn.
Eine „Eins mit Sternchen“ für Stambouli
Am deutlichsten wird der Konkurrenzkampf in der Innenverteidigung: Hier hat Schalke mit Benjamin Stambouli, Salif Sané, Matija Nastasic und Ozan Kabak für zwei Positionen gleich vier Spieler, die Wagner bedenkenlos für die erste Elf nominieren würde – nur Stambouli war bisher in allen fünf Pflichtspielen dabei. Wagner bezeichnet den Franzosen als die „für mich persönlich größte Überraschung“ im gesamten Schalker Kader. Er erklärt: „Ich hatte Benji nicht als Innenverteidiger auf dem Schirm und schon gar nicht als Innenverteidiger in einer Viererkette.“ Doch in der Vorbereitung, als das Personal noch knapp war, eroberte sich Stambouli seinen Platz und wird nun von Wagner für seine Leistungen geadelt: „In Paderborn war das eine Eins mit Sternchen. So dominant, so stark, so präsent, so schlau – das finde ich fantastisch.“ Schalkes Trainer schiebt nach: „Das führt dazu, dass der Konkurrenzkampf auf der Innenverteidiger-Position noch um einen Spieler erweitert wurde.“
Im Moment geht es nicht darum, ob Stambouli spielt – sondern, wer neben ihm spielt. In den ersten Wochen war das Matija Nastasic, zuletzt aber zweimal Salif Sané. Wagner erklärt den Wechsel: „Matija war vor dem Berlin-Spiel krank, so wurde Salif in die Mannschaft gespült und hat sich festgespielt.“ Offenbar erwägt Wagner für das Spiel am Freitag gegen Mainz hier keinen Wechsel: never change a winning team.
Kabak wäre bereit, muss aber warten
Ozan Kabak, vor der Saison eigentlich als Stabilisator und große Verstärkung für die Innenverteidigung geholt, wird auf sein erstes Pflichtspiel von Beginn an für Schalke also noch warten müssen. Dabei ist der 15-Millionen-Euro-Zugang vom VfB Stuttgart nach seiner Fußverletzung aus der Vorbereitung jetzt wieder fit: „Ozan ist jetzt seit vier Wochen voll im Training“, berichtet Wagner: „Er ist voll auf der Höhe und wäre jederzeit bereit und einsatzfähig.“ Kabak, so der Trainer, stelle sich aber dem Konkurrenzkampf in der Innenverteidigung, „und der ist auf einem wahnsinnig hohen Niveau.“
Nicht alle Trainer gehen gleich mit einer solchen Situation um: Der eine rotiert, der andere setzt lieber auf ein eingespieltes Team. Was aber klar ist: Jeder Trainer ist froh, wenn sich ihm viele Alternativen bieten – auch wenn dann immer von der Qual der Wahl die Rede ist. Wagner lacht dazu: „Ich kann jeden beruhigen, man muss mich nicht bemitleiden.“