Schaffrath. Zuschauer und Sportler trotzen den heißen Temperaturen. Alexander Nordhoff holt sich bei der Vivawest-Ruhrpott-Tour 2019 den Gesamtsieg.
Alexander Nordhoff hatte bei der letzten Etappe der Vivawest-Ruhrpott-Tour 2019 mit seinem Rennrad gerade die 40. Runde auf dem Schaffrather Rundkurs abgeschlossen, als er plötzlich zu grübeln begann. „Ich habe überlegt, ob ich aussteigen soll. Ich habe für mich zu diesem Zeitpunkt kaum eine Chance gesehen, wir sind so schnell gefahren, und trotzdem tat sich nichts im Feld“, erzählte er. Angesichts von Temperaturen über 30 Grad am Sonntag und einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 45 Stundenkilometern hätte man es ihm nicht verübeln können.
Positives Fazit
Organisator Michael Zurhausen vom RC Olympia Buer zog trotz der Schwierigkeiten rund um die witterungsbedingte Verschiebung des Rennens ein positives Fazit des Familientags in Schaffrath. „Ich bin insgesamt sehr zufrieden. Wir hatten zwar wegen der heißen Temperaturen etwas weniger Zuschauer als sonst, aber dafür, dass es eine Notlösung war, war es in Ordnung“, sagte er.
Neben den Profis strampelten am Sonntag auch die Amateur-, Hobby- und Seniorenfahrer sowie 25 Zwei- bis Fünfjährige beim Junior-Cup-Rennen in die Pedale. Die Sieger lauteten wie folgt: Amateure: Christian Thomas (1:19 Stunden); Hobby: Mike Lippinski (46 Minuten); Senioren: Patrick Vogt (1:16 Stunden).
Doch der 29-Jährige zog das Rennen der Profifahrer mit seinen 70 Runden über 77 Kilometer durch und wurde dafür belohnt: Als Sechster ins Ziel gekommen, heimste er genügend Punkte ein, um Hans Pirius und Dario Rapps in der Gesamtwertung noch zu überholen und so von Platz drei auf eins zu springen.
Zuschauer begeistern die Fahrer in Schaffrath
Wer ihn zu dieser Energieleistung motiviert hatte? „Definitiv die Zuschauer“, sagte Alexander Nordhoff, der bereits bei der ersten Etappe in Walsum als Erster ins Ziel gekommen war. Tatsächlich verwandelten die vielen Fans vor allem die lange Start- und Zielgerade in eine Partyzone, woran DJ André mit seinen Mallorca-typischen Mitsinghits auch nicht ganz unschuldig war. Für Begeisterung sorgte daher nicht nur die starke Leistung der Fahrer, sondern auch die des Publikums, das nach der unwetterbedingten Absage der für den 19. Juni geplanten 26. City-Nacht diesmal das Sommerwetter genoss. „Es ist immer wieder schön, hier im Ruhrpott zu fahren. Die Kulisse ist super, so viele Zuschauer hat man nur noch selten“, sagte Alexander Nordhoff. „Ich habe mir daher gesagt, dass ich es den Zuschauern schuldig bin, auch durchzufahren. Ich hätte aber nie damit gerechnet, dass ich dann noch gewinne.“
Vermutlich hatten auch die meisten Zuschauer den Fahrer vom RV Blitz Spich, der bereits im vergangenen Jahr in der Gesamtwertung ganz oben gestanden hatte, lange nicht als Führenden auf dem Schirm. Da die Profifahrer kurz nach den Amateuren gestartet waren, vermischten sich die beiden Felder ziemlich schnell, was nicht unbedingt zur Übersichtlichkeit des Geschehens beitrug. Unübersehbar war jedoch trotzdem, dass sich nach rund der Hälfte des Rennens eine fünfköpfige Spitzengruppe gebildet hatte, deren Mitglieder den Tagessieg auch unter sich ausmachten. Eine Attacke von Andreas Mayr brachte ihm bei der vorletzten Überquerung der Start- und Ziellinie einen vermeintlich entscheidenden Vorsprung. Als die Gruppe in der letzten Runde aber erneut auf die Zielgerade einbog, hatte sich Tim Schlichenmaier doch noch vorbeigeschoben und sicherte sich nach einer Stunde und 39 Minuten den umjubelten Tagessieg.
Tim Schlichenmaier holt den Etappensieg
„Ich war mit Justin Wolf in der Spitzengruppe. Die anderen drei haben ständig abwechselnd attackiert, weil sie wussten, dass sie verlieren, wenn sie mit uns auf die Zielgerade gehen. Dass wir dann mit Andi tatsächlich an dem Mann dran waren, der letztlich wegfährt, war auch ein bisschen Glück. Letztlich konnte ich dann auch noch Justin überholen“, berichtete der 28-Jährige. Doch auch der aus Baden-Württemberg stammende Tim Schlichenmaier, der letztlich vor Justin Wolf und Andreas Mayr ins Ziel kam, ließ es sich nicht nehmen, lobende Worte ans Publikum zu richten. „Das Rennen in Schaffrath zählt zu den fünf Rennen im Pott, zu denen wir immer hinkommen, weil die Zuschauerzahl der Hammer ist. Wir fahren sechs Stunden hier hoch, denn das hier ist einfach ein Riesenerlebnis.“
Genauso wie über die lautstarken Anfeuerungsrufe freute sich Tim Schlichenmaier aber sicherlich über das frisch gezapfte Bier, das ihm während der Siegerehrung gereicht wurde. Er nahm einen kräftigen Schluck und erzählte anschließend, wie anstrengend das Rennen gewesen war. „Das war brutal hart. Es war von Anfang an eines der schnellsten Rennen, die wir je gefahren sind. Ab der 35. Runde habe ich eigentlich nur noch jede einzelne heruntergezählt.“ Alexander Nordhoff wusste nur zu gut, was dieser meinte.