Gelsenkirchen. . Ozan Kabak hat Vorbilder wie Vigil van Dijk und Sergio Ramos - und große Ziele. Beim Eingewöhnen auf Schalke hilft ihm ein Mitspieler besonders.
Dass Ozan Kabak (19) einen klaren Karriere-Plan hat, wird an vielen Dingen deutlich – nicht zuletzt an der Wahl seiner Trikot-Nummer auf Schalke: Der türkische Abwehrspieler bekommt die Nummer 4, die Benedikt Höwedes einst getragen hat. „Er war eine Legende auf Schalke“, weiß Kabak und schiebt einen Satz hinterher, der aufhorchen lässt: „Die besten Abwehrspieler der Welt tragen die Nummer 4.“ Als Beispiele nennt er Virgil van Dijk vom FC Liverpool und Sergio Ramos von Real Madrid – das sind die Vorbilder von Ozan Kabak. Der 19-Jährige möchte einmal so werden wie sie.
„Ich bin noch jung und brauche Spielpraxis“
Umso mehr ist man verblüfft, dass dieser Ozan Kabak nun auf Schalke gelandet ist und sich die im Vorjahr so weit abgestürzten Königsblauen als nächsten Schritt auf der Karriereleiter ausgesucht hat, aber auch dahinter steckt ein klarer Plan, wie er am Dienstag bei seiner Vorstellung in Gelsenkirchen verriet: „Schalke ist eine sehr gute Mannschaft, und ich will spielen - deswegen habe ich mich für Schalke entschieden. Die anderen Vereine standen für mich nicht zur Debatte.“ Der AC Mailand, West Ham United und vor allem Bayern München standen bei Kabak zwar auf der Matte, bekamen aber einen Korb, weil seine Karriere jetzt vor allem eines vorsieht: „Ich bin noch jung und brauche Spielpraxis.“
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Man kann daraus auch raushören: Für andere Vereine ist später immer noch Zeit genug. Gerüchten, dass die Bayern sich sogar bereits einen Zugriff auf Kabak vor dessen Vertragsende auf Schalke im Sommer 2024 gesichert haben, nimmt Sportvorstand Jochen Schneider aber den Wind aus den Segeln: „Der Transfer hat mit keinem anderen Verein etwas zu tun, da sitzt kein anderer Verein mit im Boot.“ Das sei jetzt auch nicht das Thema: „Was irgendwann in Zukunft mal passiert, werden wir dann sehen.“
Der König vom Bosporus reicht ihm nicht
Kabak sagt, er könne sich durchaus vorstellen, die kompletten fünf Jahre auf Schalke zu bleiben: „Natürlich. Schalke ist eine der großen Mannschaften, die jedes Jahr um die Champions League mitspielt.“ In der vergangenen Saison traf er mit Galatasaray in der Königsklasse auf Schalke – aktuell sind solche Spiele aber weit weg.
Dass der 19-Jährige sich im vergangenen Januar für den Wechsel von Galatasaray in die Bundesliga zum VfB Stuttgart entschied, zeigt, dass es ihm für die Karriere nicht reicht, zum König vom Bosporus zu werden: Er wollte vorwärts kommen und nun nach dem Abstieg des VfB selbstverständlich erstklassig bleiben. Michael Reschke, der ihn schon nach Stuttgart holte und vor allem Trainer David Wagner waren die entscheidenden Männer bei dem Deal, den sich Schalke 15 Millionen Euro Ablösesumme kosten lässt – damit ist Kabak nach Breel Embolo (25 Millionen Euro), Nabil Bentaleb (20 Mio.) und Sebastian Rudy (16 Mio.) der viertteuerste Einkauf der Vereinsgeschichte. Und noch einer war ein schlagkräftiges Argument für Schalke: Mit Ahmed Kutucu spielte er fast drei Jahre in den türkischen U-Nationalteams zusammen: „Wir haben auch die U17-WM zusammen bestritten“, verrät Kabak.
"Eine der größten Inneverteidiger-Talente Europas"
Kutucu war es auch, der ihm erklärte, worauf er sich in Gelsenkirchen einstellen muss: „Ich wusste von Ahmed, dass wir hier sehr viele türkische Mitbürger haben - und die sind halt ein bisschen verrückt.“ Verrückt nach Fußball und nach Jungs wie ihm, wie sich gleich beim Training gezeigt hat. Das erleichtert das Einleben, und Schalke hätte auch nichts dagegen, „wenn wir jetzt noch mehr türkische Mitbürger als Fans gewinnen könnten“, lächelt Jochen Schneider – aber das ist nur ein Nebenaspekt bei dem Transfer.
Der wichtigste Aspekt ist, dass Kabak, den Schneider „eines der größten Innenverteidiger-Talente in Europa" nennt, sportlich einschlägt. Am ehrgeizigen Karriere-Plan des jungen Türken soll es nicht liegen: Er spricht sogar schon ein paar Brocken Deutsch – gelernt in der Zeit in Stuttgart, um sich schnell zu integrieren.