Gelsenkirchen. Mit Bodo Menze geht ein Stück Schalke-Geschichte. Vom Jugend-Manager zum Außenminister. Eine Rückkehr als Aufsichtsrat ein Gedankenspiel.
Wie es sein wird, wenn er in der kommenden Woche die Kisten mit all den Erinnerungen aus seinem Büro nach Hause schleppt: Er weiß es nicht. Bilder an den Wänden, Fotos mit langjährigen Weggefährten, persönliche Geschenke: In mehr als 28 Jahren auf Schalke ist allerhand zusammen gekommen. Bodo Menze (66) hat alles fein säuberlich gesammelt, und nun ist es an der Zeit, diese Erinnerungen in Kisten zu verpacken. Denn zum Ende des Monats räumt Bodo Menze sein Büro in der dritten Etage der Schalker Geschäftsstelle: Mit ihm, den man zuletzt den Außenminister von Schalke 04 genannt hat, geht ein Stück königsblaue Geschichte.
Seit dem 1. Dezember vergangenen Jahres ist Bodo Menze offiziell bereits Rentner, nun, mit 66 Jahren, hält er es für die Zeit, zu gehen. „Wenn du in der Lage bist, den Zeitpunkt für deinen beruflichen Abschied mit zu bestimmen, dann solltest du es auch tun”, sagt er beim letzten Besuch der WAZ in seinem Büro auf Schalke und schiebt nach: „Ich habe zu viele Menschen kennengelernt, ob in den Verbänden oder in den Vereinen, die diesen Absprung nicht geschafft haben.”
Als er am 1. April 1991 auf Schalke angefangen hat, war der vor einem Jahr verstorbene Günter Eichberg noch der Präsident. Allein daran sieht man, wie viele Menschen Bodo Menze in all den Jahren danach hat kommen sehen – und die meisten auch wieder gehen.
Dass sein Büro in der dritten Etage der Schalker Geschäftsstelle liegt, sagt etwas aus. Auf dem gleichen Flur haben auch die Vorstände Peter Peters, Alexander Jobst und Jochen Schneider ihre Büros – hier arbeiten die ganz wichtigen Leute auf Schalke. Bodo Menze hat einst angefangen als Jugend-Manager, als Leiter der Nachwuchsabteilung, die damals noch nicht Knappenschmiede hieß. Er hat diese Abteilung zum Schatzkästchen des gesamten Vereins gemacht, hat Leute wie Manni Dubski, Norbert Elgert und Lothar Matuschak als Trainer dazugeholt, hat die Ausbildung von Spielern wie Manuel Neuer, Benedikt Höwedes, Joel Matip oder Julian Draxler begleitet. Im Jahr 2013 legte der ausgebildete Fußball-Lehrer seine Ämter in der Knappenschmiede nieder und begab sich aufs diplomatische Parkett. Hier kennt sich der Mann, der perfekt Französisch und Englisch spricht, genauso gut aus.
Der soziale Kitt auf Schalke
Bodo Menze war Schalkes Ansprechpartner bei der Uefa – alle Kontakte des europäischen Verbandes zu S04 liefen über seinen Schreibtisch. Bodo Menze repräsentierte Schalke in der Vereinigung der europäischen Top-Klubs (ECA) als stellvertretender Vorsitzender der Arbeitsgruppe Nachwuchsförderung. Und Bodo Menze ist als Ligaausschuss-Vorsitzender Mitglied im Präsidium des Westdeutschen Fußball-Verbandes. Hier wird er am 13. Juli auf dem Verbandstag in einer Feierstunde im Dortmunder Fußball-Museum offiziell verabschiedet.
Ein Mann nimmt seinen Hut und wird künftig fehlen. Und sei es nur als jemand, der immer für alle ein offenes Ohr hatte. In seinem Büro klebt auch ein Stück sozialer Kitt auf Schalke.
Doch wer Bodo Menze kennt, der weiß: Auch künftig genügt ein Anruf, und er wird zur Stelle sein – denn niemals geht man so ganz. Bis Ende November läuft noch sein Vertrag, so lange wird er noch „auf kleiner Flamme” weitermachen und für Schalke per Homeoffice weiter tätig sein. Künftig trägt er die Bezeichnung „Club-Botschafter International” – ein Titel, der zu seinen vorzüglichen Kontakten ins Ausland passt. Diese möchte er auch weiter für Schalke einsetzen, wenn es denn gewünscht wird: „Ich fände es nicht gut, wenn die Kontakte, die sich im Laufe der Jahre gebildet haben, dem Verein nicht mehr zugute kommen würden.”
Die Freizeit als Rentner
Die Prioritäten freilich werden sich verschieben. Bodo Menze, der eine Ausbildung zum Gymnasiallehrer hat, wird sich verstärkt seinen Hobbys widmen: Er ist ein großer Bewunderer der Billardspieler des Zweitligisten Grüner Tisch Buer, ein leidenschaftlicher Schwimmer und ein passionierter Hobby-Koch. „Ich werde”, lacht er, „mit meiner Freizeit etwas anzufangen wissen.” So reden glückliche Rentner.
Außerdem wird man ihn, der im 55. Jahr Vereinsmitglied und damit seit fünf Jahren Ehrenmitglied ist, natürlich weiter auf Schalke sehen – Ehrensache nach mehr als 28 hauptberuflichen Jahren in königsblauer Mission. Im Vorstand der Stiftung Schalker Markt ist er schon jetzt involviert, und eine weitere ehrenamtliche Tätigkeit könnte er sich zumindest vorstellen: Mit seinem Fußball-Wissen könnte Bodo Menze den Schalker Aufsichtsrat einmal genauso bereichern wie das Huub Stevens tut – derzeit ist das aber nur ein Gedankenspiel für die Zukunft. „Ob es am Ende dazu kommen wird, wird man sehen”, sagt Bodo Menze nur.
Erst einmal ist es nun an der Zeit, die Kisten mit all den Erinnerungen zu packen. Befremdlich wird’s allemal, wenn das Büro in der dritten Etage auf Schalke dann geräumt ist: „Ich weiß nicht, wie ich mich dann fühlen werde, wenn es soweit ist…”