Gelsenkirchen. .

Der 1. April 1991 auf Schalke: Günter Eichberg ist Präsident, Helmut Kremers und Heribert Bruchhagen sind die sportlich Verantwortlichen, Aleksandar Ristic ist der Trainer. Und Bodo Menze tritt sein Amt als neuer Jugend-Manager an. Eine Geschichte, die aus der Zeit gefallen ist? Heute, genau 25 Jahre später, ist Bodo Menze immer noch dabei und als Außenminister für die internationalen Beziehungen von Schalke verantwortlich. Ein Jubiläum der besonderen Art. Für die WAZ hat Menze (62) im Gespräch mit Manfred Hendriock seine größten Ereignisse in 25 Jahren auf Schalke zusammengestellt.

1Dreimal ist Schalke in diesen 25 Jahren deutscher U19-Meister geworden, aber der erste Titel im Jahr 2006 ragt für mich heraus: In Hassel haben wir die Bayern 2:1 geschlagen – dabei waren Spieler wie Höwedes, Özil und Fährmann. Das war der emotionalste Moment und zugleich die Initialzündung für spätere Erfolge – deswegen stelle ich diesen Titel über die weiteren U19-Meisterschaften 2012 (in Erkenschwick mit Ayhan und Kolasinac wieder gegen die Bayern) und 2015 (in Wattenscheid mit Sané gegen Hoffenheim).

2Weil Titel einen ganz besonderen Stellenwert haben, folgt auf Platz zwei die erste deutsche Meisterschaft mit der U17 unter Manfred Dubski im Jahr 2002 mit Spielern wie Hoogland und Delura. Im selben Jahr haben wir übrigens mit der U19 in Berlin den DFB-Pokal gewonnen – den Freistoßhammer zum 1:0 von Christian Pander sehe ich heute noch vor meinem geistigen Auge…

3Die Nachwuchsarbeit rangiert für mich persönlich ganz oben, aber für den Verein war das Jahr 1997 bahnbrechend. Mit dem Uefa-Cup-Triumph gegen Inter Mailand war für mich der leidige Bundesliga-Skandal endgültig ad acta gelegt, und zugleich war dieser Erfolg die Triebfeder für den Bau des schönsten Stadions der Welt.

4Vielleicht etwas überraschend, aber: Die Saison 1992/93 war die erste Bestätigung dafür, dass wir auf dem richtigen Weg waren. Die damalige U19 erreichte mit Trainer Klaus Fichtel das DFB-Pokalfinale gegen den 1. FC Nürnberg. In der Glückauf-Kampfbahn verloren wir nur deshalb mit 1:2, weil Nürnberg mit dem Alt-Jahrgang angetreten war – und wir mit dem Jung-Jahrgang, in dem u.a. Sergej Dikhtiar stand.

5Der 19. Mai 2001: Die Meisterschaft der Herzen – ein trauriges Erlebnis, aber ein Tag, auf den jeder Schalker stolz sein darf. Es war das letzte Spiel im Parkstadion, der Umzug in die Arena markierte eine Zeitenwende. Und dann knallte uns die Geschichte keine vier Monate später hier so ein Champions-League-Debüt um die Ohren: Am 11. September 2001 war Terror in der Welt, aber Schalke musste gegen Panathinaikos Athen antreten – die Spiele am nächsten Tag, am Mittwoch, wurden abgesagt...

6Die Verpflichtung von Norbert Elgert im Jahr 1996 als Trainer der U19 – sie gilt bis heute völlig zu Recht als der größte Glücksgriff für die Knappenschmiede. Er ist der außergewöhnlichste „Knappenschmied“! Wir sind beide Gelsenkirchener Jungs – er aus Ückendorf, ich aus Schalke. Seine jetzt angedeutete Kündigung für 2018 wäre, wenn sie realisiert werden sollte, für den Klub alles andere als schön ...

7Die erste wichtige Trainerverpflichtung war aber die von Manni Dubski für unsere B-Junioren im Jahr 1992. Welcher Geist in Dubskis Mannschaften herrschte, macht ein für mich unvergessenes Beispiel deutlich: Beim Turnier 1999 in Paris hat Moritz Volz einem Spieler eines Gegners aus La Réunion seine Fußballschuhe geschenkt – weil der arme Kerl so sehnsüchtig auf die Treter blickte! Manni Dubski konnte mit den Talenten in der schwierigen Phase der Pubertät umgehen wie kein Zweiter. Ohne ihn, das darf ich sagen, wäre ein Max Meyer zum Beispiel nicht auf Schalke.

8Und ohne Lothar Matuschak hätte Manuel Neuer vielleicht nicht diese Karriere zum Welttorhüter gemacht: 1995 habe ich ihn als Torwart-Trainer dazu geholt, seine ersten Schützlinge waren Christian Wetklo und Toni Tapalovic, die übrigens heute selbst Torwart-Trainer sind, Christian bei uns und Toni bei Manu in München. Aber Lothar hat Manuel Neuer und Ralle Fährmann zu dem gemacht, was sie heute sind. Dabei gab es Stimmen im Klub, die sich von Manu trennen wollten, weil er beim Wechsel von der C- in die B-Junioren einigen zu schmächtig erschien. Dank Lothar ist er geblieben …

9Das Jahr 1994 – aus meiner Sicht die „Drehscheibe zum Besseren“ für den Verein. Günter Eichberg war weg, Bernd Tönnies wurde zum neuen Präsidenten gewählt. Sein plötzlicher Tod im Juli 1994 war für den Klub ein Schock, aber im Herbst des Jahres wurde die wegweisende Satzungsänderung beschlossen und ein Vorstand mit Gerd Rehberg, Josef Schnusenberg, Peter Peters und Rudi Assauer installiert, der nach vielen Jahren endlich Ruhe und Kontinuität in den Verein brachte.

10Für alle Bundesliga-Vereine wurden im Jahr 2001 Nachwuchs-Leistungszentren zur Pflicht – dies hatte Gerhard Mayer-Vorfelder nach dem Scheitern der Nationalmannschaft bei der EM 2000 durchgesetzt. Wir hatten auf Schalke die gestellten Bedingungen schon zuvor erfüllt – wenn man so will, wurde unsere Arbeit somit zum Modell für die gesamte Bundesliga.

11Am 15. November 2003 wurde das Länderspiel in der Arena zwischen Deutschland und Frankreich (0:3) zum wichtigen Moment für meinen persönlichen Werdegang auf Schalke. Im Auftrag des DFB betreute ich die Franzosen für eine Woche als Verbindungsmann und übernahm bei der Pressekonferenz Dolmetscher-Aufgaben – auch für Zinedine Zidane und Frankreichs damaligen Trainer Jacques Santini. Daraus hat sich in den folgenden Jahren nach und nach meine heutige Tätigkeit als Leiter der „Internationalen Beziehungen“ für Schalke entwickelt.

12Der umfassendste Erfolg war und ist für mich aber, im Laufe der zweieinhalb Jahrzehnte ein Teil des Aufbaus der Knappenschmiede gewesen zu sein. Das ist für mich der Ort, an dem das Herz des Vereins schlägt – wo neben vielen anderen auch die vier Weltmeister Benedikt Höwedes, Mesut Özil, Manuel Neuer und Julian Draxler ausgebildet wurden. Erfolge, die nur durch exzellentes Teamwork möglich sind.