Gelsenkirchen. Am 13. Juni 1981 musste Schalke zum ersten Mal die Bundesliga verlassen. Das große Drama gab’s eine Woche zuvor. Thomas Kruse erinnert sich.

Wenn Thomas Kruse an diesen Tag denkt, dann erfüllt ihn vor allem eines: Trauer. Der blonde Abwehrspieler war damals gerade einmal 21 Jahre jung und sicher nicht schuldig an dem, was sich an diesem für den FC Schalke 04 so schwarzen Samstag ereignete: Es war der 13. Juni 1981 – der Tag, an dem Schalke zum ersten Mal die Bundesliga verlassen musste. 38 Jahre ist es her.

Nur 12.000 Zuschauer im Parkstadion

Die Eckdaten dieses Tages zeugen von Tristesse, und wer dabei war, wird es sein Leben lang nicht vergessen: Ganze 12.000 Zuschauer wollten noch der Schalker Abschiedsvorstellung im Parkstadion beiwohnen. Sie erlebten eine 1:2-Niederlage gegen den 1. FC Köln, das Schalker Tor schoss Norbert Elgert. Die Fans hatten sich da bereits mit dem schier Unfassbaren abgefunden, denn das wahre Drama hatte sich schon eine Woche zuvor abgespielt. Da verlor Schalke mit 0:2 auf dem Betzenberg in Kaiserslautern und konnte seinen ersten Abstieg aus der Bundesliga nun auch rechnerisch nicht mehr verhindern.

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Schon da hatte Charly Neumann seine Tränen kullern lassen und den weinenden Fans tapfer versprochen: „Wir steigen wieder auf, wir steigen wieder auf.“

Die Quittung für Misswirtschaft und schlechte Personalplanung

Schalke bekam in dieser Saison 1980/81 die Quittung für das, was selbst in der Vereinschronik mit Schlagwörtern wie „finanzieller Misswirtschaft“, „konzeptionsloser Personalplanung“ und der „Austragung endloser Privatfehden vor und hinter den Kulissen“ beschrieben wird. Thomas Kruse erinnert sich: „Als ich 1978 zu den Profis kam, hatten wir eine ganz tolle Mannschaft – da habe ich noch mit den Pokalsiegern von 1972 zusammengespielt. Doch die waren in dem Abstiegsjahr fast alle nicht mehr da.“

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Rolf Rüssmann wurde in der Winterpause für 800.000 Mark nach Dortmund verscherbelt, wo Rüdiger Abramczik bereits seit Saisonbeginn spielte. Auch die Kremers-Zwillinge Helmut (zu Rot-Weiss Essen abgeschoben) und Erwin (Karriereende) waren nicht mehr an Bord, und mit Wolfram Wuttke verkaufte Präsident Hans-Joachim Fenne in der Winterpause auch noch das hoffnungsvollste Talent für 950.000 Mark zu Borussia Mönchengladbach. Trainer Fahrudin Jusufi konnte den Niedergang nicht aufhalten – mitten in der Saison kam mit Rudi Assauer ein neuer Manager, der sich in den letzten Spielen selbst auf die Trainerbank setzte. „Es war ein schwieriges Jahr“, sagt Thomas Kruse: „Und dann hat uns ja auch noch Klaus Fischer so lange gefehlt.“

Der letzte Auftritt

Bundesliga 1980/81

34. Spieltag am 13. Juni 1981

Schalke 04 - 1. FC Köln 1:2

Schalke: Nigbur - Kruse, Dzoni, Drexler, Thiele (71. Schröder) - J. Täuber, Geier, Jara - Elgert, Fischer (46. Danner), Szymanek Köln: Schumacher - Hartmann, Cullmann, Bonhof (52. Rudi Müller), Kroth - Engels, Botteron, Woodcock (34. Kerscher), Littbarski, Dieter Müller, Willmer. Tore: 0:1 Engels (12.), 0:2 D. Müller (31.), 1:2 Elgert (71.)

Fischer hatte sich im März 1980 das Schienbein gebrochen und war zur Rückrunde der Abstiegssaison 1980/81 wieder fit. Er wurde wie ein Heilsbringer erwartet und gab Schalke mit seinen Toren zunächst auch wieder Hoffnung, doch am Ende reichte es eben nicht. Besonders bitter für Schalkes Rekordschützen: Im letzten Heimspiel gegen den 1. FC Köln pfiffen ihn die Fans aus und Fischer ging in der Halbzeit vom Feld. Zur neuen Saison wechselte er zum 1. FC Köln, um in der Bundesliga zu bleiben – das nahmen ihm die Schalker Zuschauer übel.

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„Klaus Fischer wurde aus Enttäuschung ausgepfiffen“, erinnert sich Thomas Kruse: „Ich habe das nie verstanden, denn Klaus hätte seine Karriere in der Nationalmannschaft aufs Spiel gesetzt, wenn er mit uns in die zweite Liga gegangen wäre.“

Schalke musste die Bundesliga an jedem 13. Juni 1981 verlassen, das Heimspiel gegen Köln war der letzte Erstliga-Auftritt für ein Jahr. Die Fans indes waren schon zum Schluss des Spiels gegen Köln auf den Rasen des Parkstadions gestürmt und skandierten trotzig: „Und wir steigen wieder auf, Halleluja.“