Wanne-Eickel. Zwischen Kritik und Anerkennung: Wir haben die Schalke-Profis Bastian Oczipka und Jeffrey Bruma zu einem Fanklub-Treffen begleitet.
Mit Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit bei Terminen haben es einige Schalke-Profis im Saisonverlauf nicht ganz so genau genommen. Nur einer von vielen Gründen, warum die Königsblauen in der Bundesliga von Platz zwei auf Rang 15 abgestürzt sind. Auf die Abwehrspieler Bastian Oczipka (30) und Jeffrey Bruma (27) ist allerdings Verlass. Zum Besuch beim Wanne-Eickeler Fan-Club „Schalker Freudentaumel“ ist Oczipka zwölf Minuten vor der abgemachten Zeit vor Ort.
Nur ein rot-weißer Begrenzungspfahl trennt Oczipka noch vom Begrüßungsbeifall. Der Fan-Club hat alles organisiert, ein Mitglied macht Oczipka den Weg zum Vereinsgelände des Wanner Kanu-Vereins frei. Der Profi grüßt freundlich und fährt seinen silbernen Wagen bis zum Eingang. Danach steigt er aus – und bekommt Applaus. Um Punkt 13 Uhr wird der Begrenzungspfahl noch einmal herausgenommen: Verteidiger Jeffrey Bruma fährt pünktlich auf die Sekunde vor. Auch für ihn gibt es kräftigen Beifall der 121 Besucher.
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Bernd Gembries (54), Schriftführer des Fan-Clubs, blickt zufrieden in die Runde. „Das ist jetzt der fünfte Spieler-Empfang, den ich mitmache. Es ist immer wieder eine neue Erfahrung. Man muss sich auch in die Jungs hineinversetzen. Sie wissen auch nicht, was sie erwartet.“
„Der Kopf spielt eine große Rolle“
Zunächst erwartet sie eine kleine Fragerunde. Moderator Michael Wieczorek fragt kritisch, was in dieser Saison falsch gelaufen ist. „Es darf in dieser Form nicht passieren. Es ist aber passiert. Wir sind froh, dass es durch ist“, sagt Oczipka und öffnet sein Herz: „Ich weiß, was den Menschen an Schalke liegt. Ich kann aber versichern: Uns beschäftigt das auch, wenn es um Arbeitsplätze in der Geschäftsstelle geht oder man hört, dass bei den Schalker Basketballern Verträge auf Eis liegen, weil man erst mal abwartet, wie es mit den Fußballern weitergeht. Das geht an uns Spielern nicht spurlos vorüber.“
Später, kurz vor dem Einsteigen ins Auto, verrät Oczipka im Gespräch mit dieser Zeitung noch: „Ich habe mich teilweise gefühlt, als würde ich mit einem 30-Kilo-Rucksack herumlaufen. Mit meinem Ex-Klub Frankfurt musste ich einmal in die Relegation. Wenn man in einer Negativspirale hängt, ist es sehr schwer. Der Kopf spielt eine große Rolle im Fußball.“
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Der Fan-Club hat eine Speed-Control-Anlage aufgebaut. Oczipka tritt gegen mehrere ausgewählte Schützen an und liegt mit einem Jugendspieler, der kurz zuvor noch ein Spiel hatte, gleichauf. Knapp über 60 km/h werden beim Schuss gemessen. Moderator Wieczorek bemüht den Videobeweis – und entscheidet für den Außenseiter. Oczipka und Bruma, der wegen seiner Sprunggelenksverletzung passen muss, lachen.
Es folgt ein weiterer Selfie- und Autogramm-Marathon. Auf die Frage von einigen weiblichen Fan-Club-Mitgliedern, ob Oczipka noch Single ist, sagt der 30-Jährige mit einem charmanten Lächeln: „Nein, ich bin verheiratet und habe einen Sohn.“ Hörbare Enttäuschung im Frauen-Lager. Aber sie mögen ihn trotzdem noch – und machen reichlich Fotos mit ihm.
Schriftführer Bernd Gembries lässt sich ebenfalls mit den Profis ablichten. „Schalke bedeutet für mich vieles, aber nicht alles“, sagt er. Der Wechselschicht-Arbeiter nimmt sich zum Teil Urlaub, um die Spiele sehen zu können. „Wenn ich an das 0:3 in Mainz denke: Das war eine Vorstellung, da fehlen einem die Worte. Das 0:4 gegen Düsseldorf war eine Katastrophe. Manchmal konnten sich die Jungs in der Bundesliga nicht die Schuhe zubinden.“
Fan-Club-Präsident: Talente geben Anlass zur Hoffnung
Fan-Club-Präsident Frank Salzmann (40) fragt unterdessen telefonisch bei Gembries nach, wie die Veranstaltung läuft. Alles gut. Aus privaten Gründen kann er selbst nicht vor Ort sein. Aber eines will er loswerden. „Wenn man sieht, dass eine Mannschaft will, aber nicht kann, dann akzeptiere ich auch mal ein Scheiß-Jahr. Ich bezweifele aber, dass bei einigen Herren Profis nach dieser Saison ein Hallo-Wach-Effekt einsetzt.“
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Was also muss Schalke tun, um die Basis wieder zufrieden zu stellen? Salzmann: „Ich hoffe, dass der Verein mit Torwart Alex Nübel für zwei Jahre verlängert und junge Spieler wie Ahmed Kutucu und Nassim Boujellab fest einbaut. Ich wünsche mir, dass der neue Trainer David Wagner die Talente gefördert kriegt und dass er nicht von den Stinkstiefeln im Kader hängen gelassen wird.“ Dann muss Salzmann künftig vielleicht nicht mehr sagen: „Schalke ist mein Verein, aber das da unten ist nicht meine Mannschaft.“
Bastian Oczipka und Jeffrey Bruma verabschieden sich nach gut eineinhalb Stunden. Beide haben Geschenke überreicht bekommen. Den „Mond von Wanne-Eickel“, einen Likör. Und Schoko-Pralinen mit Wanner Motiven. Süßes zum Abschied. Saures zwischendurch. Schalke pur eben.