Den Jugendfußballern von Schalke 04 und von Borussia Dortmund wurde am Sonntag die Gelegenheit genommen, ihr Können in der A-Junioren-Bundesliga unter Beweis zu stellen. Schiedsrichter Guido Winkmann sah sich nach Ausschreitungen von Hooligans gezwungen, das Revier-Derby nach 25 Minuten abzubrechen.

„Die Lage auch im Umfeld der Sportanlage an der Baulandstraße war völlig unübersichtlich. Die Sicherheit war nicht mehr gewährleistet”, begründete der 36-jährige Bundesliga-Referee seine Entscheidung.

Diese Entscheidung war absolut nachzuvollziehen und fand auch die Unterstützung beider Vereine. Was war geschehen? Eine etwa 50- bis 60-köpfige Gruppe, deren Mitglieder vorgaben, mit den Königsblauen zu sympathisieren, tummelte sich bereits beim Anpfiff auf der Sportanlage. Als dann nach 25 Minuten eine andere, etwa 20-köpfige Gruppe aus Dortmund versuchte, über den Nebenplatz Einlass gewährt zu bekommen, eskalierte die Situation.

Die Schalker Hooligans drängten zum Zaun, der den Nebenplatz vom Hauptplatz trennt, wurden dort aber von zwei mutigen Ordnern aufgehalten, die das Eingangstor versperrten. Randale gab es trotzdem. Es flogen Fahrräder über den Zaun, außerdem noch Leuchtraketen, Eckfahnen und große Pflastersteine. Aggressive Hooligans ohne Respekt für das Leben und die Gesundheit anderer drohten mit Schüppen und anderen Gegenständen. Auf den Rängen krümmten sich Zuschauer, weil sie Pfefferspray ins Auge bekamen. Insgesamt wirkte die Situation sehr bedrohlich.

Die Spieler und Verantworlichen beider Vereine flüchteten derweil über einen anderen Ausgang im Sprinttempo in die etwa 300 Meter entfernte Umkleidekabinen an der Mehringstraße. Dabei zog sich S 04-Trainer Norbert Elgert einen Muskelfaserriss im rechten Oberschenkel zu. „Wir hatten während der Flucht alle Angst, denn gegen einen solchen Mob ist man chancenlos”, meinte der 52-Jährige. „Das sind alles Leute, denen es nicht um Fußball geht.”

Die Schalker Hooligans nahmen kurz darauf ebenfalls diesen Weg, um über benachbarte Straßen zum Nebenplatz der Sportanlage zu gelangen, wo die Dortmunder warteten. Polizei war, abgesehen von zwei Dienstkräften, nicht vor Ort. „Wir hatten am Freitag Kontakt mit szenekundigen Beamten aufgenommen, weil wir aufgrund der starken Regenfälle mit dem Gedanken spielten, die Partie auf den Kunstrasenplatz an unserer Geschäftsstelle zu verlegen. Es wurde uns dabei mitgeteilt, dass es keine Anzeichen von Treffen irgendwelcher Gruppierungen geben würde”, teilte Till Beckmann aus Schalkes Nachwuchsabteilung mit. „Es war nicht die Notwendigkeit eines verstärkten Polizei-Einsatzes gesehen worden.”

Erst als die Polizei in größerer Anzahl zugegen war, entspannte sich die Lage. Es kam zu diversen Festnahmen. Die Folgen der Ausschreitungen waren relativ glimpflich. Außer Norbert Elgert verletzte sich ein Fan beim Versuch, einen Zaun zu überklettern.