Gelsenkirchen. . Die 16-jährige Cheerleaderin von den Gold Flames Gelsenkirchen ist Tumbler im deutschen Junioren-Team und für die WM in Florida nominiert.

Laute Musik dröhnt aus den Boxen. Drei, vier Schritte nimmt sie Anlauf, dann legt Paula Kurby richtig los: Rad, Flick-Flack, Schraube, Salto. Gestanden! Viel Zeit zur Freude bleibt nicht, weiter geht es im Programm, denn die 16-Jährige ist Cheerleaderin bei den Gold Flames Gelsenkirchen und dort für den turnerischen Teil zuständig. Sie ist ein sogenannter Tumbler. Während ihre Teamkolleginnen menschliche Pyramiden bauen, Sportlerinnen in die Luft befördern und wieder auffangen, zieht Kurby ganz allein im Vordergrund ihre Akrobatik-Bahnen auf dem Schwingboden der Turnhalle in Ückendorf. Sie ist immer an der Reihe, wenn sich ihre Mitstreiterinnen auf den nächsten Stunt vorbereiten.

Spagat im Stehen? Kein Problem für Cheerleaderin Paula Kurby. Die 16-Jährige ist Tumbler bei den Gold Flames Gelsenkirchen.
Spagat im Stehen? Kein Problem für Cheerleaderin Paula Kurby. Die 16-Jährige ist Tumbler bei den Gold Flames Gelsenkirchen. © Heinrich Jung

Spagat in der Luft, oder im Stehen? Kein Problem für Kurby, denn sie gehört zu den besten Tumblern in Deutschland. Mit ihrem Team, den YoungStars wurde sie bereits Landesmeister, Deutscher Meister und Europameister. Dass sie in ihrer Altersklasse sogar zu den besten der Welt gehört, will sie in Kürze unter Beweis stellen: bei der Cheerleading-Weltmeisterschaft in Orlando.

Nervös? „Eher nicht“, sagt Kurby im Gespräch, sie lächelt. Aufgeregt sei sie aber schon, schließlich sei sie noch nie geflogen und erst recht nicht in die USA. Los geht es für sie am 17. April, dann begibt sich das „Team Germany“ auf den Weg nach Übersee. Mit dabei: Paula Kurby, Tumbler der deutschen Junioren. Sie hatte im Herbst vergangenen Jahres eine Bewerbung an den Nationalkader des Cheerleading und Cheerdance Verbandes Deutschland (CCVD) geschickt. „Dann wurde ich zu einem Try Out eingeladen und wurde danach nominiert“, erinnert sich Kurby, die ohne ihre Mutter und ohne ihre Geschwister nach Florida fliegt. Die Familie drückt von der Heimat aus die Daumen, wenn es am 25. April in den ersten Wettkampf geht.

Familie drückt zu Hause die Daumen

„Das wäre viel zu teuer für uns gewesen“, sagt Mutter Andrea Stenpaß. 3500 Euro muss allein Cheerleaderin Kurby für ihre WM-Vorbereitung und Reise hinlegen. Unterstützung vor Ort bekommt sie aber von ihren Trainerinnen Janine Nowak und Laura Taruttis. Die Coaches der Gold Flames finanzieren die Reise ebenfalls aus eigener Tasche. „Aber wenn schon mal jemand von uns zur WM fährt, dann ist das ja schon etwas Besonderes“, sagt Nowak, obwohl die Gold Flames internationales Flair gewöhnt sind. Etliche EM-Titel und Vizemeisterschaften hat der Gelsenkirchener Cheerleading-Klub schon abgeräumt.

Jetzt vielleicht eine WM-Medaille, oder sogar einen Ring? „Das wird sehr schwer“, glaubt die 16-jährige Schülerin, die ihre Cheerleading-Laufbahn im Alter von 13 Jahren in ihrer Heimatstadt Dorsten beim BSV Wulfen begonnen hat. Inzwischen steht auch fest, dass sie wirklich in Orlando starten wird. Gegen ihre deutsche Konkurrentin auf ihrer Position hat sie sich erfolgreich durchgesetzt. „Es ist zwar hart, aber es kann nur einen Tumbler beim Auftritt geben“, erklärt Kurby. Selbstbewusst hatte sie sich schon vor der Bekanntgabe ganz gute Chancen ausgerechnet.

Hat sogar einen Platz im Foto-Sammelalbum der Cheerleading-WM: Paula Kurby als Abziehbild.
Hat sogar einen Platz im Foto-Sammelalbum der Cheerleading-WM: Paula Kurby als Abziehbild. © Andrea Stenpaß

Angst vor ihrer team-internen Widersacherin hatte sie nicht. Generell scheint sich die junge Sportlerin, die bereits mit vier Jahren mit dem Tanzen begann und den ersten Flick-Flack mit Sieben stand, vor wenigen Dingen zu fürchten. „Den Salto hab ich mir selbst beigebracht“, sagt Kurby und strahlt. „Ja, im Garten“, ergänzt ihre Mutter mit skeptischem Unterton. „Verbieten wollte ich ihr das Turnen natürlich nicht, also habe ich Matten gekauft“, sagt Stenpaß.

Ihre Tochter holt das Handy hervor und zeigt einen missglückten Salto-Versuch. „Manchmal geht auch was schief. Da habe ich mit dem Gesicht gebremst.“ Sie lacht. Passiert ist ihr nichts und von Abschreckung kann auch nicht die Rede sein. Viele ihrer Turnelemente hat sich die Zehntklässlerin selbst beigebracht, in ihrer Freizeit, neben den drei Trainingseinheiten bei den Gold Flames und dem Modern-Dance-Unterricht beim 1. OSC Rheinhausen in Duisburg.

Training mit YouTube

Und wie? „Mit YouTube“, verrät sie. Dort verfolgt sie Auftritte ihrer Vorbilder aus den USA. „Gabi Buttler ist super: Sie ist fast auf jeder Position einsetzbar. Und Angel Rice ist ebenfalls Tumbler.“ In den USA und Kanada ist Cheerleading Volkssport. An jeder Universität und High School wird das professionelle Anfeuern als Leistungssport betrieben. „Die WM wird also keine leichte Aufgabe für uns“, sagt Kurby, deren Schwestern ebenfalls bei den Gold Flames trainieren. Die 16-Jährige hofft, dass ihr Sport in Zukunft mehr Aufmerksamkeit bekommt. Spätestens, wenn er olympisch werden sollte. „Dann wäre natürlich auch eine Teilnahme an den Olympischen Spielen ein Traum!“ Jetzt steht für die Nachwuchs-Sportlerin aber erst einmal die WM an. Den Siegern dort winkt im Übrigen nicht nur ein Pokal, sondern auch ein Ring, so, wie es beim Football für den Sieg im Super Bowl üblich ist.

>>> Gold-Flames-Trainerinnen reisen auf eigene Kosten mit

Für die Trainingswochenenden in Deutschland und die Reise zur Weltmeisterschaft in Orlando gibt es keine Zuschüsse. Die Kosten von etwa 3500 Euro müssen die Sportlerinnen des Nationalteams und ihre Familien komplett selbst tragen.

Unterstützen ihre Athletin in Florida: Die Gold-Flames-Trainerinnen Lisa Taruttis (li.) und Janine Nowak begleiten Paula Kurby zur WM in die USA.
Unterstützen ihre Athletin in Florida: Die Gold-Flames-Trainerinnen Lisa Taruttis (li.) und Janine Nowak begleiten Paula Kurby zur WM in die USA. © Michael Korte

Für die Familie von Paula Kurby kein Pappenstiel, weil sie noch vier Geschwister hat. Um sich den Traum von der Weltmeisterschaft in Amerika erfüllen zu können, ist die junge Sportlerin daher auf Unterstützung angewiesen. Die Gold Flames Gelsenkirchen haben darum ein Spendenkonto eingerichtet. Wer Paula unterstützen möchte, kann eine Zuwendung auf das Konto überweisen.

Kurbys Mutter, Andrea Stenpaß, betont: „Die Trainerinnen Janine Nowak und Laura Taruttis begleiten Paula zur Weltmeisterschaft, um sie vor Ort zu unterstützen. Das finde ich großartig. Und die beiden zahlen die Reise aus eigener Tasche. Die Spenden würden deshalb selbstverständlich auch den beiden Trainerinnen zugute kommen.“

Spendenkonto: Gold Flames Cheerleader, Verwendungszweck: Paula Kurby; Postbank Dortmund; IBAN: DE44 4401 0046 0060 5344 61. Der Verein ist als gemeinnützig anerkannt, die Ausstellung einer Spendenquittung möglich. Fragen zur Spendenaktion beantworten die Gold Flames per Mail an info@gold-flames.de. Weitere Informationen gibt es im Internet auf der Seite www.gold-flames.de