Gelsenkirchen. . 45 Jahre war die Glückauf-Kampfbahn die Schalker Heimstätte, bevor der Umzug ins Parkstadion folgte. Oft kamen mehr Zuschauer als rein durften
In diesem Stadion, das 1927 auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Consolidation errichtet wurde und 1.200 Sitz- und 34.000 Stehplätze hatte, begannen und endeten große Karrieren. Zuschauer gerieten darin in Verzückung, stießen Buhrufe aus und lagen sich auch manchmal weinend in den Armen. An guten Tagen säumten hier 70 000 Menschen den Rasen: So wie 1931, als Gäste aus Düsseldorf hier einliefen, oder 1955, als der FC Schalke 04 dem 1.FC Kaiserslautern Paroli bot.
Die abwechslungsreiche Geschichte dieses Denkmals ist eng mit den Königsblauen verbunden – die der Kampfbahn Glückauf, die den meisten besser unter den Namen Glückauf-Kampfbahn bekannt ist. Der Name des Stadions bezieht sich auf den Bergmannsgruß, er soll die Verbindung mit der Kohleindustrie verdeutlichen.
In der Glückauf-Kampfbahn kickten einst Ernst Kuzorra und Fritz Szepan, 1958 umjubelten hier die Fans die Meistermannschaft um Berni Klodt. Etwas später erfreuten sich die Zuschauer dann an den Dribblings eines jungen Kickers namens Reinhard „Stan“ Libuda.
Alles begann recht bescheiden im Jahre 1928 mit dem Einweihungsspiel gegen Tennis Borussia Berlin. Im Laufe der folgenden 45 Jahre sollten aber viele weitere Mannschaften aus dem In- und Ausland in die Glückauf-Kampfbahn kommen.
Dabei war die legendäre Kampfbahn nicht nur Austragungsort für Spiele des FC Schalke 04. Als 1955 der SV Sodingen die Endrunde zur Deutschen Meisterschaft erreichte, verlegte der DFB das Heimspiel der Herner aus Platzgründen nach Schalke. 55 000 Fans wollten am 22. Mai 1955 die Begegnung gegen den 1. FC Kaiserslautern sehen. Siegfried Grams fungierte bei diesem Match als Balljunge. Seine Schilderung: „Ich bekam Angst, als ich die Zuschauermassen, die bis zur Spielfeldmarkierung standen, in der Kampfbahn sah.“
Berni Klodt feierte seinen Abschied
Jahre später feierte hier S04-Legende Berni Klodt seinen Abschied. Über 300 mal hatte der gebürtige Gelsenkirchener das Trikot der Königsblauen und 19 mal das Trikot der deutschen Nationalmannschaft getragen. Zum Abschied in der Kampfbahn gab es am 12. Juni 1963 ein Spiel gegen die bulgarische Nationalmannschaft.
Inzwischen hatte aber Reinhard Libuda das Herz der Schalker Fans erobert. Wegen seiner Dribbelkünste wurde er nur Stan - in Anlehnung an den berühmten englischen Kicker Sir Stanley Matthews - gerufen.
Mal wieder gut gefüllt war die Kampfbahn Glückauf, die nun seit einigen Jahren im Schatten des neuen Emscherschnellwegs (A42) lag, am 9. Juni 1973. Schalke besiegte den Hamburger SV mit 2:0-Sieg. Es war das Abschiedsspiel für Willi Schulz, der seine Karriere in der Glückauf-Kampfbahn begonnen hatte. Zum Abschied gab es für ihn ein „Glücksferkel“. Schalkes Präsident Günter Siebert, einst Mitglied der Meistermannschaft von 1958.
Doch nicht nur Karrieren auf dem Rasen begannen oder endeten hier. „Die Stimme des Reviers,“, wie Werner Hansch (79) auch gerne genannt wird, verdankt der Kampfbahn Glückauf sehr viel, obwohl sein Start hier etwas holprig war. Hansch, der zunächst als Sprecher auf Trabrennbahnen fungierte, begann seine erste Ansage im Schalker Oval mit: „Mit der Startnummer 1, Norbert Nigbur...“. Dieser „Versprecher“ sorgte an jenem Tag für viel Heiterkeit, doch er schadete nicht, denn bis 1978 blieb der gebürtige Recklinghäuser die Stimme der Schalker, um danach für Funk und Fernsehen von vielen nationalen und internationalen Begegnungen zu berichten.
Tränen beim Steigerlied an Ostern
Als das „Steigerlied“, das die Bergwerkskapelle Ostersonntag 1984 auf dem grünen Rasen der altehrwürdigen Glückauf-Kampfbahn – intonierte, griff auch Schalkes damaliger Manager Rudi Assauer nach dem Taschentuch. An diesem Tag war nämlich die aktuelle Elf des Bundesligisten gegen die Auswahl des Pokalsiegers von 1972 mit Nigbur, Fichtel, Fischer, Rüssmann und Co. in der Kampfbahn Glückauf angetreten. Am 16. Februar 1984 hatte es im Untertagebetrieb des „Schalke-Pütts“ Consolidation nämlich einen Strebbruch gegeben. Fünf Kumpel starben damals auf dem Bismarcker Bergwerk. Der FC Schalke 04 sprang helfend ein und organisierte ein Benefizspiel an alter Wirkungsstätte. 10.000 Fans wollten das Spektakel sehen. 20.000 Mark spülte die Partie für die Hinterbliebenen in die Kasse.
Denn wie sagt man auch heute noch gerne in Gelsenkirchen: FC Schalke 04, der Kumpel- und Malocherclub, und der Bergbau sind Brüder.