Essen/Berlin. Ein Jahr ist es her, dass Rot-Weiss Essen in der ersten Runde des DFB-Pokals den Zweitligisten Union Berlin besiegte. Und am Montag besteht erneut Gelegenheit dazu: Im zweiten Jahr in Folge gastiert Berlin im DFB-Pokal an der Hafenstraße - und will sich für die Niederlage revanchieren.

Szenen, die man nicht so schnell vergisst. Mit versteinerter Miene kauerte Uwe Neuhaus (52) in der Ladeluke des Mannschaftsbusses hinter dem Georg-Melches-Stadion und rauchte. Der Trainer des Fußball-Zweitligisten Union Berlin war vor den euphorischen Jubelgesängen der RWE-Fans in die Dunkelheit geflüchtet, um den Knockout seiner Mannschaft zu verarbeiten. Union Berlin, der hohe Favorit, hatte das DFB-Pokalspiel an der Hafenstraße verloren. Bei einem Viertligisten. Bei Rot-Weiss Essen, dem ehemaligen Klub von Uwe Neuhaus, für den er gespielt und den er später auch trainiert hatte. 5:6 nach Elfmeterschießen. Was für eine Enttäuschung.

„Diese Reaktion war nicht essen-spezifisch“, betont Uwe Neuhaus heute. „Das mache ich immer so.“ Niederlagen müsse man im Profi-Alltag auch ganz schnell abhaken, sagt er. Leben und Liga gehen weiter. Natürlich. Und überhaupt, die Rückkehr am Montag an die alte Wirkungsstätte oder, wenn man so will, an den Ort der Schmach, sei auch nichts Besonderes mehr für ihn. „Dafür ist meine Zeit in Essen schon zu lange her.“

Am Montag (18.30 Uhr) kommt es also zum „Wiederholungsspiel“. Wie 2011 muss Union Berlin in der erste Hauptrunde des DFB-Pokals an der Hafenstraße antreten - nur das Stadion wird ein anderes sein. Kurios. Für Rot-Weiss aber nicht gar so ungewöhnlich. Die Essener mussten im DFB-Pokal gegen Energie Cottbus sogar schon drei Jahre in Folge antreten. Eine Wahrscheinlichkeit wie bei einem Lotto-Gewinn.

Hitzige Atmosphäre

Klar, Neuhaus hatte damals seine Spieler eindringlich davor gewarnt, den Regionalliga-Aufsteiger zu unterschätzen. Natürlich hatte er aus Erfahrung die hitzige Atmosphäre im Georg-Melches-Stadion angesprochen, die den Gastgeber schon zu manchem sportlichen Höhenflug getragen hat. Und dann das: Die Berliner erzwangen nach einer 2:0-Führung der Rot-Weißen durch Timo Brauer und Benjamin Koep erst in der letzten Minuten mit dem 2:2 ziemlich glücklich die Verlängerung. Mehr ging aber nicht. „Die Essener haben sich den Erfolg verdient, weil sie enorm gekämpft haben“, räumte Neuhaus damals fair ein. „Wir haben es nicht geschafft, in den entscheidenden Situationen den Klassenunterschied herauszuarbeiten.“

Wie kann das passieren? „Wenn man den Gegner im Unterbewusstsein doch zu leicht nimmt und keiner da ist, der das Spiel anschiebt“, erklärt Neuhaus. „Wenn es es nicht läuft, aber man immer nur denkt, das schaffen wir schon irgendwie.“ Dann kann es daneben gehen. Von Vorteil sei aber, sagt Uwe Neuhaus, dass viele Spieler von damals noch immer im Kader sind. „Wir wollen uns revanchieren.“

Den Gegner unterschätzt

„Ich hätte lieber ein anderes Los gehabt“, sagt Nico Schäfer (44), über ein Jahrzehnt lang Geschäftsführer bei den Rot-Weißen, der immer noch ein Herz für seinen ehemaligen Arbeitgeber hat. „Ich habe die Auslosung vor dem Fernseher verfolgt und gedacht, das kann doch nicht wahr sein. Dann habe ich sofort mein Handy abgeschaltet, sonst wäre es wohl explodiert.“

Schäfer hat viele Freunde in dieser Stadt, die gleich Kontakt suchten. Gleichwohl ist Schäfer Profi. Seit einem Jahr führt er als kaufmännischer und organisatorischer Leiter die Geschäfte des Zweitligisten aus Köpenick. Inzwischen hat auch er emotional längst etwas Abstand gewonnen. Und wie vor einem Jahr auch ist für ihn sonnenklar, wer dieses Pokal-Spiel am Montag gewinnen muss.

Neuhaus scheiterte mit Union bisher stets in Runde eins

Uwe Neuhaus geht an der Alten Försterei in seine sechste Saison. Es ging stetig aufwärts, die vergangene Zweitliga-Saison beendete seine Mannschaft auf Rang sieben. Nur ein Makel trübt die positive Bilanz. Im DFB-Pokal ist Neuhaus mit Union bisher immer in der ersten Runde gescheitert. Gegen die Viertligisten Halle und RWE, aber auch gegen die Erstligisten Freiburg, Frankfurt und Bremen.

In der laufenden Zweitliga-Saison sind die Berliner wie in den beiden Jahren zuvor mit nur einem Punkt aus zwei Spielen gestartet: 3:3 beim Aufstiegsfavoriten Kaiserslautern auf dem Betzenberg und 0:1 daheim gegen Braunschweig. „Natürlich haben wir uns das anders vorgestellt“, räumt Neuhaus ein. Allerdings weiß er auch, dass die Saison noch lang ist. Nach dem Pokal-K.o. in Essen lieferte Union Berlin 2011/12 eine überzeugende Spielzeit ab.