Essen. Neue Strukturen für eine neue Arena. Fast einstimmiges Votum der Rot-Weiss-Mitglieder. Aufsichtsrats-Vorsitzender Dietmar Bückemeyer: „Erster Spatenstich erfolgt im August.”
Es war kein Abend für Kritik. Die Mitgliederversammlung der Rot-Weißen im Cinemaxx bot kein „großes Kino”, keinen dramatischen Thriller, sondern einen Dokumentarfilm, der Fakten an Fakten reihte. Und der niemanden animierte, sich heißblütig einzubringen. Die 420 Mitglieder schienen müde und matt nach all den Enttäuschungen, waren wohl der Diskussion überdrüssig. Und sie waren sich sehr wohl bewusst, dass sie diesmal gar keine andere Wahl hatten, als die Satzungs- und Strukturänderungen wehrlos und nahezu einstimmig abzunicken.
Fast dreieinhalb Stunden dauerte die Sitzung. Ehrungen, Zahlen, Geschäftsberichte, eine sportliche Bilanz mit Blick in die Zukunft durch den Sportlichen Leiter Thomas Strunz. Und Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat.
RWE-Justiziar Dr. Markus Buchberger übernahm den Part, das komplexe Konstrukt der Strukturänderung mit möglichst einfachen Worten zu erläutern. Auch die Frage-Runde danach war schnell beendet. Die Abstimmung ging schließlich noch viel zügiger über die Bühne. Ohne Gegenstimme (vier Enthaltugnen) wurde die Satzung geändert. Bei den Strukturänderungen gab es zwei Gegenstimmen (fünf Enthaltungen).
Der Spielbetrieb bis hinab zur U 17 wird also ausgelagert in eine Spielbetriebs GmbH, an der Rot-Weiß mit 51 Prozent beteiligt ist und die GVE (Grundstücksverwaltung Essen) mit 49 Prozent. Die GVE, demnächst auch Stadion-Eigentümer, hält wiederum die Mehrheit (51 Prozent) an einer Vermarktungsgesellschaft.
Nachdem die Rechtsverhältnisse geändert werden, treten auch die Aufhebungsverträge mit dem Hauptgläubiger und Rechteverwerter Michael Kölmel (MK Medien) in Kraft. Nur 15 Prozent der audiovisuellen Vermarktung (TV, Radio Interntt) bleiben lebenslang bei Kölmel. Damit ist die Bedingung für den Stadion-Bau erfüllt – vorausgesetzt, Rot-Wei´ß erhält die Lizenz. Die hat der DFB bereits unter Auflagen erteilt. „Alles im Rahmen”, sagte Vorstandsmitglied Nico Schäfer, der für die Lizenzierungsunterlagen verantwortlich zeichnete.
„Der DFB hat uns einen bunten Strauß an Möglichkeiten gegeben, diese Auflagen bis zum 5. Juni zu erfüllen.” Unter anderem muss der Klub eine Liquiditätsreserve von 2,7 Millionen Euro nachweisen. Und der Aufsichtsrat-Vorsitzende Dietmar Bückemeyer sagte: „Schon im August soll der erste Spatenstich erfolgen.”
Statt eines Präsidiums hat der Verein jetzt wieder einen Vorstand. Stefan Meutsch wurde vom Aufsichtsrat als Vorstandsvorsitzender bestätigt und wird damit im Aufsichtsrat der Spielbetriebs-Gesellschaft sitzen. „Ich bin froh, dass wir trotz des derzeitigen Tiefs einen Wendepunkt erreicht haben”, sagte Meutsch. „Es ist die Stunde Null und eine hervorragende Basis für eine positive Zukunft.”
Meutsch hatte zuvor die Geschäftsbilanz bis Ende 2008 erläutert. „Das sieht nicht gut aus”, begann der Unternehmer. Fast 12 Millionen Euro Schulden habe RWE und einen Jahresfehlbetrag von 600 000 Euro. „Der Verein liegt seit Jahren auf der Intensivstation. Ein mittelständisches Unternehmen würde das keine 14 Tage überleben. Gott sei Dank ist es bei uns anders. Aber immer geht das nicht gut.”
Auch in diesem Jahr hat das Geld nicht gereicht. Für die 1. Mannschaft waren 1,7 Mio. Euro angedacht, gut zwei Millionen sind es geworden. Geplant hatte RWE mit einem Gesamtetat von 5,23 Mio, geworden sind's aber 6,783 Mio, wobei jedoch auch die Einnahmen um rund eine Millionen Euro gestiegen sind.