Essen. Der Essener Bundesligist lässt zwei Spielerinnen ziehen, eine davon wechselt ausgerechnet zu Borussia Dortmund. Wie das die SGS empfindet.
Punkte und Tore – von beidem hat die SGS Essen nach der ersten Saisonhälfte zu wenig. Trotz eines komfortablen Polsters auf den Abstiegsplatz hinken die Bundesliga-Fußballerinnen damit den eigenen Ansprüchen hinterher.
Die gut sechswöchige Winterpause möchte Trainer Markus Högner nun für eine intensive Vorbereitung nutzen, um die Formkurve seiner Spielerinnen nach oben zu bringen. Von der Qualität des Kaders ist er überzeugt. Neuverpflichtungen in diesem Transferfenster wird es an der Ardelhütte nicht geben. Dafür aber haben Valentina Kröll und Annika Enderle den Verein verlassen.
Spielerinnen kamen bei der SGS Essen so gut wie gar nicht zum Zug
Die Gründe sind ähnlich: Beide konnten sich bei der SGS nicht nachhaltig durchsetzen und kamen über den Status der Ergänzungsspielerin nicht hinaus. „Letztendlich war in unserem großen Kader die Konkurrenz auf ihren Positionen zu groß“, erklärt Trainer Högner.
Der Beweis: In der abgelaufenen Hinrunde kommt Kröll auf 14 Minuten Spielzeit, Enderle auf 18. Eine Vertragsauflösung scheint für alle die folgerichtige Lösung. Während sich Kröll dem FC Basel angeschlossen hat, ist der neue Verein von Enderle pikanter: Sie schließt sich dem Emporkömmling Borussia Dortmund an.
Damit verstärkt die Flügelspielerin den prominenten Tabellenführer der Westfalenliga, der sich anschickt, in zweieinhalb Jahren in die Eliteliga vorzustoßen. Und für die SGS ist Enderles-Wechsel schon jetzt ein kleiner Vorgeschmack auf eine neue Konkurrenzsituation im Revier sein. Zumal der BVB, obwohl er sportlich noch längst nicht auf Augenhöhe liegt, bereits eine enorme Anziehungskraft für Spielerinnen aus der Region besitzt. So wäre für Enderle sicher auch ein Neuanfang in Liga zwei möglich gewesen, anstatt es noch zwei Klassen tiefer zu versuchen.
Im offiziellen Vereinsstatement sagt sie: „Ich bin von dem Konzept der Frauenfußballabteilung beim BVB begeistert und möchte diesen Weg mitgehen. Es ist sehr beeindruckend, wie sehr der Verein Borussia Dortmund dahinter steht und wie viel sie in den Frauenbereich hereinstecken. Das zeigt mir dann auch, dass ich hier gut aufgehoben bin und die Ziele mit dem Verein erreichen kann.“
Der Aufstieg sei klar angepeilt, der Schritt zum BVB nicht zwingend ein Rückschritt. „Ich glaube, dass ich mit meine Stärken, die ich in Essen und Leverkusen sammeln konnte, dem Team helfen kann. Irgendwann mit Borussia Dortmund Bundesliga zu spielen, ist ein Ziel, bei dem ich mithelfen möchte.“
Bei der SGS Essen steht neben der Fitness auch der Teamzusammenhalt im Fokus
„Konkurrenzkampf haben wir doch immer. Da müssen wir nicht nach Dortmund schauen. Der VfL Bochum kann schon in dieser Saison in 1. Liga aufsteigen“, erklärt Högner. „Annika wollte mehr spielen, und dafür ist ihr Wechsel eine gute Entscheidung.“
Sein Fokus liegt ohnehin im Hier und Jetzt. Und da steht im Vordergrund, seine Mannschaft vor dem Wiederbeginn in der Liga am 1. Februar gegen Köln in die Spur zu bringen. „Wir haben uns weniger Chancen erspielt und weniger Tore gemacht. Und das vor allem mit Selbstvertrauen zu tun“, findet Högner.
Hier und da habe seinen Spielerinnen der Mut gefehlt, im letzten Drittel ins Eins-Gegen-Eins zu gehen. Auf dem Weg zurück zur Leichtigkeit hat er daher erst einmal zwei Wochen Urlaub verordnet, bevor die vierwöchige Vorbereitung begann. „Die Zeit ist perfekt, um uns noch einmal neu auszurichten und einige Dinge neu zu justieren.“ Zwei Aspekte stehen dabei im Fokus: die Fitness und der Zusammenhalt. „Wenn du topfit bist und merkst, dass du im Spiel am Ende immer noch nachlegen kannst, gibt dir das Selbstvertrauen. Dazu machen wir jede Woche ein Team-Event.“
Zuletzt ging es gemeinsam auf eine Karnevalsfeier nach Köln, am vergangenen Wochenende wurde Padel-Tennis gespielt. „Das nächste Event ist noch geheim“, schmunzelt Högner. Auch auf dem Platz präsentierte sich die SGS schon ganz ordentlich: Gegen den niederländischen Tabellenführer PSV Eindhoven verlor die Högner-Elf erst durch ein Gegentor kurz vor Schluss mit 2:3. Lilli Purtscheller und Jette ter Horst hatten zuvor einen frühen Rückstand ausgeglichen.