Essen. Pechvogel des Jahres: Monatelang kämpft sich Maurice Muschalik nach Kreuzbandriss zurück. Dann passiert es wieder. Ein Einblick in seine Gefühlswelt.
Die letzten eineinhalb Wochen seien wirklich schwer gewesen, gibt Maurice Muschalik zu: „Ich habe mich eine Woche abgeschottet, nur mit meiner Freundin und meinen besten Freunden gesprochen. So leer habe ich mich noch nie gefühlt“, sagt der 28-Jährige.
Die Gedanken, sie kreisten. „Ich fragte mich, ob ich überhaupt wieder Fußball spielen kann. Das hat mich echt aus der Bahn geworfen. Ich brauchte Zeit, um das alles zu verarbeiten“, so Muschalik. Der Grund für die schweren Stunden: ein Kreuzbandriss. Genauer gesagt: der zweite Kreuzbandriss innerhalb eines Jahres.
SpVgg Steele: Maurice Muschalik zog sich im März den ersten Kreuzbandriss zu - und spielte erst noch weiter
Schon im März hatte es Muschalik zum ersten Mal erwischt. Bei einem Schritt nach hinten rutschte ihm das Knie weg. „Da dachte ich mir schon, dass sich das komisch angefühlt hat. Ich habe aber noch weitergespielt, wollte es rauslaufen. Nach ein paar Minuten ist es aber wieder passiert. Da habe ich gemerkt, dass es nicht mehr ging“, so der Essener.
Er ließ sich auswechseln und am Tag darauf untersuchen, in der Hoffnung, die Verletzung sei nicht so gravierend. „Vielleicht ein Außenband überdehnt oder so“, sagt er. Leider hatte der Arzt keine guten Nachrichten, ein MRT sorgte dann für Klarheit. Das vordere Kreuzband im rechten Knie war gerissen. „Ich bin wirklich fast von der Liege gefallen vor Überraschung. Ich konnte ja normal auftreten“, so Muschalik.
Der Essener ließ sich aber nicht unterbekommen, immerhin war es die erste schwere Verletzung - auch, wenn er genau dieses Kreuzband als C-Jugendlicher schon einmal angerissen hatte. Zwei Wochen nach der Operation stieg er schon wieder auf das Fahrrad – ohne Widerstand, nur für die Bewegung. Ende Juli fuhr Muschalik schon wieder mit ins Trainingslager der SpVgg Steele, machte bei den Laufeinheiten mit. Und nach sieben Monaten stand er dann auch schon wieder auf dem Fußballplatz.
„Ich habe ja auch richtig Gas gegeben, war drei bis vier Mal die Woche beim Physio und habe zuhause ein Sportzimmer mit Hometrainer. Da habe ich jeden Tag etwas gemacht. Und dann habe ich mich sogar noch beim Fitnesstudio angemeldet“, erklärt Muschalik seine doch kurze Ausfallzeit.
Im Spiel gegen die SGS Essen Anfang Dezember passierte es erneut
Seit Mitte Oktober tastete er sich nach und nach beim Landesligisten heran. Kam erst 15 Minuten zum Einsatz, dann 45. Im November folgten dann auch die ersten beiden Spiele über 90 Minuten. Doch dann passierte es. 08. Dezember: Derby gegen die SGS Essen. „Ich wollte zum Kopfball hochspringen und mein Gegenspieler hat sich etwas in mich hereingestellt. Es war aber kein Foul oder so. Dabei stand er zum Teil auf meinem Fuß, ich war aber schon in der Bewegung nach oben“, so Muschalik.
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Die gegensätzlichen Kräfte waren zu viel für das bereits zuvor betroffene Kreuzband. „Ich habe nur ein Knacken gehört und gespürt. Danach war ich wie im Film. Ich glaube, ich lag auf dem Boden und habe geflucht. Ich habe direkt gemerkt, dass da etwas nicht gut ist und habe gehofft: bitte lass es nicht wieder das Kreuzband sein.“
Die Hoffnung zerschlug sich schnell. Und Muschalik fiel ins Loch. „Ich hatte mich doch mit so viel Herzblut zurück gekämpft“, hadert der Essener. Alle Prognosen seien gut gewesen, die Tests durchlaufen, Heilungsprozess abgeschlossen. „Von Oktober bis Dezember lief ja auch alles gut“, so Muschalik. Und dennoch traf es ihn erneut. Es gab die Gedanken, mit dem Fußball aufzuhören. Mittlerweile blickt der 28-Jährige aber wieder nach vorne, möchte ab dem kommenden Jahr erneut Vollgas geben und wieder zurückkehren auf den Fußballplatz. Muschalik: „Und bis dahin schaue ich in der Rückrunde von der Seitenlinie zu und schreie von da aus rein.“
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