Essen. Kira Walkenhorst hat ihre Beachvolleyball-Karriere beendet und spielt jetzt Handball. Was sie besonders cool findet und warum sie im Tor spielt.

Eine Beachvolleyball-Olympiasiegerin im Handballtor? Und dann auch noch in der zweitniedrigsten Spielklasse? In dieses Abenteuer ist die gebürtige Essenerin Kira Walkenhorst gestartet. Nach dem Ende ihrer Profilaufbahn hat die 34-Jährige eine neue sportliche Leidenschaft entdeckt.

„Egal ob es ein Monster-Training war oder jemand nicht so zufrieden ist. Es wandert eine Kiste durch die Kabine, ich trinke eine Fassbrause. Das macht es entspannter, für mich ist es etwas Neues. Etwas sehr cooles“, sagt Kira Walkenhorst über ihr neues Sportlerinnenleben in der dritten Handballmannschaft des TV Borken in der Regionsoberliga.

Olympiasiegerin im Beachvolleyball: „Kinder haben mir gezeigt, dass Beachvolleyball nicht alles ist“

Walkenhorst hat im Sport so ziemlich alles erlebt. Im Alter von fünf Jahren fängt sie mit Hallenvolleyball an, als Teenagerin spielt sie zum ersten Mal im Sand. Europameisterin 2015, 2016 der Höhepunkt: Olympiasiegerin mit Laura Ludwig in Rio de Janeiro. Sportlerin des Jahres, Weltmeisterin 2017, Sportlegende des Jahrzehnts. Aber auch die Schattenseiten hat sie kennengelernt. 2018 beendet sie zum ersten Mal ihre Karriere. Der Körper wollte nicht mehr. „Es gab keine andere Option“, so Walkenhorst

Beachvolleyball-Olympiasiegerinnen für Deutschland 2016: Laura Ludwig und Kira Walkenhorst bejubeln ihren Sieg, zeigen die Goldmedaillen und schreien vor Freude.
Olympiasiegerin 2016: Kira Walkenhorst (rechts) gewann mit ihrer damaligen Spielpartnerin Laura Ludwig Gold in Rio. © dpa | Sebastian Kahnert

Sie gründet eine Familie, ihre Partnerin bringt Drillinge zur Welt, die heute sechs Jahre alt sind. 2019 kehrt Walkenhorst zurück, legt den Fokus auf nationale Turniere. „Ich wollte aufgrund der Familie nicht mehr so viel reisen“, sagt sie. Und erlebt eine neue Lockerheit auf dem Feld. „Die Kinder haben mir gezeigt, dass Beachvolleyball nicht alles ist. Ich habe gemerkt, dass ich, wenn ich bei einem Turnier früher ausscheide und nur Dritte werde, sogar ein paar Stunden mehr zu Hause mit den Kindern habe“, sagt sie. Sie sei nicht mehr ganz so verbissen gewesen, habe zu Hause eine gute Ablenkung erfahren.

Und nun also Handball in Borken. „In meinem Freundeskreis in Borken sind sehr viele Handballspielerinnen, die früher mal höher gespielt haben und jetzt, nachdem sie Familien gegründet haben, sich als leistungsstarke Hobbytruppe zusammengetan haben“, erzählt Walkenhorst. „Ich habe mir gedacht, für den Körper ist es auch nicht gut, von 100 auf Null nichts mehr zu machen“, sagt sie.

Ex-Beachvolleyballerin Walkenhorst: „Handball im Feld ist ganz schön brutal“

Also ging sie zum Training. „Zuerst habe ich auf dem Feld gespielt, aber das war schon ganz schön brutal. Da hatte ich Angst, mich zu verletzen“, sagt Walkenhorst. Also stellte sie sich ins Tor und schnell eine Gemeinsamkeit zum Beachvolleyball fest. „Das Runde darf nicht ins Eckige.“

So leicht wie sich das anhört ist es für die „Neue“ im Handball aber nicht. „Am Anfang habe ich den einen oder anderen Ball weggepritscht und weggebaggert. Die Handballbewegungen sind noch nicht so drin“, sagt Walkenhorst. Vor allem dann, wenn die Bälle tief kommen, tut sie sich schwer. „Mehr will ich aber nicht verraten, sonst kennen die Gegnerinnen ja meine Schwächen“, sagt sie mit einem Lachen.

Beachvolleyball-Europameisterschaft in München 2022: Die Essener Kira Walkenhorst steht hinten und schaut einem Block ihrer Partnerin am Netz zu.
Hier stand sie noch im Sand: Kira Walkenhorst (hinten) im August 2022 bei der Europameisterschaft in München. Mittlerweile hat die 34-Jährige ihre Beachvolleyball-Karriere beendet. In ihrer Wahlheimat Borken spielt sie jetzt Handball als Torhüterin. © dpa | Soeren Stache

Unterstützt wird sie von den zwei anderen Torhüterinnen im Team. „Sie geben mir viel Input, sagen mir, was ich machen muss“, sagt die Olympiasiegerin. Vor allem, wenn der Schiedsrichter Handzeichen gibt. „Kreis ab kenne ich mittlerweile, bei allen anderen Zeichen geht der Blick nach außen“, lacht Walkenhorst.

Sportlich sind die Herausforderungen andere geworden, ihre Prioritäten haben sich verschoben. Und wenn die Kinder eines Tages kommen, und Leistungssport betreiben wollen? „Dann werde ich sie voll unterstützen. Es hilft nichts, sie zu etwas zu drängen, was sie nicht wollen. Aber man sollte sie auch nicht blockieren, wenn sie wollen“, ist Walkenhorst überzeugt. Ihre beiden Jungs spielen Fußball, ihre Tochter tanzt und betreibt rhythmische Sportgymnastik. „Momentan lernen sie, dass auch Verlieren zum Sport gehört“, lacht Kira Walkenhorst.