Essen. Tusem würde von neuer Arena in Essen profitieren. Aktuell ist die Logistik extrem kompliziert – vom Bratwürstchen bis zum VIP-Raum im Klassenzimmer.

Bekommen die Handballer des Tusem Essen ein neues Zuhause? Zumindest ist dies nicht mehr ganz ausgeschlossen, denn die Essener Politik beschäftigt sich seit geraumer Zeit mit dem Gedanken eine neue Multifunktionshalle zu bauen und hat dafür eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Klar ist, dass eine neue Halle den Handball-Zweitligisten auf vielen Ebenen enorm entlasten würde.

„Wir würden uns wünschen, dass das realisiert wird und treiben das Thema gerne voran“, sagt Tusem-Geschäftsführer Jonathan Abbenhaus, der bereits seit über einem Jahr die Idee eines Hallenneubaus begleitet und viel in Kontakt mit der Stadt steht. Bis der Tusem eine etwaige neue Heimspielstätte tatsächlich beziehen kann, wird es wohl ohnehin noch einige Zeit dauern. Und das heißt: es bleibt viel Arbeit.

Tusem Essen: Jedes Heimspiel in der Sporthalle Am Hallo ist ein riesiger Aufwand

Die Geschäftsstelle befindet sich auf der Margarethenhöhe, wo auch die meisten Spieler wohnen. Das Training findet jedoch in Frohnhausen statt und die Heimspiele werden am anderen Ende der Stadt, in der Sporthalle „Am Hallo“ in Stoppenberg ausgetragen. Allein der Aufbau vor einem Heimspiel dauert mehr als sechs Stunden, sagt Abbenhaus: „Wir müssen jedes Mal eine Schulsporthalle zu einer modernen Handballhalle umbauen. Der VIP-Raum ist eigentlich eine Art Klassenzimmer, außerdem müssen wir eine Theke dort hineinbauen und extra einen großen Vorhang zur Abtrennung anbringen.“

Handball in Essen
Damit die Fans des Tusem Essen Handball in der 2. Bundesliga genießen können, muss der Verein jedes Mal sehr viel Arbeit in die Sporthalle stecken. © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

Und der Boden, der eigens für den Profihandball gemacht ist, muss jedes Mal ausgerollt und nach dem Spiel wieder eingerollt werden. „Die letzten Helfer gehen um 2 Uhr nach Hause“, berichtet Abbenhaus.

Der Tusem würde es daher sehr begrüßen, wenn sich alles an einem Ort treffen würde: Räumlichkeiten für die Geschäftsstelle, Trainingszentrum und Heimspielstätte. „Aktuell haben wir nicht einmal einen Besprechungsraum. Die Jungs sitzen für Besprechungen im Geräteraum der Trainingshalle“, sagt der Geschäftsführer. Das gehe zwar alles, andere Vereine sind in ihrer Infrastruktur jedoch deutlich weiter und besser aufgestellt. Eben weil die Rahmenbedingungen bessere sind.

VIP-Logen sind für den Tusem Essen in der aktuellen Form nicht möglich

Sogar Bratwürstchen, Getränke und Co. müsse der Tusem zwischenlagern und am Spieltag selbst quer durch die Stadt karren, weil es „Am Hallo“ nicht genügend Kühlkapazitäten gebe. „Und wenn man mal etwas vergisst, dann haben wir ein Problem und können nicht mal eben wieder quer durch Essen fahren“, moniert Abbenhaus und ergänzt: „Jedes Heimspiel ist für uns ein enormer Aufwand, auch finanziell.“

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Eine neue Halle mit angrenzendem Trainingszentrum würde viele Probleme lösen und eine große Entlastung darstellen. Daher habe die Stadt die Vereine, wie eben den Tusem, aber auch die Volleyballer des VV Humann oder die Hockeydamen des HC Essen, von Anfang an mit ins Boot geholt. So könne man eine neue Spielstätte nach den Bedürfnissen und Ideen derjenigen gestalten, die sie am Ende zum Großteil nutzen werden.

„Aktuell können wir beispielsweise keine Hospitality-Pakete für unsere Sponsoren oder VIP-Logen-Tickets anbieten. Denn von unserer aktuellen Loge kann man nicht einmal das Spielfeld sehen“, sagt Jonathan Abbenhaus.

Die Grugahalle ist keine Option für die 1. Handball-Bundesliga

Von einer neuen Halle erhoffe sich der Tusem unter anderem geringere Kosten und höhere Erlöse. Und langfristig, mit dem Ziel wieder in der 1. Liga zu spielen, würde eine größere Halle durchaus helfen. Denn bei rund 2500 Zuschauern ist „Am Hallo“ schon das Limit erreicht. Und ein Umzug in die Grugahalle käme aus verschiedenen Gründen nicht mehr in Frage.

„Die Grugahalle entspricht nicht mehr den Standards, um moderne Sport-Events und Handballspiele auszutragen. Es gibt beispielsweise nicht genügend Kabinen und die Zuschauer sind recht weit vom Spielfeld entfernt. Zudem wissen wir erst rund drei Monate vorher, wann wir spielen. Da ist die Grugahalle meist schon ausgebucht“, erklärt Abbenhaus.

Gleichzeitig geht mit einer möglichen neuen Sportarena auch etwas Druck einher. Schließlich werde diese ja nicht für einen Handball-Oberligisten gebaut, sondern für Profivereine mit entsprechendem Zuschauerinteresse. „Klar, es muss sich lohnen“, sagt Abbenhaus, „aber den Druck, mindestens in der zweiten Liga zu spielen, machen wir uns ohnehin schon selbst.“

Ein möglicher Umzug liegt aktuell noch in nicht greifbarer Zukunft, weshalb die Heimspiele erst einmal aufwendig bleiben. Wobei der Tusem-Geschäftsführer, bei aller Euphorie für das Projekt, auch die Halle in Stoppenberg zu schätzen weiß: „Wir spielen hier schon auch sehr gerne und man kann die Halle schnell in einen Hexenkessel verwandeln.“

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