Essen. Team-Rückzüge möglich, ein Spiel fiel schon aus. Steeles zweiter Vorsitzender spricht im Interview über die Probleme – bei den Männern und Frauen.
Die Lage ist dramatisch. Der Spielvereinigung Steele droht ein Vierfach-Abstieg. Sowohl bei den Herren als auch bei den Frauen stehen die ersten beiden Mannschaften auf einem Abstiegsplatz, teilweise schon etwas abgeschlagen. Die Zweitvertretung bei den Frauen konnte zudem am vergangenen Wochenende in der Bezirksliga gegen Rhenania Bottrop II aufgrund von zu wenigen Spielerinnen gar nicht erst antreten. Markus Niemann, der 2. Vorsitzende des Klubs, spricht über die Misere.
Markus Niemann, am Sonntag verlor die erste Mannschaft der SpVgg Steele in der Landesliga gegen den VfB Bottrop mit 1:7. Mit nur drei Punkten ist das Team Tabellenletzter, der Abstand auf den Relegationsrang beträgt vor dem Kellerduell beim Vorletzten DJK Arminia Klosterhardt am Sonntag (15.30 Uhr) schon zwölf Punkte. Wo liegen die ganzen Probleme?
Der VfB Bottrop hat eine gute Mannschaft, keine Frage. Aber der Verlauf des Spiels war sehr unglücklich. Wir hatten mehrmals die Möglichkeit, in Führung zu gehen, machen dann aber quasi ein Eigentor und vor dem 0:2 und dem 0:4 katastrophale Fehler. Es war das erste Mal, dass wir eine richtige Reise bekommen haben. Zuvor haben wir beim GSV Moers zum Beispiel ganz bitter verloren. Da führen wir in der zweiten Hälfte mit 4:2 und verlieren in der Nachspielzeit noch. Schlimmer geht es eigentlich nicht
Also?
Ein Problem ist, dass wir früh in der Saison sehr schwere und langwierige Verletzungen hatten. Niklas Schwojer hat zum Beispiel eine gute Vorbereitung gespielt, ist seitdem aber verletzt. Ilias Elouriachi hatte lange Achillessehnenprobleme. Und mit Tom Schulokat und Vladislav Kochoutine haben sich zwei Spieler beruflich verändert und stehen dementsprechend weniger und unregelmäßiger zur Verfügung. Das tut uns schon weh.
Das sieht man auch in der Tabelle. Es sind erst 13 von 34 Partien gespielt. Dennoch sieht es übel aus. Wie groß ist die Hoffnung auf den Klassenerhalt noch?
Wir hätten ja auch schon drei, vier, fünf Spiele gewinnen können, haben die aber vergeigt, das ist so.
Das ist dann aber doch auch eine Qualitätsfrage.
Schon, möglicherweise fehlt aber auch die Puste. Einige Spieler kommen aus Verletzungen und müssen direkt spielen. Dadurch verlieren wir auch Spiele in der Schlussphase. Es war immer unsere Stärke, dass wir konditionell stark waren. Nun brauchen wir schon eine Serie. Sonst kommt man da nicht mehr ran. Wir sind daher auch kein Hanns Guck-in-die-Luft und werden frühzeitig zweigleisig planen. Vom Etat her haben wir in der Liga auch nicht viel zu suchen, wenn man das mit anderen Vereinen vergleicht.
Zuletzt sprach Co-Trainer Thomas Cichon von einem „Kreisliga-A-Etat“. Ist es wirklich so dramatisch?
Es gibt mit Sicherheit Kreisligisten, die das Gleiche ausgeben oder sogar mehr. Das ist aber immer schon so gewesen. In den vergangenen Jahren hat es trotzdem gereicht. Das Abschneiden hat dann auch immer mit Glück und Pech, Verletzungen und beruflichen Veränderungen zu tun. Den einzigen Vorwurf, den ich machen kann, ist, dass die Urlaubsplanung nicht Landesliga-würdig ist.
Kann in der Winterpause denn nachjustiert werden?
Unsere Zugänge kommen in der Regel aus der Jugend oder von Kreisligisten. Die müssen dann zünden. Wir müssen aber davon ausgehen, dass wir im Winter in der Abstiegszone stehen und bräuchten Leute, die uns auf Anhieb weiterbringen. Die Frage ist da, wer möchte in der Winterpause zu einem der letzten Teams in der Kreisliga gehen, bei dem er kaum Geld bekommt?
Und neue Sponsoren, die die finanzielle Lage etwas aufbessern, sind auch nicht in Sicht?
Das halte ich im Amateursport mittlerweile für sehr schwer. Einige Konkurrenten sind da zum Beispiel nicht besonders breit aufgestellt, haben eher einen großen Sponsor. Solange das dann läuft, ist alles super. Wenn die Sponsoren dann aber die Lust verlieren, ist es brandgefährlich. Wir befinden uns auf einem gleichbleibenden Niveau. Aber nicht, weil wir nicht mehr wollen, sondern, weil wir nicht mehr finden.
Neben der ersten Mannschaft in der Landesliga steht auch die Reserve der Männer mit nur drei Punkten in der Kreisliga A auf einem Abstiegsplatz. Zuletzt gab es ein 1:4 gegen den Heisinger SV, zuvor sogar ein 2:15 gegen Fortuna Bredeney.
Die zweite Mannschaft leidet auch unter dem dünnen Kader bei der ersten Mannschaft. Es war früher immer so, dass Spieler aus der ersten Mannschaft unten ausgeholfen haben. Das geht gerade nicht. Gegen Bredeney hat sich unser Torwart beim Stand von 0:1 verletzt und wurde vom Krankenwagen abgeholt. Wir hatten keinen Ersatztorwart. So kam das Ergebnis zustande.
Es wabern schon Sorgen umher, dass das Team zurückgezogen werden könnte.
Wenn wir eine Mannschaft zurückziehen müssen, dann die in der untersten Spielklasse, so wie es sich gehört. Das wäre dann die dritte Mannschaft in der Kreisliga B, die sich selbst nichts zu Schulden kommen lassen hat. Gegen Heisingen standen zum Beispiel schon einige Spieler aus dem Team auf dem Platz, nachdem unter der Woche gemeinsam trainiert wurde. Denn zuletzt war bei der zweiten Mannschaft kaum ein Training möglich, weshalb die beiden Trainer dort auch aufgehört haben. Nun haben die Trainer der dritten Mannschaft am Wochenende beide Teams betreut. Wir haben da eigentlich fast 50 Aktive und tun uns dennoch schwer, zwei Teams zusammenzustellen.
Ist das auch das Problem bei den Frauen? Das Landesliga-Team steht mit zwei Punkten ebenfalls am Tabellenende. Die Reserve konnte in der Bezirksliga am Wochenende aufgrund von zu wenigen Spielerinnen nicht antreten.
In der Landesliga ist es eine mega junge Truppe, da wussten wir, dass es schwer wird. Über die Absage der zweiten Mannschaft waren wir selbst überrascht, weil dort eigentlich eine gute Trainingsbeteiligung herrscht. Hier müssen wir abwarten, wie es sich entwickelt und uns irgendwann Gedanken machen.
Es droht tatsächlich der Vierfach-Abstieg. Würde die Spielvereinigung Steele das verkraften?
Es wird auch dann weiter Fußball gespielt in Steele, da bin ich mir sicher. Und ich hoffe auch, dass dies auf einem ordentlichen Niveau passiert. Aktuell ziehen wir uns gerade daran hoch, dass in Steine investiert wird. Der Tausch des Kunstrasenplatzes ist für nächstes Jahr anvisiert. Das ist auch nötig, denn der ist total kaputt. Solche Dinge machen Spaß, trotz der aktuellen sportlichen Lage.
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