Essen. Rassismus-Vorwurf in der Essener Kreisliga B. Ein Spieler soll übel beleidigt worden sein – Trainer hadert mit seiner Entscheidung.
Das Spitzenspiel der Essener Kreisliga B, das der SV Leithe mit 2:1 beim SC Werden-Heidhausen II gewann, wird von einem Rassismus-Vorwurf überschattet.
Die Gastgeber aus Werden werfen einem Spieler der SV Leithe vor, einen ihrer Akteure „aufs Unerträglichste“ rassistisch beleidigt und diffamiert zu haben. Und zwar gemünzt auf sein Herkunftsland Angola und die dunkle Hautfarbe des Spielers. Der Vereinsvorsitzende Christoph Steinmetz brachte sein Entsetzen darüber zum Ausdruck: „So ein Verhalten ist absolut inakzeptabel.“
Der SC Werden-Heidhausen werde rassistisches Verhalten weder tolerieren noch akzeptieren: „Wir haben den Verband über den Vorfall informiert und behalten uns weitere Schritte vor.“ Thorsten Schwertfeger, Vorsitzender im Fußballkreis Essen, bestätigte diese Meldung gegenüber dieser Redaktion, wollte sich zum schwebenden Verfahren aber nur insofern äußern, dass nun beide Vereine und der Schiedsrichter aufgefordert seien, zu den Vorfällen Stellung zu nehmen.
Video zeigt, was sich nach dem Pausenpfiff abgespielt hat
Der SV Leithe schätzt die Vorwürfe „eines angeblichen rassistischen Vorfalls“ anders ein. Es sei korrekt, dass es während der Halbzeitpause zu einer Auseinandersetzung gekommen sei: „Hierbei wurde unser Spieler von dem Gegenspieler mit einer Wasserflasche beworfen, was von Zuschauern beobachtet und durch Videoaufnahmen dokumentiert wurde. Dies führte zu einem Wortgefecht zwischen den beiden Spielern. Beide Spieler sind jedoch Personen mit Migrationshintergrund, was den Vorwurf rassistischer Beleidigungen äußerst fragwürdig erscheinen lässt.“
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Auf dem Video, das dieser Redaktion vorliegt, ist zu sehen, wie nach dem Pausenpfiff ein Spieler des SV Leithe auf das vermeintliche Opfer aus Werden-Heidhausen zuläuft, ihm die Hand reichen möchte. Der Werdener Spieler verweigert den Handschlag, daraufhin tätschelt ihn der Leither am Kopf. Was dabei gesagt wird, ist nicht zu verstehen. Dann greift der Werdener Spieler zu einer Wasserflasche und wirft sie direkt vor dem Leither Akteur auf den Boden. Anschließend endet das Video.
Schiedsrichter hat nicht in das Geschehen eingegriffen
Der Vorstand der Gäste betont: „Der SV Leithe 19/65 hat keinerlei Verständnis für Rassismus und distanziert sich scharf von jeglichen Formen von Diskriminierung und Intoleranz. Unser Verein steht für Werte wie Respekt, Vorurteilslosigkeit und Fairplay - sowohl auf, als auch abseits des Platzes. Rassismus hat in unserem Sport und in unserer Gemeinschaft keinen Platz.“
Der Unparteiische befand sich zu diesem Zeitpunkt in der Nähe des Geschehens, griff aber nicht ein. Was der Leither Vorstand so kommentiert: „Der Schiedsrichter, der die Situation vor Ort bewertet hat, sah keinen Anlass, den Vorfall weiter zu ahnden, da es sich um eine hitzige, aber harmlose Situation handelte.“
Leither behaupten, Spieler hätten sich ausgesprochen
Tatsächlich sei die Auseinandersetzung nach dem Spiel in einem friedlichen Gespräch zwischen den beteiligten Spielern beigelegt worden: „Es ist uns zudem bekannt, dass die Spieler beider Mannschaften sich auch nach diesem Spiel weiterhin privat kennen und einen guten Kontakt pflegen.“
Das möchten die Werdener so nicht stehenlassen. SC-Trainer Jason Munsch berichtet, sein Spieler sei von Beginn an provoziert worden: „Von Anfang an ging es dem gegnerischen Spieler nur darum, ihn durch unnötige körperliche Härte, Tritte und Beschimpfungen aus dem Spiel und der Fassung zu bringen.“ Zwischendurch sei sein Spieler zu ihm gekommen und habe über den Gegenspieler gesagt: „He is crazy.“
Auf dem Weg in die Kabinen soll es weitere Beleidigungen gegeben haben
Werdens Trainer über die Szene, die auf dem Video zu sehen ist: „Ich habe versucht, meinem Spieler klarzumachen, dass er sich nicht darauf einlassen solle. Doch nach dem Halbzeitpfiff lief der Gegenspieler an unserer Bank vorbei und hörte auch da nicht auf, zu provozieren. Er gab vor, unseren Spieler freundschaftlich umarmen zu wollen, beleidigte dabei aber weiter.“ Da sei die Wasserflasche geflogen.
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Sein Spieler sei weiter rassistisch beleidigt worden, gibt Munsch zu Protokoll: „Auf dem Weg in die Kabinen gipfelte die Auseinandersetzung in einer unentschuldbaren rassistischen Beleidigung, die auf seine Herkunft Angola und seine Hautfarbe abzielte.“ Der gegnerische Spieler habe gesagt: „I bring you Bananas.“ Auch habe der Leither Spieler im Kabinengang auf Munsch gewartet und ihm am Ohr gezogen: „Er beleidigte mich und sagte, mir könnte er auch noch eine geben, wenn ich nicht ruhig bleibe. Ich wiederholte, er solle mich nicht anfassen. Woraufhin weitere Spieler von Leithe meinten, ich solle die Schnauze halten und in die Kabine gehen. Ich forderte lautstark Respekt von Menschen, die Respekt von uns verlangen. Doch das stieß auf taube Ohren.“
Werdens Trainer ärgert sich, dass er weitergespielt hat
Zur „Deeskalation“ wechselte der Trainer seinen völlig entnervten Schützling aus. Der gegnerische Spieler dagegen blieb auf dem Feld. Im Nachhinein bereut Munsch, nicht die Entscheidung getroffen zu haben, zur zweiten Halbzeit nicht anzutreten: „Wir wollten die richtige Antwort auf dem Platz geben.“
Das sei aber die falsche Entscheidung gewesen, gibt der Trainer selbstkritisch zu: „Ungeachtet möglicher Konsequenzen hätten wir da anders reagieren müssen. Rassismus hat im Sport und allen anderen Bereichen nichts zu suchen, ist absolut inakzeptabel und überhaupt nicht vereinbar mit den Werten, für die wir als Mannschaft stehen.“
Der Vorstand des SV Leithe betont ausdrücklich, dass es aus seiner Sicht keinerlei Hinweise auf rassistische Beleidigungen oder Handlungen in diesem Zusammenhang gebe: „Der SV Leithe 19/65 steht fest hinter seinen Werten und wird auch in Zukunft mit Entschlossenheit gegen jede Form von Diskriminierung vorgehen.“
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