Essen. Mehr als 2000 Läuferinnen und Läufer gingen am Sonntag beim traditionellen Seelauf um die Strecke. Was neu war, wer auffiel - und wer gewonnen hat.
Nein, hundertprozentig planen kann man so einen Marathon-Lauf nicht. Wer sich aufmacht, die gut 42 Kilometer abzuarbeiten, muss damit rechnen, dass selbst bei bester Kondition der Körper aufmuckt oder streikt. Da ergeht es den Breitensportlern nicht anders als den Top-Athleten. Kristina Hendel (LG Braunschweig) jedenfalls ahnte schon vor dem Start, dass es für sie hart werden würde an diesem Sonntag am Baldeneysee.
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Vor drei Jahren war die gebürtige Kroatin an gleicher Stelle freudestrahlend ins Ziel geschwebt. Sie hatte im Essener Süden ein Glanzlicht gesetzt, mit 2:27,30 Stunden einen Streckenrekord aufgestellt und war damit damals plötzlich die drittschnellste Läuferin in Deutschland. Zur 62. Auflage des Westenergie-Marathons freute sich der Gastgeber Tusem Essen natürlich auf die Rückkehr, die Erwartungen waren hoch, ausnahmsweise geriet mal die Frauen-Konkurrenz durch Hendels Start in den Fokus.
Marathon Essen: Siegerin kämpft sich mit Schmerzen durch
Im Ziel war der 28-jährigen Langstrecklerin allerdings die Strapazen anzusehen. Erwartungsgemäß war sie die erste Frau im Ziel, doch die Siegerzeit von 2:34,37 Stunden verriet bereits, dass es ganz und gar nicht rund gelaufen war für sie. Schon die Vorbereitung machte Probleme. Durch die Post-Covid-Phase hatte sich die Braunschweigerin aber erfolgreich hindurchgekämpft. Doch nun zwickte der Fuß.
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„Ich bekam leider früh Probleme mit meiner Sehne und musste sogar zweimal anhalten“, schilderte sie. Drei Kilometer vor dem Ziel piesackte sie auch noch ein Krampf. „Ich bin aber froh, dass ich mich durchgebissen habe.“ Für Kristina Hendel ist die Saison damit beendet. In Kürze steht eine OP in München an. „Ich hoffe, dass es im nächsten Jahr dann wieder zehn Minuten schneller geht.“
Spitzenathlet Hendel läuft noch auf Rang zwei
Auch ihr Ehemann Sebastian Hendel konnte ihr da nicht wirklich weiterhelfen. Er war praktisch der verkappte Spitzenathlet im dem knapp 600-köpfigen Starterfeld. Ende September war er beim internationalen Berlin-Marathon in 2:07 Stunden der beste Deutsche und zweitbeste Europäer gewesen, in Essen fungierte er lediglich als Tempomacher für seine Gattin. Bei Kilometer 25 schickte sie ihn allerdings auf die Reise. „Ich habe ihm gesagt, dass der Läufer an Position zwei noch nicht so weit weg sei, er solle es versuchen“, erzählte Kristina Hendel.
Und es funktionierte. Sebastian kam tatsächlich als Zweiter ins Ziel mit einer 2:59,54 auf der Uhr. „Ich habe einen guten Rhythmus gefunden und es nach hinten heraus genossen“, erzählte er unangestrengt. Das spontan gesetzte Ziel, unter 2:30 zu bleiben, erreichte er ebenfalls. Ein schöner Tag. „Es ist ein ganz anderes Flair hier. Der See ist wunderschön, und hier hat man auch noch einen Berührungspunkt zum Breitensport.“
Sieger Uphues: „Fast wie im Urlaub“
Locker und ziemlich entspannt wirkte auch Gesamtsieger Christoph Uphues (2:24,55 Std./ Braunschweiger LC), der zum ersten Mal in Essen am Start war. Er habe sich gut gefühlt, auch wenn die Bedingungen etwas schwierig gewesen seien: „Es war zum Teil sehr, sehr windig.“
Und die Strecke an sich? „Wahnsinn, die Kulisse ist toll, man fühlt sich fast wie im Urlaub. Schade, dass das Wetter nicht ganz mitspielt, sonst hätte man sich noch ein bisschen an den Strand legen können“, sagte er mit einem Augenzwinkern. Mit seiner Leistung sei er unter den gegebenen Bedingungen sehr zufrieden, auch wenn er sich eine 2:20 oder leicht darunter durchaus zugetraut hätte. „Aber ich bin ja auch komplett allein vorneweg gelaufen, dann ist das nicht so einfach.“ Immerhin blieb ihm dadurch etwas mehr Zeit, die Natur zu genießen.
Ungewohnte Bedingungen für den Ausrichter
Nicht so einfach waren auch die ungewohnten Bedingungen für Ausrichter Tusem Essen. Durch den Abriss der Tribüne am Regattaturm musste der Start/Ziel-Raum etwa 500 Meter entfernt an das bzw. auf das Gelände des Seaside Beach verlegt werden.
Die Zuschauer am Rande gaben ihr Bestes und machten Stimmung, nur durch den Morast zu tapsen war sicher nicht immer ein Vergnügen. In der Nacht zuvor hatte es noch einmal richtig geschüttet. Der Sandstrand pappte wie das Watt vor Norddeich. Bei Sonnenschein wäre es möglicherweise ein Idyll gewesen, wie der Sieger Uphues ja bemerkte. Vielleicht wird es ja was im nächsten Jahr, denn dann sind die Gegebenheiten die gleichen, weil sich die Bauarbeiten am Regattaturm bis 2026 hinziehen sollen. Aber im nächsten Jahr wissen Tusem Orga-Chef Roland Döhrn und seine Crew zumindest, was sie erwartet.
Allbau spendet 1350 Euro
Das Allbau-Lichtblicke-Quartett belegte übrigens Platz zehn in der Staffelkonkurrenz (60 Staffeln), die das Ayyo-Team Essen gewann. 50 Euro spendet Initiator Allbau für gewöhnlich Jahr für Jahr für jedes schnellere Team. „Wir haben aber aufgestockt und geben je 150 Euro“, sagt Allbau-Sprecher Dieter Remy. Macht 1350 Euro, die an das soziale Projekt gehen, das Kinder, Jugendliche und deren Familien in NRW unterstützt. Der viermalige Kanu-Olympiasieger Max Rendschmidt (KGE) fehlte allerdings am Sonntag, er musste mit einem Infekt passen. Seinen Staffelplatz nahm Klubkollege Jan-Peter Graf ein, der vor drei Wochen Studentenweltmeister im Zweier geworden ist.
Essen - Marathon am Baldeneysee: Die Siegerinnen und Sieger
Westenergie Marathon, Männer:
- Christoph Uphues (Braunschweiger LC) - 2:24:55 Stunden
- Sebastian Hendel (LG Braunschweig) - 2:29:54 Stunden
- Macek Miereczko (Donatus Erftstadt) - 2:32:56 Stunden
Westenergie Marathon, Frauen:
- Kristina Hendel (LG Braunschweig) - 2:34:37 Stunden
- Cara Zollenkopf (Wermelskirchen) - 2:45:50 Stunden
- Hanna Tempelhagen (Berlin) - 2:46:15 Stunden
Malte Hoffmann vom Ayyo Team der Schnellste auf der Seerunde
Heimsieg auf der Seerunde: Mit Malte Hoffmann und Andreas Sprott liefen gleich zwei Läufer des Ayyo Team Essen unter den ersten drei ins Ziel:
Seerunde (18,6 km), Männer:
- Malte Hoffmann (Ayyo Team) - 1:03:13 Stunden
- Daniel Lang (Sauerlandrunner) - 1:05:18 Stunden
- Andreas Sprott (Ayyo Team) - 1:05:32
Seerunde (18,6 km), Frauen:
- Sarah Schmitz (Köln) - 1:13:32 Stunden
- Anika Fels (LSF Münster) - 1:14:26 Stunden
- Lisa Lersch (SV BW Bochum) - 1:18:41 Stunden
Marathon in Essen: Diese Straßen sind gesperrt:
Die Stadt Essen informiert über Verkehrseinschränkungen rund um den Marathon:
- Am Veranstaltungstag sind alle Zufahrten zur Laufstrecke um den Baldeneysee für den Kfz- und Radverkehr zwischen 9 und 17 Uhr gesperrt.
- In diesem Zeitraum ist zudem die Freiherr-vom Stein-Straße im Bereich des Baldeneysees halbseitig gesperrt.
- Die Zufahrt auf die Freiherr-vom Stein-Straße ist nur aus Richtung Stadtwaldplatz und der Straße „An der Kluse“ und nicht von der Bredeneyer Straße aus möglich.
- Der Abschnitt der B224 der Laufstrecke über Brückstraße, Gustav-Heinemann-Brücke und Bredeneyer Straße in Fahrtrichtung Bredeney in Werden ist von 9:45 bis voraussichtlich 10:30 Uhr voll und ansonsten während der Veranstaltung halbseitig gesperrt.
Zudem sind die folgenden Straßen im Zeitraum der Veranstaltung rund um den Baldeneysee voll gesperrt:
- Grafenstraße,
- Körholzstraße,
- Joseph-Breuer-Straße,
- Heckstraße,
- Hardenbergufer,
- Kampmannbrücke (ab der Zufahrt zur Sporthalle),
- Wuppertaler Straße (ab der Zufahrt zum Lokal „Rote Mühle“),
- Stauseebogen,
- Lelei (ab Staelsfeld),
- Lanfermannfähre.
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