Essen. Zwei machbare Aufgaben, nur ein Punkt: Der ETB Schwarz-Weiß hat den Oberliga-Saisonstart verpatzt. Die Analyse: Das sind die Gründe für den Fehlstart.

Die Spieler des ETB Schwarz-Weiß Essen ließen sich nach Abpfiff fassungslos auf den neuen Kunstrasen fallen, Torhüter Phillipp Gutkowski hielt eine Brandrede im Mannschaftskreis. Oberliga-Neuling SV Biemenenhorst bejubelte währenddessen die drei Punkte in Essen wie den Aufstieg. Die 2:3 (2:1)-Heimblamage hat die erste kleine Krise am Uhlenkrug in der neuen Saison ausgelöst.

Nur ein Punkt aus zwei eigentlich machbaren Aufgaben sind deutlich zu wenig für die ETB-Ansprüche. Sonntag geht es zum Mülheimer FC (15.45 Uhr). „Eine komplette Bruchlandung nach zwei Spielen“, beschrieb Trainer Damian Apfeld die „Ist-Situation“. Für den Fehlstart gibt es gleich mehrere Gründe – wir zählen sie auf in unserer ETB-Analyse.

ETB-Fehlstart – Grund eins: Fehlende Offensiv-Lösungen und Abschlussschwäche

Apfeld setzte in den ersten beiden Spielen beim TVD Velbert (1:1) und gegen Biemenhorst jeweils auf technisch versierte Spieler auf den vier Offensiv-Positionen. Bei der Heimpleite aber fehlten den Schwarz-Weißen die richtigen Lösungen in der Offensive, die Abstimmung und Laufwege passten noch nicht. Zündende Ideen? Fehlanzeige. „Vorne fehlt mir die eine oder andere Einzelaktion mit einem Torabschluss“, meint Apfeld. „Das ist viel Stückwerk, das ist nicht flüssig.“

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Bezeichnend: In Velbert fiel das ETB-Tor nach einem Eckball, gegen Biemenhorst beide nach Einwürfen – noch keines also aus dem Spiel heraus. Die nötige Qualität ist da, konnte aber noch nicht effektiv eingesetzt werden. In Velbert spielten sich die Essener zwar eine Vielzahl an Chancen heraus, nutzten aber nur eine. Ein klarer Zielspieler oder Torjäger kristallisiert sich noch nicht heraus. Beim TVD startete der flinke Lukas Korytowski in der Spitze, gegen Biemenhorst Niko Bosnjak und Umut Yildiz.

ETB-Angreifer Lukas Korytowski (rechts, hier beim Auswärtsspiel beim TVD Velbert) hatte bei der 2:3-Heimblamage gegen Biemenhorst die ein oder andere gute Aktion auf der Außenbahn.
ETB-Angreifer Lukas Korytowski (rechts, hier beim Auswärtsspiel beim TVD Velbert) hatte bei der 2:3-Heimblamage gegen Biemenhorst die ein oder andere gute Aktion auf der Außenbahn. © FUNKE Foto Services | Oleksandr Voskresenskyi

In der Schlussphase versuchten es die Schwarz-Weißen mit der Körperlichkeit und Wucht von Felix Geisler, der in der Vorbereitung nicht einmal geknipst hatte, in Velbert aber immerhin noch per Kopf ausgleichen konnte. Gegen Biemenhorst führte die Umstellung aber nicht mehr zum Torerfolg. „Wir arbeiten mit jungen hungrigen Spielern zusammen, die alle ihre Zeit brauchen“, erklärt Apfeld.

ETB-Fehlstart – Grund zwei: Anfälligkeit in der Defensive

Drei Gegentore in einem Heimspiel – und dann noch gegen einen Aufsteiger? Deutlich zu viel für die Schwarz-Weißen. Gegen Biemenhorst präsentierten sich die Gastgeber anfällig in der Defensive. Der ETB kam nicht in die Zweikämpfe, konnte im Mittelfeld keinen Druck erzeugen, schob mitunter nicht konsequent nach. Das beste Beispiel: Die beiden Gegentore nach dem Wiederanpfiff, als die Gäste gleich zwei Mal unbedrängt an der Strafraumkante zum Abschluss kamen – und knipsten.

„Wir sind eigentlich eine Mannschaft, die immer gut verteidigt“, haderte Apfeld. „In dem Spiel haben wir ganz schlecht verteidigt – auch in der letzten Linie, in der Kette. Wir hatten im Mittelfeld wenig Präsenz. Das kennt man so von uns nicht.“ Am ersten Spieltag machten die Schwarz-Weißen beim TVD das Spiel, konnten den Ball über weite Strecken vom eigenen Tor weghalten. Eine gute Möglichkeit aber reichte den Velbertern, um zwischenzeitlich in Führung zu gehen.

ETB-Keeper Valentine parierte bei der 2:3-Heimniederlage gegen den SV Biemenhorst einen Elfmeter in der Nachspielzeit.
ETB-Keeper Valentine parierte bei der 2:3-Heimniederlage gegen den SV Biemenhorst einen Elfmeter in der Nachspielzeit. © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

Auch Torhüter-Talent Ryan Valentine präsentiert sich derzeit nicht in der Form, in der er dem ETB in komplizierten Situationen Punkte festhält: Gegen Biemenhorst schienen zwei der drei Gegentreffer nicht unhaltbar – allerdings parierte er den Elfmeter in der Nachspielzeit.

ETB-Fehlstart – Grund drei: Viele Ausfälle bedeuten Führungsproblem

Einer der Gründe für den schwachen Defensivauftritt gegen den Aufsteiger: Die vielen Ausfälle. Kapitän Frederik Lach fällt mit einem Muskelfaserriss in der Wade aus, Sechser und Mittelfeld-Staubsauger Armen Shavershyan fehlt aufgrund seines Kreuzbandrisses noch mehrere Monate. Damit müssen die Schwarz-Weißen momentan auf ihre Achse aus der Vorsaison verzichten, die den Defensivverbund zusammenhielt.

Wird momentan schmerzlich vermisst beim ETB Schwarz-Weiß: Kapitän Frederik Lach (vorne).
Wird momentan schmerzlich vermisst beim ETB Schwarz-Weiß: Kapitän Frederik Lach (vorne). © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

In beiden Spielen bildeten neben Kamil Poznanski in Jan Bachmann, Jan Corsten und dem erfahrenen Christopher-Stöhr, der in der Nachspielzeit Gelb-Rot sah, drei Neuzugänge die Viererkette. „Sie fehlen uns natürlich, aber das können wir auch nicht als Ausrede gelten lassen“, weiß Apfeld. „Wir haben genug Qualität im Kader und auf dem Platz, um uns in diesen Spielen durchzusetzen.“ Neben Lach und Shavershyan fielen gegen Biemenhorst auch Denzel Oteng Adjei, Florian Usein, Christian Gojani, Prince Kimbakidila und Mohamed Cisse aus.

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Besonders durch den Ausfall von Kapitän Lach ergibt sich gleichzeitig ein Führungsproblem: Ersatzkapitän Nico Lucas war gegen Biemenhorst der einzige, der auf dem Platz merkbar den Mund aufmachte, die anderen Spieler nahmen die Pleite nahezu regungslos zur Kenntnis. Allerdings gingen auch Lucas in der Nachspielzeit die Nerven durch, er kassierte eine Gelbe Karte, weil er sich über den Schiedsrichter aufregte. Auch andere Spieler müssen vorangehen, Verantwortung übernehmen. Ob das gelingt? Fraglich.

ETB-Fehlstart: So geht es für Schwarz-Weiß in der Oberliga weiter

Trainer Apfeld wirkte nach der Biemenhorst-Pleite schon etwas ratlos. Der Stecker sei nach der Vorbereitung irgendwie gezogen, der Fehlstart nicht zu erklären, nicht abzusehen gewesen. Erklären? Konnte sich der Coach den verpatzten Auftakt nicht so richtig. Jetzt muss er Lösungen finden. Am Sonntag (15.45 Uhr, Ruhrstadion) stehen Apfeld und die Mannschaft jedenfalls schon früh in der Saison mächtig unter Druck: Beim Mülheimer FC 97 muss der erste Dreier her – sonst könnte es schon bald richtig ungemütlich werden am Uhlenkrug.