Essen/Mülheim. In nur drei Jahren von der D-Jugend in die Oberliga. Die 20-Jährige verrät ihr Erfolgsgeheimnis und sagt, was sie „wie die Pest“ hasst.

Sie hasse es einfach, wenn es ungerecht zugehe, sagt Amelie Lainka. Die Essenerin ist nach Christina Junkers und Isabel Steinke, die bereits auf DFB-Ebene pfeifen, die am dritthöchsten agierende Schiedsrichterin des Fußballverbandes Niederrhein – und das mit gerade einmal 20 Jahren. „Ich gebe mein Bestes, um dafür zu sorgen, dass die Regeln so durchgesetzt werden, wie sie durchgesetzt werden sollten und dass jemand seine Strafe bekommt, wenn er sich unsportlich verhält“, so Lainka, über ihre Motivation, als Unparteiische tätig zu sein

Hinzu käme auch ein Bedürfnis zu helfen und die Liebe zum Fußball an sich. „Ich mache gerne Sport und die Schiedsrichterei passt da noch gut in den Alltag. Denn dabei gibt es keine festen Trainingszeiten. Ich kann mein Training rund um das Medizinstudium planen“, so Lainka.

Begonnen hat ihr rasanter Aufstieg erst während der Corona-Pandemie in der Saison 2021/2022. „Damals habe ich bei der DJK TuS Essen-Holsterhausen noch selbst Fußball gespielt. Der Verein hatte einen Mangel an Schiedsrichtern. Dann muss man ja eine Strafe zahlen. Also wurde ich im Sommer 2020 gefragt und habe einen Online-Lehrgang gemacht“, blickt Lainka zurück.

Essener Schiedsrichterin konnte direkt nach der Ausbildung ein Jahr lang nicht pfeifen

Der Start selbst war aber ein schwerer. Aufgrund der Ausnahmesituation konnte die frisch ausgebildete Schiedsrichterin rund ein Jahr lang kein Spiel pfeifen. Erst im Sommer 2021 ging es dann Schritt für Schritt los. Erst in der D-Jugend, dann in der C-Jugend, dann in der Leistungsklasse und so weiter.

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„Das ging aber alles relativ schnell. Schon in der Rückrunde habe ich dann bei den Frauen und bei den Männern auch direkt in der Kreisliga A gepfiffen“, sagt Lainka, die ihre Fußballschule damals mittlerweile für den SV Heißen in der Niederrheinliga schnürte, ihren Fokus aber ganz deutlich auf die Schiedsrichterei legte.

„Ich mag beides. Aber als Schiedsrichterin hatte ich mehr Erfolg. Und als ich mein Studium angefangen habe, wusste ich, dass alles drei parallel nicht funktioniert. Zudem gab es bei meinem damaligen Verein auch nicht so viel Verständnis dafür, wenn ich am Wochenende fehlte, weil ich gepfiffen habe“, so Lainka, die Saison für Saison eine gewisse Anzahl an Pflicht-Spielleitungen unter Beobachtung vorweisen muss.

Das Ziel für die Saison 2025/2026 ist die 2. Liga

Die junge Frau überzeugte ihre Beobachter vom Fußballverband direkt so sehr, dass sie auf der Karriereleiter der Schiedsrichterei weiter nach oben kletterte. Im Sommer 2022 wurden ihr Bezirksliga-Spiele zugeteilt, kurz danach Partien in der B-Jugend-Bundesliga der Mädchen, in der vergangenen Saison kamen dann Landesliga-Spiele bei den Männern und Assistenz in der 2. Frauen-Bundesliga dazu.

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Und stets war Lainka die Klassenbeste in der internen Tabelle. Nach jeder Beobachtung bekommen die Unparteiischen eine Bewertung. In der kommenden Saison wird sie somit in der Oberliga als Hauptschiedsrichterin auf dem Platz stehen. Schon jetzt könnte sie theoretisch auch in die DFB-Ebene aufrücken, soll aber erst einmal noch Erfahrung auf Amateurebene sammeln.

„Wenn man bei den Frauen aufsteigt, steigt man nicht automatisch auch bei den Männern auf. Das ist getrennt. Und beim DFB zählt nicht nur, ob man Erster ist. Mir wurde gesagt, dass ich nicht direkt ins kalte Wasser geschmissen werden soll, weil ich ja noch jung und nicht so lange dabei bin. Das habe ich auch nachvollziehen können. In der 2. Bundesliga der Frauen werden ja auch Spiele live übertragen. Das ist dann noch einmal etwas anderes“, sagt Lainka. Einen Hehl daraus, dass ihr Ziel ganz klar der Aufstieg in die Zweite Liga ist, macht sie aber auch keineswegs.

Die Kommunikation auf Augenhöhe ist der Schlüssel zum Erfolg

Innerhalb von drei Saisons von der D-Jugend bis in die 2. Liga. Das Erfolgsgeheimnis der Essenerin liegt laut ihr in der eine Spielleitung auf Augenhöhe. „Wenn es mal hitzig wird, versuche ich mit meiner Kommunikation zu schlichten und bin auch selbst einsichtig. Wenn du als Schiri darauf beharrst, dass alles richtig entschieden war, obwohl man auch mal weiß, dass es nicht so war, dann ist das nicht gut. Wenn ich dann aber wirklich worauf beharre, dann wissen die Spieler auch, dass ich das genau gesehen habe. Das ist häufig der Schlüssel zum Erfolg.“

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Immer wieder suche sie während der Partien das Gespräch mit Spielern, will so aufkommenden Frust schon früh einfangen. So etwas wie das neue STOPP-Konzept des DFB hätte sie daher bisher nie gebraucht. Und wenn die Emotionen dann doch einmal hochkochen, dann gibt es ja auch noch die Karten.

„Ich gebe viele Karten, auch wenn ich viel und gut kommuniziere. Ich hasse es wie die Pest, wenn sich jemand aufregt, der selbst gar keine Ahnung von den Regeln hat. Man kann normal mit mir reden und auch sagen, dass man etwas scheiße fand. Aber wenn fünf Leute auf mich zurennen, mich provozieren wollen und dann denken, dass sie so meine Entscheidung ändern können, da bekomme ich wirklich die Krise.“

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