Essen. Überall fehlt Geld – das ist auf der Sportanlage von Wacker Bergeborbeck klar erkennbar. Der Klub steckt in der Zwickmühle. Doch alle winken ab.
Stoisch schreitet Peter Schenk über die Sportanlage an der Cathostraße in Essen-Borbeck. Mal zeigt er auf die durchgebrochene Bank neben dem Ascheplatz und erzählt dazu eine Anekdote, dann auf das durchgefaulte Dach der Sprecherkabine und schlussendlich auf den geknickten Pfosten des Tores, der mit einem Holzbalken wieder gerade gerückt wurde.
„Da sind sie mal mit beim Abziehen des Platzes gegen gefahren. Schau hier, da steht das Auto noch“, sagt der Vorsitzende des Fußballvereins Wacker Bergeborbeck und verweist auf einen roten Wagen, welcher nicht unweit auf der Sportanlage geparkt ist.
Wacker Bergeborbeck meldet zur neuen Saison wieder zwei Mannschaften
An sich sind die Voraussetzungen gute, rund um den Fußballplatz selbst. Parkplätze sind durch das umliegende Industriegebiet zahlreich vorhanden, die Anlage selbst ist weitläufig, es gibt Auslaufflächen, Raum zum Spielen für Kinder und ein großes Vereinsheim, welches zwar in die Jahre gekommen ist, aber immer noch absolut ausreicht – mit Büro, Eventraum und Kneipe.
Auch einen neuen Trainer hat Wacker Bergeborbeck für die kommende Saison in der Kreisliga C gefunden. Sogar eine zweite Mannschaft wurde gemeldet. Die akute Gefahr des Auseinanderbrechens hat der Klub scheinbar abgewendet. Dennoch ist der Schatten deutlich größer als der eitle Sonnenschein an der Cathostraße.
Es ist – einmal mehr – der Ascheplatz, der dem ehemaligen Essener Bezirksligisten so zu schaffen macht. Anders als zum Beispiel in Rüttenscheid scheint die Situation aber aussichtslos. Der Grund: Der Sportplatz gehört nicht der Stadt Essen, sondern der Kirche. Und das scheint eher Fluch als Segen zu sein.
Wacker Bergeborbeck führte schon oft Gespräche mit den benachbarten Klubs
Angefangen hat die Misere schon 2012, als Sponsoren fehlten, der Aufstieg in die Bezirksliga verpasst wurde und sich das Team samt Trainer dem damaligen SC Phönix Essen anschloss. Nach und nach verlor Wacker Spieler, Mitglieder und somit natürlich auch Gelder.
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„Der Fußballverband hat dann auch noch alles verteuert, was ging. Uns fehlten zum Beispiel auch Schiedsrichter“, erinnert sich Schenk zurück. Und dann begann auch noch die Zeit der Rasenplätze. „Ich habe die Stadt damals schon angeschrieben, dass wir Unterstützung brauchen, auch den Oberbürgermeister. Zwischendurch gab es mit den Ballfreunden Bergeborbeck auch Gespräche darüber, sich einen Rasenplatz zu teilen und vielleicht sogar zu fusionieren“, so Schenk.
Auch Eintracht Borbeck wurde mit ins Boot geholt. Doch am Ende wurde doch nichts aus den gemeinsamen Plänen. Abwerbeversuche zwischen den Klubs sorgten nicht zum ersten Mal in der Geschichte des Borbecker Fußballs für Streit und ein Ende der Zusammenarbeit.
Die Geldnot ist bei Wacker Bergeborbeck groß
Dies ist bis heute so. Und Wacker steht weiterhin alleine da. Auf allen möglichen Wegen versucht Schenk Geld in den Klub zu holen. Ein aufgehängtes Plakat und ein hingelegter Teppich der Telekom brachte zum Beispiel zuletzt 300 Euro ein. Von der Stadt gibt es knapp 6500 Euro zweckgebundende Sportförderung. Ein neuer Sponsor wurde für Trikots und Taschen ebenfalls gefunden. Und dann gibt es noch Personen, die ihre Sozialstunden ab und an auf der Anlage in Bergeborbeck ableisten und dem Platzwart helfen.
Dennoch reicht es bei nur sieben Euro an Mitgliedsbeiträgen pro Person pro Monat hinten und vorne nicht. Früher, da habe es noch die Vereinszeitung, den Wacker Kurier gegeben. „Da bin ich selbst noch durch Bergeborbeck gelaufen und habe die Geschäftsleute angesprochen. Da hatten wir ja auch noch einen guten Namen und konnten Plakate aufhängen. Heute musst du aber schon eine Verbindung zu einer größeren Firma haben“, sagt Schenk.
Mit den 6500 Euro der Stadt käme man nicht weit, so Schenk. Denn weil die Anlage eben nicht Eigentum der Stadt, sondern der Kirche sei, von der selbst aber auch keine Unterstützung käme, steckt der Klub in der Zwickmühle. „Wir spielen Fußball und haben mit der Kirche doch gar nichts zu tun. Wir haben von ihnen ni Geld bekommen“, sagt Schenk. Im Gegenteil. Der Verein muss selbst für Gas und Wasser aufkommen, die Pflege des Platzes und auch die Straßenreinigung selbst bezahlen. Nur wovon?
Die Stadt Essen und der Diözesanverband winken ab
Die Stadt Essen sagt auf Anfrage, dass es – wie auch bei der Anlage der DJK Eintracht Borbeck am Don-Bosco-Gymnasium – keine Möglichkeit geben würde, Investitionen an den Sportanlagen zu tätigen, weil die Grundstücke nicht im Anlagevermögen der Sport- und Bäderbetriebe stehen würden.
Und auch der DJK Diözesanverband Essen stellt keine Lösung in Aussicht. „Ich weiß, dass es jenseits der Main-Linie häufiger der Fall ist, dass Kirchenplätze für Sportvereine zur Verfügung gestellt werden. Hier in den nördlichen Gebieten ist das aber völlig unüblich. Die meisten DJK-Vereine sind ganz normal in städtischen Hallen oder auf städtischen Sportanlagen. Das hat mit Kirchengemeinden so gut wie nichts mehr zu tun. Die beiden Plätze in Borbeck sind da Ausnahmen. Die Kirche hat diese Plätze zur Verfügung gestellt und war damit quasi raus“, sagt Hubert Röser, der 1. Vorsitzende der DJK Essen.
Dass die Kirche nun so tief in die Tasche greifen würde und einen Kunstrasenplatz bauen würde, das könne er sich wirklich nicht vorstellen. Ein Verkauf sei seines Wissens nach aber auch kein Thema. „Die einzigen, die Wacker da helfen können, sind der Essener Sportbund und die Stadt Essen. Die müssten sagen, dass sie noch einen Platz hätten, wo der Verein mit draufspielen könnte“, so Röser.
Genau ein solcher Umzug war daher auch bei Wacker Bergeborbeck schon immer eine Lösung, die immer mal wieder angedacht wurde. So schielt der Verein aktuell auf den neuen Kunstrasenplatz an der Hagenbecker Bahn. Dort soll nach Willen der Stadt aber Barisspor Essen hinziehen. Aktuell stelle sich „nicht die Frage, ob ein anderer Verein zur Hagenbecker Bahn umsiedeln könnte“, so Pressereferentin Maike Papenfuß auf Anfrage.
Es ist und bleibt also weiterhin kompliziert – und Wacker Bergeborbeck steht zwischen allen Stühlen. Auf der ungeliebten Asche.
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