Essen. Nach dem 4:2-Sieg vom Hinspiel wird es schwer für den FC Kray: Präsident Oberholz und RWE-Vorsitzender Welling vor dem Essener Derby im Interview.
Stadtderby, die Zweite, in dieser Saison: Wenn Rot-Weiss Essen Freitag als Gastgeber im Stadion Essen (19.30 Uhr, live in unserem Ticker) auf den FC Kray trifft, sind die Erinnerungen ans Hinspiel (2:4) bei allen Beteiligten noch präsent. Die Sportredaktion traf im Interview beim Krayer Präsidenten Günther Oberholz und beim RWE-Vorsitzenden Michael Welling auf durchaus gemischte Gefühle.
Ist der FC Kray mehr Außenseiter als im Hinspiel?
Günther Oberholz: Der FC Kray ist immer Außenseiter, nicht nur gegen Rot-Weiss Essen. Trotz unserer positiven Entwicklung muss man aber auch sehen, dass wir in dieser Liga auch an Grenzen stoßen. Denn auch nach dem Hinspielerfolg sieht man ja, wo beide Vereine jetzt stehen.
Michael Welling: Das ist ja so eine typische Fragestellung von Journalisten und Einschätzung von den Fans. Bei der sportlichen Situation immer nur die letzten zwei Wochen zu berücksichtigen, halte ich für falsch. Wir müssen die gesamte Saison sehen, und da muss man sagen, seit der Niederlage im Hinspiel, auch wenn danach nicht alles toll war, müssen und können wir sehr sehr zufrieden sein mit der Entwicklung. Und jetzt müssen wir schauen, in welche Richtung das weiter geht.
Und wie ist die Entwicklung beim FC Kray?
Oberholz: Das kennen wir ja noch vom ersten Aufstieg 2012/13, Riesen-Euphorie am Anfang, inzwischen sind wir wieder auf dem Boden der Tatsachen. Aber wir stehen immer noch auf einem Nicht-Abstiegsplatz. Man muss immer unsere Infrastruktur sehen, wir sind nicht auf Rosen gebettet. Der Michael Lorenz macht einen guten Job, in der Mannschaft gibt es keine Grabenkämpfe, wir müssen bis zuletzt an uns glauben.
Wer braucht denn die Punkte morgen dringender?
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Welling: Ich kann sehr gut mit der Niederlage aus dem Hinspiel leben, wenn der FC Kray wegen dieser drei Punkte in der Liga bleibt und wir auch erfolgreich sind. Aber natürlich hat kein Rot-Weisser Lust, zweimal in der Saison drei Punkte gegen Kray liegen zu lassen.
Oberholz: Und trotzdem: Wir Essener haben Patriotismus, wenn man dem einen oder anderen Fan sagt, komm, ihr verliert nochmal gegen Kray, wir bleiben drin, und Rot-Weiss startet danach die Siegesserie, spielt danach die Relegation?
Welling: Wenn das garantiert ist, schlage ich ein (lacht).
Oberholz: Ja, das ist das Problem, was wir haben, wir sind leider da in diesem Moment nur ein bisschen Träumer.
Und wie ist es mit dem Druck?
Welling: Der FC Kray ist immer Underdog in dieser Liga, und bei uns ist es so, wenn Rot-Weiss Essen kommt, sind wir immer Favorit, mit dieser Situation müssen wir umgehen, damit kann die Mannschaft aber auch umgehen, dessen bin ich mir sicher.
Wenn Sie morgen für einen Tag in die Rolle des anderen schlüpfen könnten, was würde für Sie den Reiz ausmachen?
Oberholz: Das wäre für mich, der ich auch Essener Junge bin, diese Fans im Rücken zu haben, die nach so vielen Rückschlägen in den vergangenen Jahrzehnten noch immer wie eine Wand hinter ihrem Verein stehen, das für einen Tag auf dieser Ebene zu genießen, das würde schon Spaß machen.
Welling: Ich kann mir durchaus vorstellen, für einen Tag Krayer zu sein, aber ich kann mir nicht vorstellen, nicht Rot-Weisser zu sein, von daher, nöö, ich bin sehr sehr glücklich in meiner Haut, ich bin sehr sehr glücklich mit meiner Position – und das ist unabhängig vom Ergebnis morgen.
Welling zum Niederrheinpokal: "Es ist keine Lex Rot-Weiss Essen, sondern für alle"
Nun trifft man sich im Niederrheinpokal ja bald wieder, unter geänderten Bestimmungen beim Verband, zu Lasten der beiden Vereine.
Welling: Es ist ja bekannt, dass wir uns bezüglich der Durchführungsbestimmungen an den Verband gewandt haben, wobei wir der Meinung sind, dass Art und Inhalt der Neuregelung alles andere als im Sinne der Vereine sind. Ich glaube, dass wir unter den Vereinen da mit einer Stimme sprechen. Es ist keine Lex Rot-Weiss Essen, sondern kein Vereinsvertreter wird insbesondere mit den Abrechnungsmodalitäten einverstanden sein. Das haben wir dem Verband sehr deutlich nahegelegt und sind mit ihm darüber im Dialog. Und wir sind durchaus hoffnungsvoll, dass sich der Verband sinnvollen Argumenten gegenüber aufgeschlossen zeigt. Was daraus kommt, weiß ich aber trotzdem nicht.
Oberholz: Ich sehe das ganz genauso, die Vereine schneiden dabei sehr sehr schlecht ab. Man muss ja immer fair bleiben, an so einem Spiel hängen ja auch viele Kosten, gerade jetzt im Stadion Essen oder da, wo RWO spielt, da muss es schon ein ausgewogenes Verhältnis geben, dass die Vereine, die ausrichten, auch entsprechend vorrangig an den Einnahmen beteiligt werden. Deswegen muss im Interesse aller Vereine eine vernünftige Regelung her. Es kann nicht im Interesse des Sports in Essen sein, dass so ein Spiel am Hallo stattfindet, womöglich unter Ausschluss der Öffentlichkeit, das wäre dramatisch.