Die Rot-Weißen haben einen neuen Vereinschef. Dr. Michael Welling (39) heißt der neue Vorstandsvorsitzende und hauptamtliche Geschäftsführer, der den Traditionsklub „nachhaltig auf gesunde Füße stellen möchte“, wie er selbst sagt.
Sein Dienst beginnt offiziell am 1. Oktober mit der Partie gegen Erkenschwick. Doch schon heute dürfte Welling beim Heimspiel gegen den MSV Duisburg II (19 Uhr, Hafenstraße, siehe Text unten) auf der Tribüne sitzen.
„Dieser Schritt ist Teil der notwendigen Restrukturierung des Vereins, da wir Kosten sparen und Entscheidungswege verkürzen müssen“, heißt es in der Begründung des Insolvenzverwalters Dr. Frank Kebekus. Kurz: Es müssen Strukturen her, die in der 5.Liga bezahlbar sind.
Es ist eine überraschende Personalie, denn dieser Name tauchte in keinem Gerücht und bei keinen Spekulationen auf, die sich um die Besetzung des RWE-Chefpostens rankten. Und das liegt auch daran, dass Welling in den vergangenen drei Jahren im Management des europaweit agierenden Sportrechte-Vermarkters „Sportfive“ in Hamburg gearbeitet hat.
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Nicht der Aufsichtsrat des NRW-Ligisten um Dietmar Bückemeyer hat diesen Mann aus dem Hut gezaubert, sondern die Kanzlei des Insolvenzverwalters, der ohnehin bis zur Abwicklung des Insolvenzverfahrens das Sagen bei Rot-Weiß hat. Welling wurde am Montagabend dem Aufsichtsrat vorgestellt, der den Vorschlag einstimmig abnickte. Und Einigkeit besteht unter allen Beteiligten auch darin: „Es soll eine langfristige Zusammenarbeit werden.“ Zunächst ist sie für drei Jahre festgelegt. Auf der Mitgliederversammlung, die für den 5. Dezember angedacht ist, wird lauf Satzung nur das Aufsichtsgremium gewählt, das den Vorstand bestimmen wird.
Über drei Ecken sei der Kontakt zu Welling zustande gekommen, erklärte Marcus Wehler, Anwalt der Kanzlei Kebekus. „Ein Kollege kannte einen Kollegen von Welling, da waren die Telefonnummern schnell ausgetauscht.“ Er habe sich nicht aufgedrängt, „sondern wir haben ihn eher überfallen“. Welling sei unverbraucht, kompetent, erfahren, und stehe nicht in Verdacht, ein Netzwerk oder Seilschaften in Essen zu besitzen. Das passte ins Anforderungsprofil: „Uns war wichtig, dass jemand von Außen kommt. Herr Welling ist ein Fachmann für Vermarktung, was vor allem auch später beim neuen Stadion wichtig ist“, sagt Wehler.
Der Kandidat in Hamburg war interessiert. „RWE, da habe ich Bock drauf, muss ich wohl irgendwann früher mal gesagt haben“, erzählt Welling und schmunzelt. Ihn reize dieser „Old School Fußball“, und in einer tieferen Liga etwas aufzubauen. Sein Job bei „Sportfive“ hört sich jedoch nicht minder reizvoll an, so dass manche den Weg an die Hafenstraße vielleicht eher als Abstieg bewerten für einen ehrgeizigen und agilen Manager, der sogar beim Rechtehandel der EM 2012 mitmischte.
Für den Diplom-Ökonom ist es eine neue Herausforderung. Die Aufgaben hier in Essen seien gemeinsam eruiert und diskutiert worden“, erzählt er. Und dann habe er sich entschieden, in den Pott zurückzukehren. „Eine Herzensentscheidung“, nennt es Welling. „Mein Job in Hamburg hat Spaß gemacht, aber ich habe gespürt, dass es Zeit wird, das zu beenden.“
Bei der Straffung der Hierarchie oder „Restrukturierung“, wie es heißt, hat natürlich der bisherige Geschäftsführer Kai Stütz keinen Platz mehr. Dessen Vertrag ist ohnehin zum Ende der vergangenen Saison ausgelaufen. Eine weitere Führungsebene bei einem NRW-Ligisten sei überflüssig, so der Insolvenzverwalter, der Stütz aber für dessen großes Engagement dankte.
Laut RWE-Satzung müssen nun für einen handlungsfähigen Vorstand mindestens zwei weitere Mitglieder berufen werden. Und was wird gesucht? „Jemand mit einem Netzwerk in Essen“, sagt Bückemeyer. „Und jemand mit sportlicher Kompetenz.“
Zum Spiel am Mittwoch gegen MSV Duisburg II:
Immer schön bescheiden bleiben. RWE-Trainer Waldemar Wrobel sieht auch nach dem 1:0-Sieg im Derby gegen den ETB keine Veranlassung, das Saisonziel nach oben zu korrigieren. Die angepeilte Marke bleibt zunächst Rang fünf.
Die RWE-Fans aber sind begeistert. Spitzenreiter mit 14 Punkten nach dem sechsten Spieltag, das hatte niemand erwartet. Und unweigerlich wird es die Erwartungshaltung schüren. Zumal die Leistung im Derby überzeugte. „Da haben die Jungs auch taktisch richtig cool gespielt“, fand Teammanager Damian Jamro.
Aber der MSV Duisburg II heute Abend (19 Uhr) ist gefährlich. Der Gast ist Tabellenfünfter mit elf Zählern und hat immerhin zuletzt gegen den Tabellenzweiten Westfalia Herne aus einem 0:2 noch ein 2:2 gemacht.