Essen. Mehrere Faktoren sorgen bei der SGS Essen für den Topstart in die Bundesliga. Warum trotzdem niemand ernsthaft über die Champions League spricht.

Die SGS Essen hat in der Frauenfußball-Bundesliga einen bemerkenswerten Start hingelegt. Elf Punkte nach sieben Spielen bedeuten den fünften Tabellenplatz. Besser lief es zum gleichen Zeitpunkt der Saison zuletzt vor vier Jahren. Damals allerdings kickten für die Essenerinnen auch noch Nationalspielerinnen wie Lea Schüller, Lena Oberdorf oder Marina Hegering. Trotz der vielen Abgänge in den zurückliegenden Jahren befindet sich die SGS aktuell wieder in einem Aufschwung, der somit noch höher zu bewerten ist.

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Und darauf darf man an der Ardelhütte stolz sein. Denn nicht wenige hatten dem einzigen reinen Frauenfußball-Klub vor der 20. Saison in der Eliteliga aufgrund des fehlenden Lizenz-Vereins im Rücken eine düstere Zukunft vorausgesagt. Die Essenerinnen haben auf dem Platz geantwortet und sind bisher die Überraschung der Saison. Dafür gibt es fünf Gründe.

SGS Essen – Defensive Stabilität

In vier der sieben Partien spielte die SGS mit Torfrau Sophia Winkler bisher zu null. Damit stellen die Essenerinnen bei nur sechs Gegentoren die zweitbeste Defensive der Liga. Nur der VfL Wolfsburg kassierte noch weniger Treffer (drei). „In der Vorsaison waren wir im Abstiegskampf auf die Defensive fokussiert, sodass sich so vieles formen konnte. Entscheidend ist, dass wir als gesamte Mannschaft verteidigen“, findet Geschäftsführer Florian Zeutschler. Die TSG Hoffenheim als nächster Gegner an diesem Freitag (18.30 Uhr) stellt übrigens die beste Offensive der Liga.

SGS Essen – Kontinuität

Ein personeller Umbruch vor der Saison blieb aus. Die Abgänge von Ella Touon und Vivien Endemann hat die SGS durch Laura Pucks und Lilli Purtscheller kompensiert. „Unsere Beständigkeit im Kader ist ganz entscheidend“, weiß der Manager. „Das Ziel ist, das Gros der Mannschaft drei, vier Jahre zusammenzuhalten.“ So profitiert die SGS von der Entwicklung einzelner Spielerinnen und reift gleichzeitig als Mannschaft. Auch für die Zukunft sieht es gut aus: Die Verträge von Sophia Winkler, Jacqueline Meißner, Lena Ostermeier, Natasha Kowalski und Ramona Maier laufen noch mindestens bis 2026.

Laureta Elmazi und Annalena Rieke jubeln – die SGS Essen ist in guter Form.
Laureta Elmazi und Annalena Rieke jubeln – die SGS Essen ist in guter Form. © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

SGS Essen – Jacqueline Meißner

Die Kapitänin der SGS geht in dieser Saison einmal mehr mit Leistung voran und ist mit ihrer Schnelligkeit und ihrer Erfahrung die Schlüsselspielerin in der Abwehr, weil neben ihr auch andere über sich hinauswachsen können. „Jaci erlebt gerade ihren dritten oder vierten Frühling“, bemerkt Zeutschler und zeigt sich vor allem von der „Leichtigkeit“ der 29-Jährigen beeindruckt. Mit ihren Leistungen habe sie sich längst für höhere Aufgaben empfohlen, womit er ihr aber nach zwölf Jahren in Essen keinen Vereinswechsel nahelegt: „In dieser Verfassung gehört Jaci definitiv zurück in die Nationalmannschaft.“

SGS Essen – Stammelf

Bis Laura Pucks am siebten Spieltag erkrankt ausfiel, hatte Trainer Markus Högner seine Startelf auf zehn Positionen noch nicht verändert. Lediglich Maike Berentzen und Laureta Elmazi tauschten hin und wieder die Plätze auf dem linken Flügel. Und hier waren es taktische Gründe und keine durch Verletzungen erzwungenen Umstellungen. „Man sieht, dass sich die Abläufe gefunden haben und der Einsatz stimmt“, findet Zeutschler. Die SGS hat die lange Vorbereitung nach der WM genutzt, um zusammenzuwachsen und das „gute Gefühl“ aus der Vorbereitung auch in die Saison transportiert. Der Auftaktsieg über den Topklub Eintracht Frankfurt war eine Bestätigung der Arbeit zum perfekten Zeitpunkt.

SGS Essen – Bescheidenheit

Angesichts des sportlichen Höhenflugs wurde Zeutschler neulich gefragt, ob er sich die SGS auch in der Champions League vorstellen könne. Abheben wird an der Ardelhütte aber niemand. „Wir befinden uns in einem Prozess, raus aus dem Abstiegskampf. Unser Ziel ist es in dieser Saison, frühzeitig Klarheit über den Klassenerhalt zu haben und uns im Mittelfeld zu etablieren“, stellt er klar. Daher gelte es, von Spiel zu Spiel zu denken, anstatt Luftschlösser zu bauen.

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