Essen. Der Preußen Cup an der Seumannstraße wird Samstag entschieden. Gastgeber ESC Preußen hält das einst größte Amateur-Turnier Deutschlands am Leben.

Die Zeltüberdachung schützt Detlef Dill vor Wind und Regen, auf dem Stehtisch vor ihm steht die Kasse, darunter liegt die Preisliste. Die Zuschauer, die vorbeikommen, um an der Seumannstraße ihren Eintritt für die Spiele des Preußen Cups zu bezahlen, kennen ihn. Kein Wunder, Jahr für Jahr sitzt er schon dort – seit Jahrzehnten. Und ist immer für einen Spruch oder Schmunzler gut. „Die Zuschauer kommen hier lächelnd rein und gehen lächelnd wieder nach Hause“, sagt Dill, der seit 60 Jahren Teil des Essener SC Preußen ist.

Für ihn ist das die Motivation, die ihn seit Jahren bei der Stange hält. Seit der ESC Preußen das Turnier 1994 vom VfB Essen-Nord übernommen hat, damals noch unter dem Namen „Kabelcom Cup“, ist er dabei und kassiert. In früheren Jahren genoss der Wettbewerb noch eine ganz andere Popularität, galt als größtes Amateurfußball-Turnier Deutschlands. „Es sind große Clubs dabei gewesen, wir hatten einen Zuschauerzulauf ohne Ende“, erinnert sich der 67-jährige Dill.

Robin Barth vom VfB Frohnhausen im Zweikampf mit Mohamed Yasin Boumenir vom SC Frintrop. Frohnhausen steht am Samstag beim Preußen Cup  im Finale gegen DJK SF Katernberg.
Robin Barth vom VfB Frohnhausen im Zweikampf mit Mohamed Yasin Boumenir vom SC Frintrop. Frohnhausen steht am Samstag beim Preußen Cup im Finale gegen DJK SF Katernberg. © Michael Gohl

Beim Preußen Cup gibt es noch immer beachtliches Preisgeld

In der Hochphase habe der Kabelcom-Cup bis zu 7500 Zuschauer angelockt. Das Preisgeld damals: 10.000 DM, im Jahr darauf gab’s 7500. Der Kabelcom-Cup war seinerzeit das bestbezahlteste Turnier in der Region – bis die Sponsorfirma pleite ging. Gleiches galt für Tele Columbus, so Dill, im Jahr 2005 Namensgeber.

Wenige Jahre später war allerdings erstmal Schluss, bis sich der Vorstand des Essener SC Preußen dazu entschied, das Format wieder zum Leben zu erwecken – unter eigenem Namen. Früher habe es noch große Sponsoren gegeben, die das Geld reingebracht und das Preisgeld zur Verfügung gestellt hätten, erklärt Dill. „Heute ist das nicht mehr so.“

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Es gibt lediglich viele kleinere Sponsoren. „Das, was wir hier als Preisgeld haben, müssen wir durch unsere Kasse oder den Verkauf von Pommes, Bratwurst und Co. verdienen.“ 3000 Euro gibt’s in diesem Jahr für den Sieger, der Zweite bekommt 2000 Euro, der Drittplatzierte immerhin 1000 Euro. Noch immer beachtlich. Für den Vierten gibt’s, naja, immerhin einen Satz Bälle. Das Preisgeld steht ohnehin nicht im Vordergrund, ist aber natürlich eine feine Zugabe.

Der Sport, die Zuschauer und das Engagement der Mitarbeiter, das alles zeichne den Preußen Cup aus, beschreibt Dill. Dazu kommt die familiäre Atmosphäre auf der Anlage an der Seumannstraße. „Wir wollen sportliche Rivalität auf dem Platz, das ist normal, aber keine Feindschaft“, stellt Dill klar. Ärger und Streit gebe es im Rahmen des Cups nicht, trotz der verschiedenen Nationen und Kulturen in den Teams – das Ergebnis jahrelanger Arbeit. Jeder wird akzeptiert.

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24 Mannschaften haben beim Preußen Cup teilgenommen

„Wir machen Turniere von Freunden für Freunde“, so laute das Motto, erklärt der Preußen-Vorsitzende Daniel Künzel. „Ob Migranten, Ausländer, weiß oder schwarz, das interessiert mich nicht“, sagt auch Dill. „Ich behandle alle gleich und freue mich, wenn alle lächeln.“

Brennpunkte aus dem Essener Fußball:

Anders als in den letzten Jahren, als regelmäßig 32 Mannschaften teilgenommen haben, sind es in diesem Jahr nur 24, „weil sich viele gescheut haben, auf Asche zu spielen“, auf der neben dem Kunstrasen auch einige Spiele ausgetragen werden. Der Amateurfußball sei auch nicht mehr das, was er mal war. „Du merkst, dass der Zuschauerschwund zunimmt, weil viele die Kreisligen unattraktiv finden. Die Leute wollen heute Verbandsliga, Landesliga, Bezirksliga sehen“, meint Dill.

Immerhin im Finale trifft am Samstag (16.15 Uhr) ein Bezirks- auf einen Landesligisten: Die Sportfreunde Katernberg und der VfB Frohnhausen machen den Gewinner der siebten Auflage des Preußen-Cups unter sich aus – die Neuauflage des Endspiels aus dem Vorjahr, als die Frohnhauser Löwen, zu denen der ESC Preußen eine enge Fanfreundschaft pflegt, mit 4:0 triumphierte. „Favorit ist für mich Frohnhausen - ganz klar“, sagt Dill. „Aber es wäre auch schön, wenn jetzt mal Katernberg gewinnen würde.“

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