Essen. Das Umschaltspiel ist bei den Essenerinnen noch verbesserungswürdig. SGS-Trainer Högner sieht noch weiteres Steigerungs-Potenzial.

Lange haben sich die Verantwortlichen der SGS Essen dagegen gewehrt, Glückwünsche zum Klassenerhalt in der Frauenfußball-Bundesliga entgegenzunehmen. Auch wenn die Gefahr, doch noch in den Abstiegskampf hineingezogen zu werden, praktisch nicht existierte, warteten sie an der Ardelhütte bis auch rechnerisch alles klar war.

Platz sieben kann sich in der Endabrechnung letztlich sehen lassen. Der Anschluss an das Mittelfeld der Tabelle ist hergestellt und nach der langen Sommerpause startet die SGS in ihre 20. Saison in der Eliteliga. Erstmals gehen die Essenerinnen dann als einziger reiner Frauenfußballverein ins Rennen.

Wendepunkt Bayern München: Für Essens Trainer Markus Högner war die Partie am achten Spieltag beim FC Bayern mitentscheidend für die erfolgreiche Saison: „Bis dahin lief es etwas holprig. Vielleicht wollten wir zu viel. Aber dann haben wir angefangen, uns stärker auf die Defensive zu konzentrieren.“ Und beim späteren Meister hätten die Essenerinnen so fast einen Punkt ergattert.

Das Spiel bei Bayern München als Wendepunkt

Bis in die Nachspielzeit stand es nur 0:1 und die Gäste hatten ihre Chancen zum Ausgleich, ehe der FCB den Sack doch zumachte. „Ab diesem Spiel hatten wir eine bessere Stabilität. Das war der Schlüssel zum Erfolg“, findet Högner. Die Statistik gibt ihm recht: In den ersten sieben Spielen kassierte die SGS 23 Gegentore, in den folgenden 15 Partien waren es lediglich noch 19.

Und so hätten es die Essenerinnen beinahe noch auf den sechsten Platz geschafft. Zwei Punkte fehlten, um auch noch den SC Freiburg zu überholen. Möglichkeiten dazu gab es im Saisonfinale gegen den MSV Duisburg (0:0) und den 1. FC Köln (1:1). So muss neben Turbine Potsdam auch der SV Meppen den bitteren Gang in die 2. Liga antreten. Und das hat durchaus einen Beigeschmack.

Denn die Ansetzung des vorletzten Spieltags des DFB war mehr als unglücklich. Nachdem der SC Freiburg am vorangegangenen Donnerstag noch das Pokal-Finale gegen Wolfsburg bestritten hatte, folgte am Sonntag die Liga-Partie gegen die abstiegsbedrohten Kölnerinnen, die ihre Fitnessvorteile in einen 3:1-Sieg umsetzten und auch deshalb letztlich den Klassenerhalt schafften.

Passquote muss besser werden

Trotz einer aus Essener Sicht sorgenfreien Saison sieht Trainer Högner bei seiner Mannschaft noch Luft nach oben. Insbesondere vom Umschaltspiel möchte er in der kommenden Saison teilweise abrücken. „Unsere Passquote muss besser werden, damit wir im Spiel mehr Phasen mit Dominanz am Ball haben. Dazu können wir in der letzten Zone effektiver werden.“ Ein Hebel dabei sind die Standardsituationen. Denn da kann sich die SGS vorne wie hinten noch steigern. Gerade gegen die Top-Klubs waren die Essenerinnen anfällig.

Kein erneuter personeller Umbruch nötig

Insgesamt aber blickt der Fußballlehrer optimistisch in die Zukunft. Der Grund dafür ist, dass auf die SGS kein erneuter personeller Umbruch zukommt. In Vivien Endemann verlässt nur eine Stammkraft den Verein in Richtung Wolfsburg. „Unsere Achse bleibt uns erhalten, die Mannschaft ist eingespielter und insgesamt ein Stück weiter“, findet Högner, der damit insbesondere auf Sophia Winkler, Ella Touon, Beke Sterner, Katharina Piljic, Laureta Elmazi und Natasha Kowalski anspielt.

Alle sechs sind Jahrgang 2003 und nehmen in Essen bereits tragende Rollen ein. „Sie haben alle einen Riesenschritt gemacht, ein gutes Niveau und vor allem Konstanz gezeigt“, lobt Högner. Dazu habe die SGS in Lilli Purtscheller eine Spielerin dazugewonnen, die die abgewanderte Endemann „adäquat“ ersetzen könne.

„So ist unser Kader vielleicht noch einen Tick besser und auf jeden Fall variabler“, findet er. „Die Hauptaufgabe wird es jetzt, unsere Leistung zu bestätigen. Aber davon bin ich überzeugt.“ Auch wenn die Liga insgesamt noch einmal stärker wird: In RB Leipzig kommt ein Aufsteiger hoch, der mindestens im Mittelfeld mitmischen möchte.

Frauen-Bundesliga hat neuen Namensgeber

Ab der kommenden Saison hat die Frauenfußball-Bundesliga einen neuen Namensgeber: Google Pixel ersetzt Flyeralarm. Damit verbunden ist die Anforderung eines hauptamtlichen Pressesprechers bei den Erstligisten. Im Stream wird weiterhin Magenta Sport alle Partien übertragen. Aber auch auf DAZN werden einige Erstligaspiele zu sehen sein. Neu ist, dass künftig auch montags gespielt wird. Diese Begegnungen werden im Fernsehen auf Sport 1 laufen. Gespielt wird in der Eliteliga weiter mit zwölf Teams. Eine Aufstockung ist aufgrund vergebener Vermarktungsrechte erst 2027 möglich.

Zugänge: Annika Enderle (Bayer Leverkusen), Valentina Kröll, Lilli Purtscheller (beide Sturm Graz), Pia Lucassen und Melina Walheim (eigene Jugend).

Abgänge: Vivien Endemann (VfL Wolfsburg), Nina Räcke (RB Leipzig), Antonia Baaß und Miriam Hils (beide Ziel unbekannt).

Der Fahrplan der Vorbereitung: 11. Juli: Trainingsauftakt, 22. Juli: Feyenoord Rotterdam – SGS, 29. Juli: SGS – OH Leuven, 5. August: RSC Anderlecht – SGS, 12. August: SGS – FSV Gütersloh, 17. Bis 20. August: Trainingslager in Billerbeck, 19. August: PEC Zwolle – SGS, 26. August: SGS – Twente Enschede, 2. September: SGS – ADO Den Haag.

15. September: Saisonauftakt

Die Gegner: Bayern München, VfL Wolfsburg, Eintracht Frankfurt, TSG Hoffenheim, Bayer Leverkusen, SC Freiburg, Werder Bremen, 1. FC Köln, MSV Duisburg, RB Leipzig (Aufsteiger) und 1. FC Nürnberg (Aufsteiger).

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