Essen. Der Tusem Essen gleicht in letzter Sekunde gegen Balingen-Weilstetten aus – bezeichnend: Der Wille ist immer da. Wie das Remis einzuordnen ist.

Die Handballer des Tusem Essen gaben sprichwörtlich ihr letztes Hemd. Am Ende einer intensiven Englischen Woche in der 2. Handball-Bundesliga jubelte die Mannschaft von der Margarethenhöhe über den Punktgewinn beim 21:21 gegen den Tabellenführer HBW Balingen-Weilstetten. Und während sich Last-Second-Torschütze Felix Eißing sein rotes Hemd vor Freude zerriss, fielen seinem Trainer große Steine vom Herzen.

„So ein Spiel kostet dich als Trainer unglaublich viel Kraft“, sagt Michael Hegemann und atmet tief durch. Er sah eine mehrfache Berg- und Talfahrt seines Teams im Heimspiel gegen den großen Favoriten, von haarsträubenden Ballverlusten über ungenaue Abschlüsse bis hin zu einer starken Abwehr und viel Mentalität war eine Menge dabei.

Tusem Essen: „Es war ein fehlerbehaftetes Spiel“

Das emotionsgeladene Pulverfass explodierte schließlich mit dem Treffer von Eißing, der einen gelungenen Schlusspunkt auf eine anstrengende Woche setzte. „Man hat beiden Mannschaften den Substanzverlust angemerkt, es war ein sehr fehlerbehaftetes Spiel. Aber wir haben die Woche mit 3:3 Punkten abgeschlossen und für uns ist das eine sehr ordentliche Ausbeute“, zeigte sich der Trainer zufrieden.

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Anhand der Ergebnisse darf Hegemann in der Tat zufrieden sein, immerhin gab es mit dem Unentschieden gegen den Spitzenreiter und dem Sieg gegen den ThSV Eisenach zwei Überraschungserfolge gegen die Topteams der Liga. Lediglich die Niederlage beim Dessau-Roßlauer HV unter der Woche stellte den Trainer nicht zufrieden.

Wenn man die einzelnen Spiele genauer betrachtet, waren allerdings zum Teil erhebliche Mängel festzustellen. Vor allem im Angriff häuften sich die Fehler, zudem war die Abwehr in Dessau alles andere als stabil. Umso kompakter war sie in den Heimspielen und Torwart Lukas Diedrich erwies sich wieder als starker Rückhalt. Dennoch weiß Hegemann, dass nicht alles bestens lief: „Du freust dich natürlich für die Mannschaft und das Publikum, wenn du in so einem Spiel noch so spät den Ausgleich machst. Irgendwo ist man dann auch zufrieden, aber als Trainer hat man immer den Hang zum Perfektionismus und sucht nach Fehlern.“

Tusem Essens Hegemann lobt die Mentalität seiner Sieben

Unter anderem vermisste er phasenweise die letzte Überzeugung seiner Mannschaft vor dem gegnerischen Tor und auch die Anzahl der technischen Fehler sorgte bei Hegemann nicht gerade für Entspannung. „Ich bin der Meinung, dass wir auch Balingen durchaus hätten schlagen können, wenn wir richtig gut gespielt hätten“, sagt der 46-Jährige.

„Richtig gut“ war vor allem die Mentalität seiner Mannschaft, die sich auch nach einem Vier-Tore-Rückstand nicht aufgab und ihre letzte Chance beim Schopfe packte. „Die Jungs haben sich das nötige Glück erarbeitet, aber auch weil sie immer daran geglaubt haben“, lobt Hegemann. Ein derartiger Erfolg gegen einen so hochkarätigen Gegner sei enorm wertvoll, Spieler und Mannschaft wüchsen daran.

Tusem Essen kann die Zweitliga-Topteams ärgern

Die Frage ist, was nach dem explodierten emotionalen Pulverfass übrig bleibt. Unter dem Strich bewies der Tusem erneut, dass er gegen die Topteams der Liga mithalten und sie sogar ärgern kann – mit Siegeswillen, Mut und Disziplin. Auf der anderen Seite zeigten sich einmal mehr Leistungsschwankungen, die sich in einer hohen Fehleranzahl und ungenauen Abschlüssen ausdrücken. So kommen die Essener immer wieder in eine Abwärtsspirale, die auch die Abwehr mit nach unten zieht.

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Glücklicherweise geht es in dieser Saison rein tabellarisch um nicht mehr viel. Ziel muss es daher sein, die verbleibende Zeit bis zum Saisonende dafür zu nutzen, das Team weiterzuentwickeln und die Anzahl der Fehler dauerhaft auf ein Minimum zu reduzieren. Dass der Tusem dazu in der Lage sein kann, hat er mit Disziplin und Willen mehrfach unter Beweis gestellt.

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