Essen. Essener Ruder-As ist beim Empfang im Ruderklub am Baldeneysee noch voller Eindrücke und erfreute sich am ungewohnten medialen Interesse vor Ort.

Wenn einer in Japan war, dann hat er was zu erzählen: Als Jakob _Schneider dieser Tage den offiziellen Empfang beim Ruderklub am Baldeneysee besuchte und entsprechend gewürdigt wurde – auch OB Kufen war zur Gratulation da – hatte er nicht nur seine Silbermedaille vom Achter-Wettkampf dabei, sondern auch jede Menge neuer Eindrücke, die er gerne zum Besten gab.

Die deutschen Ruderer fahren seit Jahren an der Weltspitze der Ruderer mit und bringen konstant Gold-/ Silbermedaillen von Europa-/ Weltmeisterschaften mit in die Heimat. Lediglich bei der letzen Europameisterschaft vor den Spielen in Varese holten Jakob Schneider und Co. „nur“ den vierten Platz. „Trotzdem reisten wir gefühlt als Favoriten an. Nicht nur in der Öffentlichkeit, sondern in unserem Team wurde eine Medaille erwartet. Wenn man dreimaliger Weltmeister ist, ist das Ziel ganz klar die Goldmedaille, auch in Tokio“.

Das Finale am 30. Juli war extrem spannend und zeitweise waren die Deutschen sogar aus einem Medaillenrang raus. „Ich war fast schon am Limit, aber meine Mannschaftskollegen hatten anscheinend noch was im Köcher“, beschreibt Schneider die letzten Sekunden des Rennens. „Am Ende eines Ruderrennens ist die erste Emotion immer die Erschöpfung. Erst später habe ich realisiert, dass wir olympisches Silber gewonnen haben“, so Schneider.

Immer wieder musste er das silberne Stück vorzeigen, hier beim Oberbügermeister Thomas Kufen. Gohl / FUNKE Foto Services
Immer wieder musste er das silberne Stück vorzeigen, hier beim Oberbügermeister Thomas Kufen. Gohl / FUNKE Foto Services © WAZ FotoPool | Michael Gohl

Der Ruder-Achter war schon früher nach Japan angereist und schlug sein Trainingslager im Süden von Japan auf, um sich an die ungewohnten Bedingungen zu gewöhnen. Der Ruderer erzählt: „Die Luftfeuchtigkeit bringt einen um. Der Körper kann nicht richtig zur Ruhe kommen.“

Das ganze Dorf mit Deutschland-Fähnchen

Zur Anreise der Deutschen in Kinosaki begrüßte das ganze Dorf sie mit Deutschland-Fähnchen. In Japan ist der Rudersport eher weniger populär; trotzdem erhielten Schneider und seine Teamkollegen Grußvideos und Anfragen von Schulklassen im Dorf, die sich für den Rudersport begeisterten. „Was mir am meisten in Erinnerung bleibt, ist der Umgang der Japaner mit Gästen in ihrem Land. Die Japaner legen sehr viel Wert auf Gastfreundschaft und kulturelle Toleranz.“

Dieses Zusammenkommen landesweit der besten Athleten, dieser Austausch mit anderen Nationen und Kulturen; das sei es, was den olympischen Geist ausmache, betont Schneider und glaubt, trotz leerer Rängen und verwaister Zuschauertribünen, olympischen Geist gespürt zu haben: „Die olympische Atmosphäre und das mediale Interesse, die Besonderheit des Moments, all das hab ich vor allem erst später mitbekommen und realisiert.“

Das große mediale Interesse war für die Ruderer ungewohnt

Vor allem für Ruderer war das extreme mediale Interesse ungewohnt, aber schön. In Deutschland, trotz regelmäßiger, internationaler Erfolge weniger beachtet als die deutschen Fußballer, die seit 2014 auf eine Finalteilnahme bei großen Turnieren wartet, wurde das Interesse der Bevölkerung während der Spiele immer größer. Trotzdem wünscht sich Schneider, der selbst das Helmholtz-Sportinternat in Essen-Rüttenscheid besuchte, einen Strukturwandel, was den Rudersport betrifft. Eine Zusammenlegung von olympischen Disziplinen, wie es beispielsweise bei den European Games 2019 gemacht wurde, wäre eine Möglichkeit, die Popularität zu steigern und mediales Interesse zu wecken.

Doch zunächst steht ein personeller Umbruch im deutschen Ruder-Achter bevor. Viele Teamkollegen Schneiders dachten schon 2020 an ein Karriereende, hängten aber für Tokio noch ein Jahr dran. Was sich auszahlte. Der Achter, der in Tokio an den Start ging, den wird es in der Konstellation höchstwahrscheinlich nicht mehr geben. „Ich denke, dass der Fokus in den nächsten Jahren nicht auf dem Achter liegen wird, denn momentan in der Breite einen sehr guten Achter hinzubekommen, wird schwierig.“

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