Essen. Rot-Weiss Essen führt mit einem Punkt Vorsprung die Tabelle an, hat aber nur noch eine Partie zu spielen. Konkurrent BVB II hat bessere Karten.

Die Spielzeit daheim ist für Rot-Weiss Essen beendet. Nach den bleiernen 90 Minuten von Köln und der bitteren 1:2-Pleite gab es in Essen nur drei Tage später zum Liga-Endspurt noch einmal großes Kino. Es war ein spektakulärer Auftritt der Rot-Weissen, die noch einmal ihr Leistungsvermögen abriefen und die zuletzt formstarken Sportfreunde aus Lotte beim 5:2 (3:1)-Erfolg phasenweise an die Wand spielten.

Donnerlottchen, werden sich die Gäste in der Anfangsphase gedacht haben, als die rot-weisse Welle über sie hereinbrach. Dennis Grote traf bereits nach vier Minuten aus der Distanz zum 1:0 und ebnete den Weg für einen aus Sicht der Gastgeber relativ entspannten und unterhaltsamen Fußballabend. Denn nach gut 30 Minuten führten die Essener durch Marco Kehl Gomez (14.) und Cedric Harenbrock (37.) bereits mit 3:0.

Rot-Weiss Essen fackelt zu Beginn Feuerwerk ab

„In den ersten 20 Minuten haben wir ein Feuerwerk abgefackelt“, freute sich auch RWE-Trainer Christian Neidhart über das Spektakel. „Das ist auch das, was man von uns erwarten kann. Aber es so hinzukriegen nach dem Köln-Spiel mit der bitteren Enttäuschung, ist keine Selbstverständlichkeit.“ Die Reaktion seiner Mannschaft auf diesen Tiefschlag am Rhein, der die Aufstiegschancen noch geringer erscheinen lässt, sei top gewesen.

Endlich wieder live Fußball schauen: Gegen Lotte durften gut 800 Fans von Rot-Weiss Essen ins Stadion.
Endlich wieder live Fußball schauen: Gegen Lotte durften gut 800 Fans von Rot-Weiss Essen ins Stadion. © Unbekannt | Vladimir Wegener

Immerhin reichte Heimsieg Nummer 18, um Borussia Dortmund II (0:0 in Rödinghausen) in der Tabelle wieder zu überholen. RWE führt die Regionalliga nun mit einem Zähler an, was sich schon bald erneut ändern könnte. Der BVB empfängt am Samstag den Abstiegskandidaten VfB Homberg und am Dienstag Schlusslicht Bergisch-Gladbach, während RWE tatenlos zusehen muss.

Dienstag könnte sich Titelrennen bereits entscheiden

Danach könnte das Titelrennen in der Regionalliga bereits entschieden sein, denn die Roten-Weissen haben Pause bis zum gemeinsamen Liga-Finale am übernächsten Samstag (5. Juni). Entsprechend gewährte Neidhart seinen Jungs erst einmal ein paar freie Tage. „Der Druck für Dortmund ist da, also warten wir ab“, meint der Fußballlehrer. „Unseren Teil haben wir dazu beigetragen, aber alle wissen natürlich, es wird nur funktionieren, wenn Dortmund Federn lässt.“ Der Fußball-Gott müsste also rot-weiß tragen.

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Nach dem Schlusspfiff gegen Lotte fühlte es sich an der Hafenstraße schon an wie ein letzter Spieltag. Alles ein bisschen wuselig und locker, längst nicht so diszipliniert wie sonst üblich. Die Spieler plauderten noch draußen im Sportdress mit Familie, Frau oder Freundin, der verletzte Marcel Platzek, der zum ambitionierten Oberligisten 1. FC Bocholt wechseln wird, lief in Zivil mit seinem Nachwuchs umher. Offizielle Verabschiedung war ja nicht, aber die Fans dankten „Platzo“ zumindest mit zwei riesigen Transparenten für dessen Einsatz.

Lohnenswerter Besuch nach monatelanger Abstinenz

Endlich durften wieder Zuschauer ins Stadion. Und es war ein absolut lohnenswerter Besuch für die 797 Gäste. „Total ungewohnt, aber total geil“, fasste es Neidhart zusammen. Die Fans auf der Rahn-Tribüne nutzten die Gelegenheit und feierten nach Schlusspfiff ihre Mannschaft. Und dann wollten sie auch den Trainer sehen. Der holte erst seinen Stab zusammen und trat dann vor das auserwählte Volk. „Ich würde nie allein vor die Kurve gehen“, erklärte Neidhart später. „Immer nur mit meinem gesamten Team, allein macht hier eh keiner was. Das ist immer ein Produkt von allen.“

Teamgeist wurde auch an diesem Abend zu Genüge gelebt. Sandro Plechaty stand erstmals nach seiner langen Verletzung in der Startelf und durfte gleich zeigen, wie wertvoll er für diese Mannschaft sein kann. Als Vorbereiter mit seinen dynamischen Flankenläufen und als Torschütze zum 4:1 (54.). „Er hat unserem Spiel schon gutgetan“, lobte Neidhart, „und er hat ja auch noch viel Luft nach oben.“

Als Plechaty die Luft ausging, kehrte eine Viertelstunde vor Schluss auch David Sauerland, der sich in der Vorbereitung das Kreuzband gerissen hatte, auf die Fußballbühne zurück. Wiedersehen macht Freude. Auch das sind zwei Kandidaten, deren Verträge zum Saisonende auslaufen.

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