Essen. Essenerin Irini Ioannidou kam 2010 von Duisburg zur SGS Essen. Das Revierderby am Sonntag ist für sie nun das letzte Heimspiel für Schönebeck.
Erst am Mittwoch wurde bekannt, dass Irini Ioannidou die SGS Essen nach elf Jahren am Saisonende in Richtung Köln verlassen wird. Nur vier Tage später folgt nun für die Kapitänin des Frauenfußball-Bundesligisten auch schon der Abschied: Das Ruhrderby am Sonntag (13.30 Uhr, Hafenstraße) gegen den MSV Duisburg ist das letzte Heimspiel für die 29-Jährige, für die sich gewissermaßen nun ein Kreis schließt: Denn aus Duisburg war sie 2010 wegen der besseren sportlichen Perspektive nach Essen gekommen.
Ioannidou geht zum Abschied mit gutem Gefühl ins Derby
„Ich gehe mit einem sehr guten Gefühl in dieses Spiel“, sagt Ioannidou. „Natürlich bin ich ein wenig traurig, weil es das letzte Heimspiel ist. Ein bisschen Wehmut ist auch dabei. Aber ich konnte mich schon länger darauf vorbereiten.“ Ein großer Schritt sei es gewesen, die SGS zu verlassen.
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Doch Ioannidou möchte in ihrer Karriere noch einmal etwas Neues ausprobieren. Die Mitspielerinnen haben es gut aufgenommen: „Klar finden sie es schade, dass ich gehe. Aber sie können meine Entscheidung nachvollziehen.“
Als sie mit 18 Jahren an die Ardelhütte kam, wollte Ioannidou vor allem eines: spielen. Denn das war beim damaligen FCR Duisburg kaum möglich. Gespickt mit Nationalspielerinnen wie Inka Grings, Annike Krahn oder Simone Laudehr gehörte der Revierklub zur nationalen Spitze. 2010 wurde Duisburg Deutscher Vize-Meister und Pokalsieger. In der Champions League war erst im Halbfinale Endstation.
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In jungen Jahren viel von Nationalspielerinnen gelernt
Für die junge Ioannidou waren die Chancen auf Einsatzminuten gering. „Ich habe viel von den Nationalspielerinnen gelernt. Aber dann wollte ich meine eigenen ersten Schritte machen“, erinnert sie sich. Und nicht nur sie, denn insgesamt neun Jugendnationalspielerinnen verließen den FCR zeitgleich. „Damals hatten sie dort nicht so das Auge für die Jugendförderung. Es haben immer die Etablierten gespielt.“
Und das rächte sich. Denn wirtschaftliche hatte sich der FCR offenbar übernommen: 2014 folgte die Insolvenz und eine Übertragung der Spielrechte zum MSV. Die Nationalspielerinnen waren weg - und die Erfolge Vergangenheit.
Duisburg ist in der Eliteliga nicht mehr konkurrenzfähig
Zwar folgte dem Abstieg im folgenden Jahr der direkte Wiederaufstieg. Doch seitdem kämpfte der MSV mehr um den Klassenerhalt als um Titel. In dieser Spielzeit allerdings erfolglos: Ohne Sieg steht der MSV zwei Spieltage vor Saisonschluss bereits als Absteiger fest. Duisburg ist in der Eliteliga schlicht nicht mehr konkurrenzfähig, während sich der einst kleine und im direkten Duell früher fast chancenlose Rivale aus Essen weiter behauptet.
Am Portemonnaie liegt es nicht, dass sich die Machtverhältnisse im Ruhrderby verändert haben. Denn verloren hat die SGS gegen den MSV noch nie. Zwei Unentschieden gab es, seit 2017 aber ausnahmslos Siege. Sieben in Folge bei 27:4 Toren.
SGS Essen hat schon vorgesorgt für kommende Saison
Ioannidou steht dabei für die Entwicklung beider Klubs: Während man sie in Duisburg nicht brauchte und sportlich abrutschte, verhalf die Spielerin der SGS, ihren Platz in der Eliteliga zu finden. Und das nachhaltig. Denn auch wenn den Essenerinnen durch Abgänge von Nicole Anyomi, Jana Feldkamp und eben der Kapitänin ein erneuter Umbruch bevorsteht, warten dort bereits Talente wie Laureta Elmazi und Katharina Piljic auf ihre Chance.
In Duisburg setzte man weniger auf Ausbildung, dafür auf ausländische Spielerinnen. Nun hoffen sie bei der SGS nur, dass es bei ihnen nicht wie damals beim Nachbarn ohne Ioannidou sportlich bergab geht. Aber dafür haben sie vorgesorgt.