Essen. Das Experiment mit dem RWE-Kapitän auf dem rechten Außenverteidiger-Posten geht voll auf, weil Vertreter Backszat im Mittelfeld glänzt.

Christian Neidhart, Trainer des Fußball-Regionalligisten Rot-Weiss Essen, war nach dem 2:0-Heimsieg über Fortuna Köln rundum zufrieden; nicht nur über den "männlichen, sehr erwachsenen" Auftritt seines Teams in der schwierigen Partie, sondern vor allem, weil sein Matchplan voll aufgegangen war, den er zuvor im stillen Kämmerlein ausgebrütet hatte.

Nach dem längerfristigen Ausfall des quirligen Außenverteidigers Sandro Plechaty (Knorpelschaden) und dem bescheidenen Auftritt seines Vertreters Jonas Behounek beim 0:3 bei der U23 von Fortuna Düsseldorf herrschte Handlungsbedarf. Und da in der jetzigen kitzeligen Situation an der Tabellenspitze keine Zeit zum Experimentieren bleibt, musste eine schnelle, aber effektive Lösung her.

Vom Mittelfeld auf die Außenverteidiger-Position

Und so kam Trainer Neidhart auf seinen Kapitän, der schon einmal im RWE-Team eine wichtige Veränderung vollzogen hat. Als der Schweiz-Spanier im Sommer 2019 aus Saarbrücken an die Hafenstraße wechselte, war er eigentlich als Innenverteidiger eingeplant. Schnell stellte sich heraus, dass der RWE-Kapitän im defensiven Mittelfeld besser aufgehoben war. Nun also wieder einen Schritt zurück auf die rechte Außenverteidiger-Position.

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Neidharts Idee dahinter: "Wir brauchten dort jemanden, der im Saft steht und die Linie rauf und runter rennt und auch immer wieder in die Box geht." Natürlich waren vor der Umsetzung etliche Gespräche mit allen Beteiligten notwendig: "Wenn ein Spieler keinen Bock darauf hat, dann kannst du da hinstellen, wen du willst - dann wird es schwer."

Kehl-Gomez würde auch ins Tor gehen

Wurde es aber nicht, weil der 28-Jährige im Team eine vorbildliche Berufsauffassung an den Tag legt, nicht umsonst wurde er ja auch zum RWE-Kapitän gewählt. Kehl-Gomez' Antwort: "Trainer, du kannst mich auch ins Tor stellen, ich spiele überall!"

Und so ging der Plan letztlich überragend auf. Kehl-Gomez deckte mit seiner Physis auf der linken Fortuna-Angriffsseite nicht nur den flinken Mike Owusu zu, er fand auch immer wieder Zeit für Ausflüge in den gegnerischen Strafraum und hätte beinahe sogar ein Tor erzielt. "Der Plan ist überragend aufgegangen", freute sich sein Coach anschließend.

Krönung war das RWE-Tor zum 2:0

Der Plan ging aber auch nur auf, weil Teil B dieser Umstellung ebenfalls blendend funktionierte. Felix Backszat, bei Rot-Weiss bislang mehr als Edelreservist und Führungspersönlichkeit auf dem Trainingsplatz in Erscheinung getreten, packte die Gelegenheit auf der frei gewordenen Position im defensiven Mittelfeld beim Schopf und bot eine starke Leistung.

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Der 31-Jährige unterband gegen den Ball nicht nur etliche Kölner Angriffsversuche im Mittelfeld, sondern brachte die Kugel immer wieder gescheit zu seinen Vorderleuten in die Spitze. Krönung des Ganzen war natürlich sein wuchtiger Kopfball zum 2:0 acht Minuten vor Schluss, mit dem er den Deckel auf die Partie machte.

Backszats schwere Zeit als Reservist

"Backa hat sich nahtlos eingefügt und sein bislang bestes Spiel für uns gemacht - und zudem noch ein Supertor erzielt", konnte sich Neidhart ein wenig selbst anerkennend auf die Schulter klopfen. Der Angesprochene blieb gewohnt bescheiden, bekannte aber, dass seine Situation in den vergangenen Monaten alles andere als leicht gewesen war.

"Das war nicht einfach für mich als Reservist, mit so einer Situation umzugehen. Aber wenn man die Charaktereigenschaft besitzt, zu sagen, wir haben ein gemeinsames Ziel, dann kriegt man das auch auf die Kette. Das ist für den Kopf nicht einfach."

RWE hat keine Zeit für Experimente

Nun, solange Plechaty fehlen wird, braucht sich der Routinier über seine Position im Mittelfeld keine Gedanken zu machen, denn die enge Situation an der Spitze verbietet ein großes Herumexperimentieren auf der Außenverteidiger-Position. "Wir brauchen hinten rechts keine Baustelle, wir sind nicht in der Lage, dort fünf Posten durch zu probieren, wir müssen punkten", mahnt Neidhart.

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So wird es auch am Samstag in Münster sein. Der RWE-Coach: "Münster rechnet sich noch Chancen aus, wenn sie uns und Dortmund schlagen. Wir müssen gewappnet sein."

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