Flensburg. Erstligist Essen verkauft sich beim Top-Favoriten Flensburg-Handewitt lange Zeit teuer. Am Ende steht ein achtbares, aber auch klares Ergebnis.

Erhobenen Hauptes und mit breiter Brust kehren die Handballer des Tusem Essen aus dem hohen Norden zurück. Beim großen Favoriten SG Flensburg-Handewitt zeigte das Team von der Margarethenhöhe eine gute Leistung, musste sich letztendlich aber mit 28:35 (14:18) geschlagen geben. Ein Ergebnis, das für einen Aufsteiger bei einem Champions-League-Teilnehmer nicht selbstverständlich ist.

Für den Tusem war schon vor dem Anpfiff klar, dass die Herausforderung in der Flens-Arena schier unlösbar werden würde. Fast unglaubliche 42 Heimsiege in Folge feierte die SG Flensburg-Handewitt bis dato, ausgerechnet der Aufsteiger aus dem Ruhrgebiet sollte diese Serie durchbrechen? Die klare Antwort der Gastgeber: nein.

So haben sie gespielt

SG Flensburg-Handewitt – Tusem Essen 35:28 (18:14)

Flensburg: Buric, Bergerud; Golla (8), Hald Jensen (2), Svan, Wanne (10/4), Jondal, Steinhauser (4), Heinl, Mensah (3), Sogard, Gottfridsson (2), Holpert, Sikosek, Rod (6).

Tusem: Fuchs, Bliß; Beyer (3/2), Ellwanger (1), Rozman (1), Becher (1), Ignatow, Szczesny (5), Müller (3), Firnhaber (1), Seidel, Morante (5), Klingler (1), Kluth (1), Ingenpaß (1), Zechel (5).

Siebenmeter: 5/6 – 2/3. Strafminuten: 6 – 4.

Schiedsrichter: Piper (Kiel)/Otto (Syke).

„Spielfilm“: 1:1 (5.), 5:3 (10.), 9:7 (15.), 12:9 (20.), 13:10 (25.), 18:14 (30.) – 21:16 (35.), 23:19 (40.), 26:20 (45.), 31:24 (50.), 32:24 (55.), 35:28 (60.).

Favorit beginnt unaufgeregt und konzentriert

Der Favorit begann unaufgeregt und ließ kaum Chancen liegen. Allen voran war es immer wieder der deutsche Nationalspieler Johannes Golla, der sich am Kreis die Bälle schnappte und eiskalt verwandelte. Golla war allerdings der einzige, den die Gäste nicht so recht unter Kontrolle bringen konnten. Insgesamt war die Abwehr gut eingestellt, Flensburg konnte eben nicht mal eben locker durchmarschieren.

Schwächen zeigte der Tusem allerdings im Angriff. Die sonst recht sicheren Schützen Noah Beyer und Lucas Firnhaber ließen in der ersten Halbzeit Genauigkeit vermissen, so scheiterte Firnhaber beispielsweise gleich mehrmals am gut aufgelegten Torbjörn Bergerud im Flensburger Tor. Die Wurfquote von 58 Prozent war noch ausbaufähig aus Sicht der Mannschaft von Trainer Jamal Naji.

Gäste aus dem Ruhrgebiet bewahren Ruhe

Dennoch behielten die Essener die Ruhe. Von Respekt oder gar Angst war nicht viel zu spüren, stattdessen versuchten sie immer wieder ihr Glück mit mutigen Vorstößen. Unter anderem hatte erneut Justin Müller gute Ideen und bediente Tim Zechel am Kreis, aber auch selbst war der Rückraumspieler erfolgreich. So hielt die Mannschaft von der Margarethenhöhe die Partie bis zur Pause einigermaßen offen, musste lediglich mit einem Vier-Tore-Rückstand in die Kabine gehen.

Trainer Jamal Naji von Tusem Essen hatte Mannschaft gut eingestellt.
Trainer Jamal Naji von Tusem Essen hatte Mannschaft gut eingestellt. © Michael Gohl

Ein Zwischenstand, der gegen einen so enorm starken Gegner beachtlich war. Schon vor der Partie warnte Flensburgs Trainer Maik Machulla: „Die Essener spielen einen erfrischenden Ball. Das ist eine homogene Mannschaft, die leidenschaftlich deckt.“ Und genau diese Leidenschaft versuchten die Gäste auch im zweiten Durchgang auf die Platte zu bringen.

Tusem Essen traut sich im Angriff einiges zu

Im Angriff trauten sie sich einiges zu, überraschten damit die Deckung der Hausherren. Unter anderem zeigte Eloy Morante einen großen Willen und starken Zug zum Tor, hatte keine Scheu vor der Flensburger Defensive. Aber die Norddeutschen konnten sich auf der anderen Seite auf die individuelle Klasse der erfahrenen Spieler verlassen.

Eine Top-Leistung zeigte der Favorit nicht, wohl auch in dem Wissen, dass es Magnus Rod, Mads Mensah oder Hampus Wanne schon richten würden – und so war es. 50 Minuten lang hielt der Tusem ordentlich mit, musste dann aber zusehen, wie Flensburg ohne große Probleme davonzog. Im Angriff erlaubten sich die Essener zu einfache Fehler, die nun mal in der ersten Liga immer bestraft werden, vor allem beim Meisterschaftskandidaten und Champions-League-Teilnehmer.

Aufsteiger sammelt ein Stück Erstliga-Erfahrung

Letztendlich fiel das Ergebnis von 28:35 deutlicher aus, als es sich in den ersten 50 Minuten andeutete. Essen verkaufte sich über weite Strecken des Spiels teuer, konnte dem Gegner aber nicht ernsthaft gefährlich werden. Aber Kreisläufer Tim Zechel sagte ja bereits im Vorfeld des Duelles: „Gerade als junger Spieler können wir aus so einer Partie viel mitnehmen“. In jedem Fall ein weiteres Stück Erstliga-Erfahrung.