Essen. Essener Spitzenreiter kassiert in Aachen kurz vor Schluss nach einem Fehler von Heber das 1:1. Viel zu meckern hatte der Trainer trotzdem nicht.
An dem Ergebnis gibt’s zwar nicht zu deuteln, aber Spielraum für Interpretationen lässt es schon. Rot-Weiss Essen hatte bei Alemannia Aachen in der Schlussphase den Ausgleich zum 1:1 (82.) kassiert und damit auf den letzten Metern noch zwei Punkte aus der Hand gegeben. Sieht man es positiv, ist der Spitzenreiter nach 16 Spielen weiterhin ungeschlagen, was bemerkenswert genug ist. Aachen war zufrieden mit dem Punktgewinn und fand ihn auch verdient. RWE-Trainer Christian Neidhart aber stufte das Resultat für sich in die Kategorie „ärgerlich“ ein.
Kein Wunder, denn gerade seine Hintermannschaft ist ja ein Garant für die Erfolgsserie. Acht Gegentore bislang, das ist der Bestwert in der Regionalliga West. Man kann die Essener durchaus verstehen, dass sie sich ein bisschen grämen. Dass in Hamdi Dahmani ausgerechnet ein ehemaliger Rot-Weisser seinen sechsten Saisontreffer erzielte, wäre ihnen aber wohl ziemlich schnuppe gewesen, hätten sie zu diesem Zeitpunkt höher geführt als mit einem Tor. Aber so kostete dieser Ausgleich zwei Punkte im Titelrennen.
Ausgerechnet einer der Beständigsten patzt
„Und wir haben es selbst vorbereitet“, nennt Neidhart wohl den Hauptgrund für die enttäuschten Gesichter unmittelbar nach Spielschluss. Er jedenfalls habe das Gefühl gehabt, dass der Gegner wohl kaum noch ein Tor machen würde. Doch Daniel Heber patzte. Ausgerechnet der Innenverteidiger, der bislang eine ganz starke Saison gespielt hat. Beeindruckend seine Kopfballstärke oder wie er die Gegner abläuft und sich scheinbar locker in den Zweikämpfen behauptet. „Daniel ist mehr als eine Bank für uns, er ist eigentlich unser beständigster Spieler über die Saison gesehen“, urteilt der Trainer.
Aber Daníel Heber hatte zuvor auch schon einmal Glück gehabt (oder war es eine geniale Rettungstat?), als er Batarilo beim Abschluss im Fünfmeterraum störte und der Aachener fiel. Die Gastgeber forderten daraufhin einen Elfmeter, und so mancher Schiedsrichter hätte den möglicherweise auch gegeben. Es war knifflig, die Situation zu deuten.
Die Mannschaft hat sich reingehauen
Nur zwei Minuten später stand der Alemannia dann aber das Glück zur Seite. Hebers Versuch, den Ball zurück zu Torwart Golz zu köpfen, geriet zu kurz, Dahmani war zur Stelle und lupfte die Kugel ins Netz. „Fehler passieren, damit müssen wir leben. Wir machen ihm da keine Vorwürfe, “, betonte Neidhart. Es gehe nun mehr darum, den Unglücksraben wieder aufzubauen, denn der hockte anschließend traurig in der Kabine und machte sich die Vorwürfe selbst.
Rivale BVB II erzielt Tore erst spät
Der direkte RWE-Rivale im Titelrennen, Borussia Dortmund II, gewann seine Partie am Sonntag beim Kellerkind SV Bergisch Gladbach mit 3:0. Allerdings mussten die Dortmunder lange auf das erste Tor warten. Sie trafen erst nach 74 Minuten zum 1:0, legten dann direkt nach (77.) und erhöhten kurz vor Schluss noch einmal (88.).
Nach sechs Minuten hatte der BVB allerdings schon einen Foulelfmeter verschossen.
Neben Torwart Daniel Davari , der sich nach einem positiven Corona-Test in Quarantäne befindet, fehlte in Aachen auch Felix Backszat . Der Routinier ist vorsichtshalber ebenfalls in Quarantäne, weil er eine direkte Kontaktperson von Davari ist.
Überhaupt hatte der RWE-Coach wenig zu kritisieren. „Die Mannschaft hat sich reingehauen, wir haben es ordentlich verteidigt bis auf die eine Situation und sind auch auf das 2:0 gegangen.“ Den Umständen entsprechend habe man gut gespielt, obwohl der Zustand des Rasens so gar nicht zu dem schmucken Stadion passen wollte. Allzu viele Chancen erarbeitete sich RWE allerdings nicht, weshalb der Ausgleich der Kämpfer in Schwarz-Gelb nicht ganz unverdient war.
Knappe Führung ist immer gefährlich
Die Situation mit der knappen Ein-Tor-Führung haben die Rot-Weissen schon häufiger erlebt in dieser Saison. Unter anderem mussten sie gegen Preußen Münster (1:0) und Borussia Mönchengladbach II (2:0) am Ende zittern, als der Gegner jeweils kurz vor Schluss einen aussichtsreichen Freistoß zugesprochen bekam. Damals ist es beide Male gut gegangen, zum Saisonauftakt gegen Wiedenbrück wiederum nicht, denn die Ostwestfalen trafen in der Nachspielzeit mit einem Sonntagsschuss zum überglücklichen Ausgleich. Und der war vom Gefühl her noch weitaus ärgerlicher als das 1:1 von Aachen.