Essen. Rot-Weiss Essen genoss einen großen Pokalabend gegen Bielefeld, doch schon am Sonntag bei der BVB U23 wartet wieder eine wichtige Pflichtaufgabe.
Den ersten Pokal der neuen Saison hat Simon Engelmann schon sicher. Als „Man of the Match“ der ARD hielt er nach Schlusspfiff die gläserne Trophäe in der Hand. Der rot-weisse Schütze des goldenen Treffers zum Weiterkommen im DFB-Pokal gegen Arminia Bielefeld machte jetzt nicht den Eindruck, als bekäme das gute Stück daheim einen eigenen Schrein angelegt. Es sei denn, der DFB-Pokal kommt noch dazu – aber die Gefahr besteht wohl nicht.
ARD-Auszeichnung für Simon Engelmann
So unaufgeregt, wie der RWE-Torjäger die Auszeichnung in Empfang nahm, so cool und abgeklärt verrichtet er seine Aufgabe an der Hafenstraße, die da lautet: Tore, Tore, Tore. Dass dazu eine Menge Arbeit im Kollektiv gehört, das versteht sich von selbst: „Wir haben heute alles reingehauen, jeden Zweikampf angenommen und versucht, vorne Nadelstiche zu setzen.“ Hat funktioniert, und sein Stich in der 33. Minute den Bielefeldern ordentlich weh getan. Fast wäre noch ein zweiter Stich fünf Minuten später dazu gekommen, doch da zog Engelmann in ähnlicher Situation knapp vorbei.
A propos Schmerzen: Der Kampf ging am Ende sichtbar bis zum Krampf, Kevin Grund musste nach 65 Minuten passen. Und auch Felix Herzenbruch, der diesmal in die Fünferkette gerückt war und ihr noch mehr Stabilität verlieh, spürte ähnliches, wie er nachher seinem Familienkreis berichtete: Nach einem der unzähligen Luftkämpfe kam er zurück auf den Boden – und spürte sein Bein nicht mehr, konnte es nichtmals strecken. Wie so viele schleppte er sich anschließend über die Ziellinie nach 96 langen Minuten.
Trainer Neuhaus empfand die erste Halbzeit als bodenlose Frechheit
Die Arminia enttäuschte in den ersten 45 Minuten auf der ganzen Linie, das Wort vom „ersten Bundesliga-Absteiger“ machte auf der spärlich besetzten Tribüne die Runde. Eine „glatte Sechs in der Zweikampfführung“ attestierte Arminia-Kapitän Fabian Klos seinen Kameraden. Und Trainer Uwe Neuhaus machte einen Schnellkurs in Selbstbeherrschung, als er mühsam kontrolliert feststellte: „Ich habe dafür keine Erklärung, die erste Halbzeit war eine bodenlose Frechheit, und dass, obwohl es in dieser Situation für die Vereine um so viel Geld geht.“
Natürlich drängte der Bundesligist nach der Pause auf den Ausgleich, natürlich hatten die Rot-Weissen zweimal Glück, als Ritsu Doan nur den Außenpfosten scheppern ließ und der Freistoß von Marcel Hartel vom Innenpfosten ins Feld zurücksprang. Aber der Glaube an die Wende, den konnte der Erstligist zu keiner Phase des Spiels ausstrahlen. Das Glück des Abends komplett machten im Stadion auch die 100 per Los ausgewählten RWE-Fans, da hatte „Frollein Fortuna“ ganze Arbeit geleistet. Als unterm Tribünendach der alte Schlachtruf „Err-Err-Errweeeeehhh“ erklang, da wusste man, es hatte die Richtigen getroffen.
Einer bekam das Strahlen auch hinter der Maske kaum mehr aus dem Gesicht: RWE-Vorsitzender Marcus Uhlig saugte den Erfolg auf wie ein knüppelharter Schwamm: „Wenn du so einen Big Point machst, so ein positiv emotionales Erlebnis hast, das kann dich durch die ganze Liga tragen, heute hat sich die Mannschaft für ihren großen Aufwand selbst belohnt.“ Uhlig wollte an diesem hitzigen Spätsommerabend weder an finanzielles Zubrot noch an den nächsten Gegner aus dem Lostopf denken, sondern genoss einfach den Augenblick. Denn auch er hatte natürlich die Stimmung nach dem enttäuschenden 1:1-Ligaauftakt gegen Wiedenbrück registriert. „Es gab ja schon wieder Unkenrufe, ob die Mannschaft überhaupt fit sei. Heute hat sie die richtige Mentalität gezeigt und ihre wenigen Chancen genutzt“, freute sich der RWE-Boss.
Sonntag wartet Dortmunds U23 in der Roten Erde
Der allerdings auch weiß, dass die Pokal-Feierlichkeiten ein schnelles Ende nehmen müssen. Die Kür war gestern – am Sonntag wartet in der „Kampfbahn Rote Erde“ die U23 von Borussia Dortmund im gefühlten Spitzenspiel: „Das wird noch kein Finale, aber ein ganz ganz wichtiges Spiel für uns, da wollen wir mindestens etwas mitnehmen“, so Uhlig. Auch Engelmann weiß um die Schwere der Aufgabe: „Wir haben ein paar Spiele weniger, aber wir dürfen uns nicht verrückt machen, heute waren wir der Underdog, das wird ein Spiel auf Augenhöhe.“ Nur eins sollte möglichst gleich bleiben: Seine Torquote.