Essen. Rot-Weiss Essen gibt beim 1:1 zum Regionalliga-Auftakt gegen den SC Wiedenbrück in letzer Minute den Heimsieg aus der Hand.
Mit stotterndem Motor startete Fußball-Regionalligist Rot-Weiss Essen in die erhoffte Aufstiegssaison. Am Ende gab es lange Gesichter, denn es reichte nur zu einem enttäuschenden 1:1 gegen Aufsteiger SC Wiedenbrück. In der dritten Minute der Nachspielzeit traf Daniel Latkowski die RWE-Anhänger mitten ins Herz. Per Dropkick kurz hinter der Strafraumgrenze jagte er die Kugel unhaltbar in den Winkel. Die Quittung für eine Leistung der Gastgeber, die in der Schlussviertelstunde die Führung durch Torjäger Simon Engelmann nur noch verwalten wollten.
Saisonauftakt in der Regionalliga und keiner nimmt es wahr
Leere Parkplätze, geschlossene Bierbude davor -- Saisonauftakt in der Regionalliga und keiner nimmt es wahr. Eine gespenstische Atmosphäre. Und das Spiel der Rot-Weissen war in den ersten 45 Minuten auch nicht dazu angetan, die versprengten Zuschauer-Grüppchen in Ekstase zu versetzen. Dabei hatte RWE-Trainer Christian Neidhart mit Oguzhan Kefkir, Joshua Endres und Simon Engelmann seinen wohl ersten Sturm auf den Rasen geschickt. Aber der SC Wiedenbrück ist nicht durch Zufall Pokalsieger in Westfalen (4:0 gegen Rödinghausen) geworden, der Aufsteiger präsentierte sich in einem sehr robusten Zustand, Zweikämpfe im Strafraum waren eine sichere Beute der Gäste.
Bezeichnend für die Gastgeber, dass die erste echte Torchance nach 25 Minuten (!) aus einem Standard resultierte. Alexander Hahn nahm aus 25 Metern Maß, die paar Tribünengäste ließen endlich einmal Jubel im leeren Rund schallen - aber der Schuss prallte nur ans Außennetz. Es war dennoch so etwas wie ein Weckruf.
Zehn Minuten später versuchte es Kefkir aus 18 Metern, da musste SC-Keeper Marcel Hölscher schon einen Handschuh zur Hilfe nehmen, um die Kugel über die Latte zu bugsieren. Dann kamen die schwarzen Minuten des Joshua Endres: Kevin Grund hatte von links geflankt, Essens Stürmer stand fünf Meter vor dem Tor völlig blank, nahm ihn noch gekonnt mit der Brust an -- und verdaddelte den Ball (43.). Kaum besser die Szene direkt vor dem Halbzeitpfiff: Diesmal hatte Kapitän Marco-Kehl Gomez von derselben Stelle geflankt, doch Endres setzte den Kopfball völlig falsch an.
Wie sagte Trainer Neidhart vor dem Spiel? “Die da draußen schauen ganz genau hin, was da auf dem Platz passiert.” Da müssen dann wohl Stürmer Marcel Platzek draußen beim Warmmachen die Gesichtszüge entgleist sein.
Aber es ging mit demselben Personal auch nach dem Wechsel vorerst weiter. Und wieder mit einem Freistoß von Hahn von der Strafraumgrenze - diesmal landete der Ball auf dem Netz (47.). Aber die Herrschaften in Rot-Weiss bemühten sich, ohne in Hektik zu verfallen und legten sich den unbequemen Gast weiter zurecht. Simon Engelmann wich auch schon mal auf den Flügel aus, doch bei seiner scharfen Hereingabe war niemand in der Mitte zur Stelle. Und fast in derselben Minute legte er auf für Felix Backszat, dessen Schuss aber am Fuße Hölschers abprallte.
Engelmann staubt zum 1:0 für RWE ab
Das Spiel fand nun nur noch in der gegnerischen Hälfte statt. Und nach 55 Minuten war die Dose endlich geöffnet: Plechaty hatte es einfach mal aus der zweiten Reihe per Aufsetzer versucht, Torwart Hölscher ließ von der Brust abprallen - und Engelmann tat das, wofür er aus Rödinghausen geholt worden war: Abstauber zum 1:0. Kollektives Aufatmen bei seinen Mannschaftskollegen.
Wiedenbrück dreht spät das Spiel
Kurz darauf ertönte endlich der Ruf nach “Platzo” von der Trainerbank, es ging Backszat, der wohl noch nicht im Vollbesitz seiner Kräfte ist. Und Endres vergab zwei Minuten später die nächste Großchance: Diesmal blieb Torhüter Hölscher im Rauslaufen Sieger.
Die Ostwestfalen wurden jetzt zwangsläufig etwas offensiver, den Essenern öffneten sich nun endlich mehr Räume im Angriff. Nach 75 Minuten war der gebrauchte Fußball-Nachmittag des Joshua Endres dann doch beendet, für ihn kam Ayodele Adetula und mit ihm die Hoffnung auf mehr Tempo bei den Kontern.
Aber es blieb bis in die Schlussminuten eine “enge Kiste”. Fast hätte der eingewechselte David Hülsing bei einem schönen Wiedenbrücker Angriffszug den Ausgleich erzielt, wenn nicht RWE-Keeper Davari rechtzeitig den Fuß ausgefahren hätte. Der Favorit wollte am Ende nur noch den Sieg über die Zeit bringen - bis Daniel Latkowski aus 18 Metern den Hammer auspackte….
Rot-Weiss Essen - SC Wiedenbrück 1:0 (0:0)
RWE: Davari, Grund, Hahn, Heber, Plechaty, Kehl-Gomez, Condé (86. Grote), Backszat (60. Platzek), Kefkir, Engelmann (87. Dorow), Endres (76. Adetula).
Tore: 1:0 Engelmann (55.), 1:1 Latkowski (90.+3)
Das Spiel zum Nachlesen Live-Ticker von RevierSport: