Essen. Ehrenmitglied des Etuf ist im Alter von 85 Jahren gestorben. Der Olympia-Teilnehmer von 1956 lebte auch nach seiner Karriere für den Rudersport.

Auch wenn viele um seine nachlassende körperliche Konstitution wussten – die Nachricht vom Tod von Gunther Kaschlun erfüllt den Etuf und insbesondere die Ruderriege mit tiefer Trauer. Gunther Kaschlun hat sich seit seinem Eintritt in den Etuf 1951 große Anerkennung und Verdienste erworben. Meilensteine seiner beispielhaften Karriere im Rudersport waren die Deutsche Jugendmeisterschaft im Achter, sein Start bei den Olympischen Spielen 1956 in Melbourne, mehrere Deutsche Meisterschaften im Zweier mit Steuermann und im Vierer ohne Steuermann und 1957 die Goldmedaille bei den Europameisterschaften, damals dem weltweit höchsten Internationalen Ruderwettbewerb, in Duisburg belohnt.

1960 unterlag er im Zweier mit Steuermann nach einer Rennfolge ohne Niederlage als Deutscher Meister in der damaligen Ost-West-Qualifikation für die Olympischen Spiele in Rom nur durch unglückliche Umstände den späteren Goldmedaillengewinnern aus Gelsenkirchen.

Nach der aktiven Laufbahn in die Verbandsarbeit

Nach seiner Karriere auf den internationalen Regattabahnen widmete er sich intensiv und mit neuem Elan der Verbandsarbeit. Im Deutschen Ruderverband beeindruckte er durch seine Konzepte und Ideen für die Pressearbeit. Ebenso in der Stiftung Ruderclub Deutschland. Er kehrte als Schiedsrichter – später mit internationaler Lizenz – auf die Regatten zurück.

1974 wurde er Chef der Hügelregatta, führte sie aus kritischer Lage wieder zu einer renommierten internationalen Regatta und war darüber hinaus regelmäßig Gastgeber für Deutsche und Internationale Meisterschaften. Er verstand es, durch intensive, kontinuierliche und ideenreiche Arbeit nicht nur die weltbesten Mannschaften für den Baldeneysee zu begeistern und sie hierdurch nach Essen zu holen, sondern auch das Vertrauen vieler Persönlichkeiten aus Politik und Sportverbänden zu gewinnen.

Empfang 2009 im Rahmen der Hügelregatta: OB Wolfgang Reiniger (rechts) begrüßt Georg Romhanyi, Vorsitzender des Ruder-Regattavereins und Gunther Kaschlun, Ehrenvorsitzender des ERRV und der Etuf-Ruderriege.
Empfang 2009 im Rahmen der Hügelregatta: OB Wolfgang Reiniger (rechts) begrüßt Georg Romhanyi, Vorsitzender des Ruder-Regattavereins und Gunther Kaschlun, Ehrenvorsitzender des ERRV und der Etuf-Ruderriege. © Klaus-Peter Prengel

Treffen der Sportler und Funktionäre ein Stück Sportgeschichte

Dank seines vorbildlichen Einsatzes fand er in den Essener Rudervereinen stets aufgeschlossene Mitwirkende. Ein Stück Essener Sportgeschichte sind die Treffen von Sportlern und Funktionären aus der Bundesrepublik mit denen aus ehemals sozialistischen Ländern einschließlich der DDR in der Ruhrlandkaserne auf der Dilldorfer Höhe.

Mit Stil und geschliffenen Worten in deutsch, englisch und französisch, gründlichen Kenntnissen und beispielhaftem Engagement wusste er seine Gäste bei jeder Gelegenheit zu beeindrucken. Dem Etuf und besonders der Ruderriege war er stets in Dankbarkeit verbunden. Er brachte dies mit langjähriger Vorstandsarbeit in der Riege zum Ausdruck. Zunächst gab er in verschiedene Funktionen immer wieder wegweisende Impulse, bis er 1983 zum Vorsitzenden gewählt wurde. Erneut übernahm er den Vorsitz 1998 und managte mit Bravour das 100. Riegenjubiläum. Der Etuf insgesamt profitierte von seinem unermüdlichen Engagement und ehrte ihn 2001 mit der Ehrenmitgliedschaft, und die Ruderriege wählte ihn zu ihrem Ehrenvorsitzenden.

Eine lange Liste von Auszeichnungen

Gunther Kaschlun war ein eindrucksvolles Beispiel, wie Leistungssportler nach ihrer Karriere mit ihrer Erfahrung dem Sport und ihrem Verein dienen können. Für ihn war der (Ruder)Sport nicht nur Training, Wettkampf und Medaille, sondern eine lebenslange innere Verpflichtung und Bildung.

Lang ist die Liste seiner Auszeichnungen, u. a. wurde er für seine Goldmedaille bei den Europameisterschaften auf dem Jubiläumsrudertag 1958 in Köln mit dem Silbernen Lorbeerblatt geehrt; die Plakette der Stadt Essen für hervorragende Sportführung erhielt er 1990; die Plakette für besondere Verdienste als höchste Auszeichnung des Deutschen Ruderverbandes für ehrenamtliche Tätigkeit auf dem Rudertag 1997 in Essen.