Essen. Der 24-Jährige unterschrieb beim SV Rödinghausen. RWE-Vorsitzender Marcus Uhlig hofft, bei der Dritten Liga eine Reform angeregt zu haben.
An diesem Montag fand beim Deutschen Fußball-Bund der erste digitale außerordentliche Bundestag statt, Schwerpunktthema ist dabei die Saisonfortsetzung der 3. Liga. Marcus Uhlig erwartete das Ergebnis mit mäßigem Interesse, rechnet der RWE-Vorsitzende doch mit keinen gravierenden Auswirkungen für den Fußball-Regionalligisten, erst recht keine zweigeteilte Dritte Liga für die neue Saison.
„Kurzfristig habe ich da keine allzu hohen Erwartungen, aber wir haben zumindest das Thema aufs Tableau gebracht und rechnen mittelfristig, dass sich der DFB mit einer notwendigen Reform beschäftigt“, hofft Uhlig. Ein Ergebnis erwartet der RWE-Boss von diesem Bundestag dann doch: Die Relegationsspiele des West-Vertreters gegen den Nordosten sollen terminiert werden.
Wenig Hoffnung auf Qualifikationsrunde
Auch da hat Marcus Uhlig nur wenig Hoffnung, dass trotz seines gemeinsamen Antrags zusammen mit Rot-Weiß Oberhausen auf eine Aufstiegs-Qualitikationsrunde mit RWE, RWO und dem SC Verl der Westdeutsche Fußballverband diesem konstruktiven Vorschlag Folge leisten wird. Wie aus Verl, als Tabellenzweiter wohl erster Anwärter auf den Relegationsplatz, zu hören ist, ist man fleißig dabei, die seitens des DFB geforderten Nachbesserungen hinsichtlich der Drittliga-Lizenz zu leisten. Es läuft wohl darauf hinaus, dass die Verler ihr schmuckes Stadion ausbauen werden und für eine Übergangszeit in der kommenden Saison ihre Heimspiele beim Bundesliga-Nachbarn SC Paderborn austragen werden.
Da kann es nicht verwundern, dass die Verler von einer zuvor zu absolvierenden Aufstiegsrunde nicht begeistert sind. „Raimund Bertels ist ein völlig vernünftiger Mann, den ich schätze, aber natürlich war er nicht für unseren Vorschlag“, hat Uhlig für die ablehnende Haltung seines Vorstands-Kollegen in Verl Verständnis. Aber besiegelt sei das Ganze noch nicht, und die Tatsache, dass der WDFV die Entscheidung bis zum 20. Juni aufschob, verdeutlicht ja auch, dass sich der Verband mit der Bestimmung des Aufstiegskandidaten schwer tut. „Zumindest zeigen sie damit den nötigen Respekt vor unserem Antrag und brauchen wohl die Zeit, um es juristisch prüfen zu lassen“, glaubt der RWE-Boss, der mit seinen Anwälten „Gewehr bei Fuß“ steht: „Erst müssen wir einmal die Begründung des Verbandes abwarten, wir können und wollen ja nicht alles blind kaputt klagen“, so die Taktik des Traditionsklubs.
Ein Hauen und Stechen in der Dritten Liga
Spannend wird es in Zukunft sein, wie sich die Dritte Liga demnächst positionieren wird, da sind keine schnellen Entscheidungen zu erwarten. Von einem „Hauen und Stechen“ weiß der RWE-Vorsitzende, wo jeder für sich um jeden einzelnen Cent kämpfe, und „dass man da nicht begeistert ist, kurzfristig mit der Halbierung der Fernsehgelder bei dann zwei Gruppen einverstanden zu sein, ist auch klar“, so Uhlig. Wie gesagt, es bleibt spannend.
Spannend, wie es auch im laufenden Pokalwettbewerb weitergeht, wo RWE ja im Niederrhein-Halbfinale steht. Mündlich wurde dem Vorsitzenden von Verbandsseite mitgeteilt, dass die erste DFB-Pokalrunde wohl im Oktober stattfinden soll, die Spiele auf Länderebene dann wohl kurz zuvor ausgetragen werden soll. So viel hatte die letzte Videokonferenz ergeben. Wenn überhaupt dann schon wieder der Ball rollen kann. Der RWE-Vorsitzende hat da momentan das Gefühl, dass es einigen Vereinen, die gerade noch für einen Abbruch der laufenden Saison gestimmt haben, mit dem Start in die neue nicht schnell genug gehen kann, von Anfang September ist da die Rede.
Kein Spielbetrieb ohne zuschauermäßige Vollauslastung
Auch da hat RWE eine glasklare Meinung: „Wir waren bekanntlich für die Fortsetzung und nur für eine Unterbrechung. Und deshalb sage ich heute: Die Wiederaufnahme des Spielbetriebs kann erst dann erfolgen, wenn eine zuschauermäßige Vollauslastung wieder erlaubt ist, darauf ist unser ganzes Geschäftsmodell ausgerichtet“, gibt sich Uhlig entschlossen. So ist die RWE-Planung.
Planungssicherheit hat dagegen bereits Enzo Wirtz: Der RWE-Angreifer, dessen Vertrag nach dieser Saison an der Hafenstraße ausläuft und wohl auch nicht verlängert werden sollte, hat sich für die kommende Spielzeit dem souveränen Tabellenführer SV Rödinghausen angeschlossen, wo er einen Zweijahresvertrag erhält. Von den Rödinghausern wird er als „absolute Wunschlösung für die Offensive“ bezeichnet, auch der RWE-Stürmer, der nach einer Nasen-OP gerade eine Gesichtsmaske angepasst bekommt, hat bei seinem neuen Arbeitgeber ein gutes Gefühl: „Vor zwei Jahren hatten wir bereits Kontakt, auch diesmal hat man sich sehr um mich bemüht. Beim Gespräch mit dem Trainer habe ich viel Vertrauen gespürt, so kamen wir schnell überein“, so der 24-Jährige.
Wirtz war „es eine Ehre, für RWE zu spielen“
Aber der gebürtige Gladbacher, der aufgrund seiner aufopferungsvollen Spielweise an der Hafenstraße in seinen 36 Ligaspielen (elf Tore) schnell zum Publikumsliebling der Kurve avancierte, verlässt Essen auch mit einer Träne im Knopfloch: „Das war von allen meinen bisherigen Stationen die mit Abstand beste Adresse, ich habe das Ruhrgebiet und die Menschen hier ins Herz geschlossen, das ist schon ein Klasseverein.“ Und an die Fans ein letzter Gruß: „Es war mir immer eine Ehre, für RWE zu spielen.“ Das haben die Fans ihm bis zuletzt abgenommen.
Etwas nüchterner sah es der RWE-Vorsitzende: „Enzo hat wohl für sich die richtige Entscheidung getroffen. In Rödinghausen gibt es gutes Geld zu verdienen. Allerdings glaube ich, dass die wirtschaftliche Komponente mit der sportlichen nicht mithält.“ Was Uhlig sagen will: Die Haltung der Rödinghauser, nicht in Liga Drei zu wollen, sieht er als grundsätzlich an.